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Landeshauptstadt: Jungkicker müssen für das „Karli“ zahlen

Karl-Liebknecht-Stadion: Kostenlose Nutzung durch Turbine Potsdam sorgt weiter für heftigen Streit

Babelsberg - Es ist kaum zu glauben: Während die erfolgreichen Fußballerinnen von Turbine Potsdam für ihre Spiele kostenlos das Karl-Liebknecht-Stadion nutzen dürfen, muss der Verein Concordia Nowawes für das Training seiner jungen Kicker im „Karli“ rund 500 Euro Platzmiete pro Monat berappen. Das bestätigte Concordia-Vereinschef Alexander Kallenbach den PNN auf Anfrage.

Den Verein Concordia Nowawes gibt es seit sechs Jahren, Kinder und Jugendliche sollen frei von Leistungsdruck Fußball spielen. Insofern fand es Kallenbach „sehr eigenartig“, als er diese Woche in der Zeitung lesen musste, dass der Frauenfußballverein Turbine Potsdam weiterhin nichts zahlen muss, wenn er im „Karli“ spielt – und das, obwohl der Klub jährliche Kosten in Höhe von 87 000 Euro verursacht. Doch eine Beteiligung mit zumindest 30 000 Euro lehnt Turbine ab. Die Stadt kündigte in dem Zusammenhang an, ihre Zuschüsse für den 415 000 Euro teuren Stadionbetrieb pro Jahr auf 305 000 Euro zu verdoppeln. Kallenbach sagte, Concordia erhalte keine solche Unterstützung – und anders als Turbine dürfe sein Verein das „Karli“ eben nicht kostenlos nutzen.

Die Stadtverwaltung kennt die Situation. Zwar gelte in Potsdam, dass alle Vereine die kommunalen Sportstätten kostenlos nutzen könnten, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. Allerdings sei das „Karli“ vor zehn Jahren per Erbpachtvertrag an den SV Babelsberg 03 übertragen worden. Damit könne der Verein seine Sportflächen auch vermieten – etwa an Concordia Nowawes. Für Turbine dagegen gelte ein zehn Jahre alter Vertrag, wonach das Stadion bis 2042 für Punktspiele kostenlos genutzt werden kann. Auf anderen Sportflächen der Stadt könne Concordia aber kostenlos trainieren. Kallenbach sagte , nur wegen des Mangels an verfügbaren Fußballplätzen in Potsdam habe der Verein im vergangenen Herbst ins „Karli“ ausweichen müssen. Wie berichtet setzt sich Concordia seit Jahren – erfolglos – für einen neuen Bolzplatz zwischen Babelsberger Park und Nuthestraße ein.

Auch die Stadtpolitik debattiert darüber, dass sich Turbine nicht an den Kosten fürs „Karli“ beteiligt. Linke-Kreischef Sascha Krämer forderte mehr „solidarisches Verhalten“ von dem Verein. Innerhalb der vergangenen Jahre sei Frauenfußball attraktiver geworden, die Einnahmen von Turbine hätten sich erhöht. Daher sollte der Verein von sich aus mehr zum Unterhalt des „Karli“ beitragen, so Krämer. Bemerkenswert an dem Vorstoß ist auch, dass der Vize-Präsident von Turbine ein Parteifreund von Krämer ist: der Stadtverordnete Rolf Kutzmutz. Am Donnerstagabend war er für eine Stellungnahme zur Forderung von Krämer nicht zu erreichen. SVB-03-Geschäftsführer Klaus Brüggemann bekräftigte seine Forderung, dass sich Turbine stärker als bisher an den Stadionkosten beteiligen soll.

Indes fordert die FDP ein komplettes Umdenken bei der Sportförderung. Angesichts der „gravierenden Ungerechtigkeiten“ zwischen Potsdamer Sportvereinen sollten künftig alle Vereine angemessen an entstehenden Kosten beteiligt werden, sagte FDP-Fraktionschef Johannes von der Osten-Sacken. In den Verhandlungen zum Doppelhaushalt müssten die Gebühren für städtische Sportanlagen dringend neu verhandelt werden.

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