zum Hauptinhalt
Alter Adel. Johannes von der Osten-Sackens Familienzweig stammt aus dem Baltikum.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Jurist mit royalen Bezügen

FDP-Fraktionschef von Osten-Sacken ist im Gegensatz zu seiner Vorgängerin ein Mann der leisen Töne

Von Peer Straube

Den Namen muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Johannes Baron von der Osten genannt Sacken. Klingt nach einer Ahnengalerie, die bis zum Urknall zurückreicht, nach einer Stammburg, deren hohe, dunkle Hallen von Jagdtrophäen und kostbaren Gobelins strotzen.

Nun, nicht jedes Klischee stimmt. Der Baron jagt zwar tatsächlich gern, einen Kamin hat seine Wohnstatt auch, doch hat das gemütlich-schlichte Häuschen in der Estorff-Siedlung am Neuen Garten nichts von einer herrschaftlichen Burg. Von der Osten-Sacken, Nachfahr eines uralten baltischen Adelsgeschlechts, übt einen gleichfalls uralten Beruf aus – er ist Richter am Potsdamer Landgericht. Doch nebenbei ist er seit vier Monaten auch Fraktionschef der FDP in der Stadtverordnetenversammlung. Der Unterschied zwischen ihm und seiner Vorgängerin Martina Engel-Fürstberger könnte größer kaum sein. Im Gegensatz zur quirligen, streitbaren Engel-Fürstberger setzt von der Osten-Sacken auf die leisen Töne. Wichtig sei ihm, dass ein Ziel erreicht werde, nicht wer dafür die Lorbeeren einheimse, sagt der 51-Jährige. Als Beispiel nennt er die aktuelle Haushaltsdebatte. Mit ihren Forderungen an den Stadtkämmerer, endlich die Etatbilanzen der letzten Jahre vorzulegen, um über den Haushalt nicht immer im „Blindflug“ beraten zu müssen, hätten CDU und SPD eine alte Liberalenforderung aufgenommen, sagt von der Osten-Sacken. Natürlich gebe es auch parteiinterne Diskussionen, ob man den eigenen Anteil an bestimmten Entscheidungen „a la Scharfenberg“ herausheben müsse. Der Fraktionschef der Linken gilt als Meister, wenn es um das Herausstreichen eigener Erfolge geht.

Zur Politik fand der gebürtige Marburger erst spät. Aufgewachsen ist er in Hannover, es folgte ein Jurastudium in Marburg, das Examen legte er in München ab – wurde gleich zum Richter ernannt. Und kam 1992 ans damalige Bezirksgericht nach Potsdam. „Ich wollte hierher“, sagt von der Osten-Sacken. Die Stadt habe ihm von Anfang an gut gefallen, zumal seine Familie hier auch Wurzeln hat. Carl Fürst von der Osten genannt Sacken, auf dessen Neffen der Familienzweig des FDP-Fraktionschefs zurückgeht, wurde 1777 von Friedrich II. zum Kriegsminister ernannt. Ein Vorfahr mütterlicherseits, der Schweizer Gelehrte Nicolas de Beguelin, war Erzieher Friedrich Wilhelms II. Eine Miniaturkopie hängt im Wohnzimmer des Barons, das Original nur einen Steinwurf weit entfernt – im Marmorpalais, dem Kronprinzenschloss Friedrich Wilhelms II.

Mitglied der FDP ist von der Osten-Sacken erst seit drei Jahren. An der Stadtpolitik reizt ihn die „Atmosphäre, der Arbeitston“ hier in Potsdam. „Sehr offen und ohne Barrieren“ werde versucht, nach „Ansätzen für vernünftige Lösungen“ zu suchen. Wichtigste Themen sind für von der Osten-Sacken derzeit die Bildungspolitik und die weitere Gestaltung der Potsdamer Mitte. Oberste Priorität habe indes die Haushaltskonsolidierung. „Das ist zwar weniger plakativ, als irgendwelche segensreichen Sozialausgaben zu beschließen“, sagt er, „aber es verschafft uns im Etat dann die Spielräume, die wir dafür brauchen“. Peer Straube

Zur Startseite