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Ab dem 26. November hat der Weihnachtsmarkt auf der Brandenburgerstraße in der Potsdamer Innenstadt geöffnet.

© Varvara Smirnova

Kampf dem Plastikbecher: Mehr Umweltschutz auf Potsdams Weihnachtsmärkten

Ohne Plastikbecher: Potsdams Weihnachtsmärkte bemühen sich um mehr Umweltfreundlichkeit. Doch anderswo ist man weiter.

Potsdam - Lichter strahlen, Glühwein wird ausgeschenkt und überall riecht es nach Grünkohl und gebrannten Mandeln – so wird es ab nächster Woche auf den Weihnachtsmärkten in Potsdam und anderswo zugehen. Doch der fröhliche Konsum zur Adventszeit ist für die Umwelt alles andere als ein Segen: Weihnachtsmärkte verbrauchen viel Strom und produzieren große Mengen Müll.

Die Betreiber wollen nun versuchen, das nachhaltiger zu gestalten. „Wir haben mittlerweile alles an Beleuchtung auf LEDs umgestellt“, sagt Manuela Damm, Mitarbeiterin der Coex GmbH, die den Weihnachtsmarkt „Blauer Lichterglanz“ auf der Brandenburger Straße sowie den Böhmischen Markt in Babelsberg veranstaltet. Die Umstellung von Watt-Birnen auf LEDs ist mittlerweile auf vielen Weihnachtsmärkten gängig, immerhin lassen sich damit rund 90 Prozent des Stromverbrauchs der Märkte einsparen. Auch die Inhaber der rund 160 Verkaufsstände vom „Blauen Lichterglanz“ nutzten größtenteils LEDs, sagt Damm.

Der Weihnachtsmarkt auf der Brandenburger Straße ist nicht nur der größte in Potsdam, sondern auch in Brandenburg: Jährlich besuchen ihn zwischen 800.000 und einer Million Menschen. Zahlen, wieviel Müll dabei anfällt, gibt es nicht. Zum Vergleich: Beim Striezel-Markt in Dresden, der im Schnitt zwei bis 2,5 Millionen Besucher hat, fielen im vergangenen Jahr rund 47 Tonnen Müll und 8,5 Tonnen kompostierbare Abfälle an.

Kein Plastikverbot

Auch hier versucht Coex zu vermeiden, was geht: „Wir trennen Papier, Plastik und Restmüll, Bioabfälle zu trennen ist aber schwierig.“ Es gebe keine Plastikbecher mehr, sondern Pfandtassen aus Keramik. Auch werde nicht mehr zu jedem Brötchen automatisch eine Serviette mitgegeben, so Damm. „Aber Müll auf Weihnachtsmärkten lässt sich nicht zu 100 Prozent vermeiden, denn schon die Händler haben ja viele verpackte Sachen dabei“, sagt Damm. Wo es Müll gibt, soll er wenigstens nicht aus Plastik sein: „Die meisten Händler haben kompostierbares Geschirr“, sagt Damm. „Ein Plastikverbot haben wir aber noch nicht.“

Vorgaben von der Stadtverwaltung, wie umweltverträglich Weihnachtsmärkte zu sein haben, gibt es nicht: Es gibt lediglich die Auflage, ausreichend Behälter für die Trennung von Papier, Plastik und Restmüll aufzustellen. Auf kleineren Weihnachtsmärkten geht es mitunter ökologischer zu: Der vom Stadtteilnetzwerk Potsdam-West organisierte Nikolausmarkt am 30. November nutzt neben Pfandbechern auch Holz- und Porzellangeschirr, LEDs sparen Strom und statt Dixi-Klos gibt es Kompost-Toiletten. „Das, was noch an Müll anfällt, nehmen wir mit nach Hause und verteilen es auf unsere heimischen Tonnen“, sagt Marcel Pilz vom Stadtteilnetzwerk.

Um Nachhaltigkeit bemüht

Der Weihnachtsmarkt am Belvedere auf dem Pfingstberg, der vom 29. November bis zum 1. Dezember stattfindet, bemüht sich ebenfalls um Nachhaltigkeit: „Apfelsaft kommt bei uns aus der Glasflasche und der Glühwein aus wiederverwendbaren Pfand-Kanistern“, sagt Andrea Lütkewitz, Sprecherin vom Pfingstberg-Verein. Als Trinkgefäße dienen entweder plastikfreie Einwegbecher aus hundertprozentig recycelbarem Bio-Material oder Keramiktassen, die zusammen mit dem Inhalt verkauft werden. Auch das Geschirr ist weitgehend plastikfrei. Die mit LEDs behängten Tannenbäume kommen vom Werderaner Tannenhof und werden nach dem Markt an Helfer und Unterstützer verschenkt.

Letzteres passiert beim „Blauen Lichterglanz“ nicht, da der Markt erst am 29. Dezember vorbei ist. Bis zu 500 Weihnachtsbäume stellt Coex jährlich auf der Brandenburger Straße und am Luisenplatz auf. Aus der Region kommen sie aber nicht, sondern aus Bayern: „Da Coex noch viele andere Weihnachtsmärkte betreibt, kaufen wir unsere Tannenbäume immer zusammen von einem Händler“, so Damm.

Biogeschirr und -besteck

Anderswo ist man mit Auflagen schon weiter. Auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche, einem von mehr als 90 in der Hauptstadt, drohe der Schaustellerverband den Händlern mit einer Geldbuße, wenn sie Plastikgeschirr verwenden, teilte Sprecherin Angelika Grüttner mit. Die sächsische Stadt Großenhain hat nach einem Testlauf im Vorjahr für 2019 vertraglich vereinbart, dass die Händler Biogeschirr und -besteck benutzen müssen, zum Beispiel aus Maisstärke. Das habe aber nicht zwangsläufig weniger Müll zur Folge, erklärt Stadtsprecherin Diana Schulze: „Die Menge bleibt fast gleich, nur das Ergebnis der Verwertung ist anders.“

In Leipzig werden die bis zu 1000 Tannen, die den Markt dort schmücken, kurz vor Heiligabend verschenkt. Auch Chemnitz macht das dieses Jahr erstmalig. Leipzigs Erfahrungen aus den vergangenen Jahren: Bis auf wenige Ausnahmen würden alle Bäume mitgenommen, sagt Rathaussprecher Thorsten Vollstädt. (mit dpa)

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