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Historische Aufnahme von Schloss Sanssouci. 

© Library of Congress, Washington, D.C.

Kalender mit historischen Fotos: Buntes Potsdam aus der Library of Congress

Der neue Kalender von Peter Rogge zeigt historische Potsdamer Stadtansichten – diesmal in Farbe. Ein großer Teil davon stammt aus einer der bedeutendsten Bibliotheken der Welt.

Potsdam - Warum in die Ferne schweifen? „Sieh, das Gute liegt so nah“, heißt es doch in Goethes Vierzeiler „Erinnerung“. Doch mitunter kann sich auch die Suche in der Ferne durchaus lohnen. Diese Erfahrung machte jedenfalls der Grafikdesigner Peter Rogge bei der Fahndung nach alten Aufnahmen der früheren Residenzstadt für seinen neuen Potsdam-Kalender. 

Fündig wurde er nämlich jenseits des „Großen Teichs“. Weit über 100 Jahre alte Photochrom-Drucke mit Ansichten von Potsdam fand Rogge in der Library of Congress, der Forschungsbibliothek des Kongresses der Vereinigten Staaten von Amerika. Eine Aufnahme der Historischen Mühle von Sanssouci ist ebenso darunter wie der Blick über das Neptunbassin hinüber zum Stadtschloss oder auch eine Ansicht des burgähnlichen Schlosses Babelsberg. Rogges historischer Kalender für das Jahr 2021 vereint unter dem Titel „Potsdam in Farbe“ zehn Photochrom-Drucke, aber auch drei kolorierte Dias, die Rogge über das Internetportal Ebay erstanden hatte. Eine dieser Dia-Aufnahmen aus der Zeit um 1890 zeigt das Schloss Sanssouci und seine Terrassen mit der damals noch gänzlich anders aussehenden Bepflanzung – durchaus eine Entdeckung.

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Um an die Photochrom-Drucke aus der Kongressbibliothek zu gelangen, musste Peter Rogge indes keine Forschungsreise nach Amerika antreten. Die Drucke waren nur einige Mausklicks vom heimischen Schreibtisch entfernt. „Die Sammlung ist super gut“, sagt Rogge über die Fotoschatzkammer in Washington. „In einer enorm hohen Auflösung“ habe er dort die Digitalisate der betagten Originale herunterladen können. Während Rogge in seinen früheren historischen Potsdam-Kalendern oft den Blick auf heute vergessene Details im Stadtbild lenkte, stehen dieses Mal bekannte Hingucker Potsdams im Fokus. 

Besonderes Druckverfahren

Das Besondere daran: Obwohl mehr als 100 Jahre alt, präsentieren sich die Bilder in einem farbigen Gewand. Um echte Farbfotografien handelt es sich dabei allerdings nicht. Photochrom-Drucke entstehen in einem Druckverfahren auf der Grundlage des Negativs einer Schwarz-Weiß-Fotografie. Der Lithograph Hans Jakob Schmidt hatte die Technik bei der Züricher Firma Photochrom erfunden. Das Unternehmen, später in Photoglob umbenannt, erschloss sich Ende des 19. Jahrhunderts mit den farbigen Ansichten von Landschaften, Panoramen und Bauwerken schnell einen großen Markt. Ende der 1880er-Jahre gingen die ersten Photochrom-Drucke in den Verkauf.

Die Mühle am Park Sanssouci. 
Die Mühle am Park Sanssouci. 

© Library of Congress, Washington, D.C.

Da die Farben bei diesem Druckverfahren jedoch nicht direkt als Information auf dem Negativ des Fotos enthalten sind, entsteht die Farbigkeit erstmals im Verlauf des Druckvorgangs. Die exakte Annäherung an das Original ist so nicht ganz einfach. Wenn nicht genau klar ist, wie das schwarz-weiß fotografierte Original wirklich aussieht, kann sich beim Drucken schnell ein falscher Farbton einschleichen. So geschehen beim August-Bild im Kalender. Es zeigt einen Photochrom-Druck von den Communs am Neuen Palais. Der Sockel erscheint dabei fälschlicherweise in einem Rotton. Ocker wäre wohl die bessere Farbwahl gewesen. Doch vielleicht war der Sockel Ende des 19. Jahrhunderts tatsächlich einmal rot gestrichen? Nein, sagt Rogge, er habe sich bei der Schlösserstiftung vergewissert: So hat der Sockel nie ausgesehen.

Rätselhafte Friedenskirche

Auch die Abbildung der Friedenskirche auf dem Dezemberblatt des Kalenders gibt Rätsel auf. Wer genau hinschaut, sieht an den Lichtverhältnissen, dass die dem Druck zugrundeliegende Schwarz-Weiß-Aufnahme am Vormittag entstanden sein muss. Das leichte Abendrot am Horizont mag der romantischen Stimmung, die dem Motiv ohnehin schon innewohnt, durchaus zuträglich sein – korrekt ist der rötliche Stimmungsmacher am Himmel nicht. Denn: Ohne Abend kein Abendrot.

Damit sind die Aufnahmen im neuen Kalender in doppelter Weise ein Zeitzeugnis Potsdams: So also sahen die fotografierten Objekte Ende des 19. Jahrhunderts aus – zumindest von ihren Konturen her. Und so hat man sie samt Spaziergängern in Szene gesetzt: romantisch und irgendwie stilvoll. Die neben den Bauwerken abgebildeten Menschen wirken mit ihren Hüten und der damaligen Kleidung beinahe so, als habe sie ein Regisseur auf die Freiluftbühne gestellt. Dieses Bemühen um Romantik „zieht sich durch die Photochrom-Welt“, sagt Rogge. „Das Zille-Milieu ist überhaupt nicht zu sehen.“  

Historischer Kalender Potsdam 2021 von Peter Rogge
Historischer Kalender Potsdam 2021 von Peter Rogge

© Promo

„Potsdam in Farbe“ - historischer Potsdam-Kalender für 2021. Größe: 32 x 48 cm. Erhältlich zum Preis von 18,90 Euro unter anderem im PNN-Shop bei Brandenburgs Beste in der Wilhelm-Galerie sowie online unter www.potsdamkalender.de (dort zzgl. Versandkosten: im Inland 4,50 Euro)

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