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Mehr als 80 Obstbäume hat die Initiative Woods Up im vergangenen November in Potsdam gepflanzt.

© Andreas Klaer

Kampf gegen den Klimawandel: Neue Bäume von Babelsberg bis Bosnien

Der Potsdamer Verein Woods Up hat durch das Bürgerbudget 80 Bäume in der Stadt gepflanzt und plant weitere Projekte - auch im Ausland. Es gibt aber auch Probleme.

Potsdam - Mehr Bäume gegen den Klimawandel – das ist die Grundidee des Potsdamer Vereins Woods Up. Seit 2018 hat die ehrenamtliche Organisation in Potsdam und Umgebung zahlreiche neue Bäume gepflanzt und gießt diese im Sommer regelmäßig. Eine Initiative, die bei vielen Potsdamer:innen auf Gegenliebe stößt: Im Herbst vergangenen Jahres hatte Woods Up mit dem Bürgerbudget-Vorschlag, Bäume auf öffentliche Flächen zu pflanzen, großen Erfolg: „Wir haben mit über 1500 Punkten mit Abstand die meisten Stimmen in den Stadtteilen Babelsberg, Zentrum Ost und Klein Glienicke bekommen - wir haben uns mega gefreut!“, sagt Laura Thyrolf von Woods Up.

Die Stadt stellte daraufhin 5000 Euro zur Verfügung, mit denen die Freiwilligen im November über 80 Obstbäume von alten Sorten pflanzten, darunter Quitten, Äpfel, Kirschen, Pflaumen, Mirabellen und Maulbeeren. Dabei handelte es sich nicht um Setzlinge, sondern um dreijährige Obstbäume, die vor allem auf Schul- und Kitageländen eingepflanzt wurden: Sie fanden unter anderem bei der Voltaire-Schule, bei der Goethe-Schule, der Bruno-H.-Bürgel-Schule oder bei der Kita Sonnenschein ein neues Zuhause, aber auch in den Außenbereichen der Jugendtreffs Ostbloq und Zimtzicken.

Laura Thyrolf hält es für wichtig, neue Bäume in Potsdam zu pflanzen. 
Laura Thyrolf hält es für wichtig, neue Bäume in Potsdam zu pflanzen. 

© Andreas Klaer

„Wir haben auch Aufrufe gestartet, ob Privatpersonen auf ihrem Grundstück die Bäume einpflanzen wollen“, sagt Thyrolf. Tatsächlich fanden sich einige Potsdamer:innen, die dazu bereit waren und die Bäumchen nach einer kurzen Einführung zum Thema Pflege und Obstschnitt mitnehmen konnten. Eine der Flächen, die Woods Up ebenfalls neu bepflanzt hat, befindet sich an der Friedrich List-Straße zwischen dem Umspannwerk und dem benachbarten Wohnblock: Hier stehen seit kurzem 18 Maulbeerbäume.

Größtes Aufforstungsprojekt findet in Beelitz statt

Thyrolf findet es wichtig, neue Bäume in der Stadt zu pflanzen: „Im den letzten Jahren wurden viel mehr Bäume gefällt, als von der Stadt als Ausgleich nachgepflanzt werden konnten.“ Tatsächlich wurden 2020 insgesamt 765 Fällungen vorgenommen, dem standen lediglich 490 Neupflanzungen gegenüber. „Ich glaube, die Stadt ist ganz froh, dass wir das hier machen“, sagt Thyrolf.

Die größten Aufforstungsprojekte von Woods Up finden jedoch außerhalb der Stadtgrenzen statt, zum Beispiel in Beelitz: „Die Frenzelscholle Verwaltungs-GmbH hat uns angeschrieben, ob wir ihnen helfen können, ihren 30 Hektar großen Kiefernwald in einen Mischwald umzuwandeln“, sagt Thyrolf. Woods Up will hier im Laufe der nächsten Jahre Laubbäume aussäen, dazu müssen allerdings zunächst einige der Kiefern gefällt werden: Das ist nötig, damit die jungen Eichen und Buchen Platz haben und genug Licht bekommen. 

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Das eigentliche Problem sind jedoch Rehe und Wildschweine: Um diese daran zu hindern, die jungen Triebe zu fressen, bevor sie groß genug sind, muss um das Gebiet für fünf bis zehn Jahre ein Zaun errichtet werden. Fördermittel dafür zu bekommen, sei jedoch sehr schwer, sagt Thyrolf: Woods Up sucht derzeit nach Spenden für das Projekt.

Auch im Ausland aktiv

Die Aktivitäten des rund 20 Mitglieder starken Vereins beschränken sich nicht nur auf Deutschland: Im Herbst wollen die Freiwilligen nach Bosnien fahren, um dort tausend Bäume zu pflanzen. Ein in Berlin ansässiger Künstler hatte Woods Up kontaktiert: Er möchte auf dem Grundstück seiner Eltern in Bosnien einen Permakulturpark errichten.

Das mit Abstand größte Woods Up-Projekt befindet sich in Island: Schon zweimal waren die Freiwilligen auf der Insel, im vergangenen Jahr hatten sie dort 20 000 Bäume gepflanzt. „Anfang Mai fliegen wir wieder hin, diesmal werden wir 40 000 pflanzen“, sagt Thyrolf. Der Chef der isländischen Forstbehörde freue sich bereits auf die Potsdamer:innen: „Er hat gesagt, dass wir letztes Jahr sehr effektiv gearbeitet haben.“

Insgesamt werden die sieben Freiwilligen acht Tage in dem Küstenort Hafnasandur verbringen, der etwa eine Autostunde von Reykjavík entfernt liegt. Das heißt: Jeder muss täglich rund 700 Setzlinge in den Boden bringen. „Das ist zu schaffen“, sagt Tyhrolf. „Man kann 1500 Bäume am Tag pflanzen, wenn man gut ist.“ Und das alles ohne Bezahlung: Zwar hat Woods Up durch einen Förderantrag an die Organisation Reforest Action die Kosten für die Setzlinge decken können, Anreise und Unterkunft müssen sie aber selbst bezahlen.

Von solch umfangreichen Projekten kann Woods Ups in Deutschland nur träumen: Nur selten werden dem Verein große und zusammenhängende Flächen für Baumpflanzungen zur Verfügung gestellt. Die Umweltaktivist:innen beklagen, dass in der deutschen Politik immer noch nicht angekommen sei, dass man langfristig gesunde Mischwälder brauche, um den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen: „Es geht darum, dass der Wald wieder mehr als Schutzraum gesehen wird, und nicht nur als Nutzplantage“, sagt Thyrolf. Aus diesem Grund möchte die Initiative in Zukunft auch politisch mehr Druck machen, damit Aufforstungsprojekte einfacher und unbürokratischer umgesetzt werden können.

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