zum Hauptinhalt
Ausgezeichnet. Jenny Pöller (l.) vom Autonomen Frauenzentrum überreichte am Freitag den Hexenbesen an Gudrun Perko, Professorin an der Fachhochschule Potsdam.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Kämpferin für Chancengleichheit

Die FH-Professorin Gudrun Perko hat vom Autonomen Frauenzentrum für ihr Engagement den diesjährigen Hexenbesen verliehen bekommen

Den Frauentag findet sie nicht überflüssig. Denn noch immer gebe es für eine wirkliche Gleichberechtigung von Frauen und Männern viel zu tun. Gleicher Lohn beispielsweise sei noch keine Selbstverständlichkeit. Auch die #MeToo-Bewegung findet Gudrun Perko wichtig, um Sexismus in die Öffentlichkeit zu bringen, wie sie im März in einem PNN-Interview erklärte. Die Professorin an der Potsdamer Fachhochschule hat viel zu sagen, wenn es um Chancengleichheit geht. Nun wurde die 55-Jährige für ihr Engagement geehrt. Das Autonome Frauenzentrum Potsdam überreichte ihr am Freitag den Hexenbesen, einen Preis für besondere Frauen.

„Ich fühle mich total geehrt und bin tatsächlich überrascht“, sagte Perko bei der Verleihung. Die Mitarbeiterinnen des Frauenzentrums fingen sie auf dem Weg zu einem ihrer Seminare an der FH ab, an der sie seit 2010 als Professorin arbeitet. Perko bekommt den Preis für ihren engagierten Einsatz und die Sensibilisierung für soziale Gerechtigkeit, Chancengleichheit und Antidiskriminierung, wie es vom Frauenzentrum heißt. „In diesem Jahr wollen wir mit der Preisverleihung auch darauf aufmerksam machen, dass Rassismus, Antisemitismus und Konservatismus auf dem Vormarsch sind“, sagte Jenny Pöller vom Frauenzentrum bei der Vergabe. Der Preis wird seit 1994 immer um die Walpurgisnacht am 30. April herum an aktive und engagierte Frauen überreicht, damit sie mit Schwung und Kraft für die Interessen von Frauen kehren. Die verstorbene ehemalige Brandenburger Sozialministerin Regine Hildebrandt (SPD) war eine der Ersten, die die Auszeichnung entgegennehmen durften. Im letzten Jahr ging der Hexenbesen an die Potsdamerin Petra Junker, eine Angestellte der Mittelbrandenburgischen Sparkasse.

Über die Wichtigkeit des Themas Diskriminierung in all seinen Formen weiß Perko bestens Bescheid. Sie hat zunächst Soziale Arbeit in Wien studiert und lange Zeit im Sozialbereich gearbeitet, etwa in Jugendzentren oder im psychosozialen Dienst. Nach einem Philosophiestudium schlug sie ihre wissenschaftliche Karriere ein. In ihrer Arbeit, Forschung und Lehre hat sich die 55-Jährige stets mit Themen wie sozialer Gerechtigkeit, Diskriminierung, Diversity, Queer und Gender auseinandergesetzt. „Ich denke, es gibt überall strukturelle Diskriminierung“, sagt Perko, die an der FH als Professorin für Gender, Diversity und Mediation am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften tätig ist. Unter struktureller Diskriminierung versteht Perko das Ineinandergreifen von individueller, institutioneller und gesamtgesellschaftlicher Diskriminierung. Die gebürtige Österreicherin, die von 2011 bis 2014 auch die zentrale Gleichstellungsbeauftragte an der FH war, meint, dass sich an der Potsdamer Institution in den vergangenen Jahren in dem Bereich viel getan hat. „Die Themen sind sehr präsent an der Fachhochschule. Aber so etwas kann man nie alleine ausrichten.“ An der FH habe sie viele Verbündete unter den Kollegen und Studenten gehabt. Zur Zeit versuche der Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften, ein Diversity-Leitbild zu konzipieren. Außerdem solle es bald eine Veranstaltungsreihe zu Themen wie Sexismus, Rassismus oder Klassismus geben. Die dringendste Aufgabe sieht Perko darin, andere für den Einsatz gegen Diskriminierung zu gewinnen. „Es geht darum, Bündnisse zu schließen.“ Perko erarbeitet auch immer wieder konkrete Handlungsanleitungen. So hat sie gemeinsam mit zwei anderen Expertinnen ein Weiterbildungsprogramm entwickelt, das den Teilnehmern praktisches und theoretisches Handwerkszeug gegen Diskriminierungen mit an die Hand gibt.

Sarah Stoffers

Zur Startseite