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Julien Norman Melke ist nicht nur Bootsbauer, sondern auch begeisterter Wassersportler. 

© Andreas Klaer

Julien Melke (25) kann sich vor Aufträgen kaum retten: Dieser Potsdamer Bootsbauer ist bis Mitte 2020 ausgebucht

Der Potsdamer Julien Melke restauriert Schiffe direkt beim Kunden – und wird trotz seines jungen Alters mit Aufträgen überhäuft. Ab Herbst will er sogar selbst ausbilden.

Von Birte Förster

Potsdam - Gebrochene Holzfensterrahmen, morsche Bretter und an vielen Stellen blättert die Farbe ab: Das alte Holzsegelschiff von 1950 ist nicht mehr in seinem besten Zustand. Selbst Laien können erkennen, dass es sich so wohl nicht lange an der Wasseroberfläche halten dürfte. Das kleine Schiff liegt derzeit in der Werkstatthalle von Julien Norman Melke im Industriegebiet Rehbrücke

Auf bestimmte Arbeiten freut Melke sich besonders

Für den Boots- und Schiffbaumeister besteht genau in solchen Herausforderungen ein besonderer Reiz. Bei dem maroden Boot sei eine Komplettrestauration nötig. „Das sind so Arbeiten, da freut man sich als Bootsbauer“, sagt Melke. „So ein altes Schiff wieder zum Leben zu erwecken.“

Der 25-Jährige hat sich im vergangenen Jahr selbstständig gemacht. Im Frühjahr 2018 hat er seine Meisterprüfung abgelegt. Als einer von deutschlandweit gerade einmal zwei Boots- und Schiffbaumeistern mit der Spezialisierung Yachttechnik hätten ihm Ausbilder hervorragende Chancen ausgerechnet. Und tatsächlich: Schon jetzt kann sich der junge Bootsbauer vor Aufträgen kaum retten. 250 Stammkunden habe er bereits und sei bis Mitte 2020 ausgebucht, sagt Melke.

Ab Herbst 2019 will Melke auch Azubis beschäftigen

Er plant, einen Mitarbeiter einzustellen und möchte ab Herbst dieses Jahres auch ausbilden. Zu seinem Aufgabenbereich zählen eine ganze Bandbreite an Tätigkeiten, wie verschiedene Holz-, Metall- oder Lackarbeiten sowie Bootselektrik oder Motorenwartung. Daran, dass Bootsbauer wie er gebraucht werden, hat er keinen Zweifel. „Der Wassertourismus in Potsdam explodiert“, sagt er.

Eine Besonderheit ist auch, dass Melke einen mobilen Service anbietet, sodass er direkt zu den Kunden fahren kann, um die Schiffe vor Ort zu reparieren und diese nicht erst in eine Werft transportiert werden müssten. Für seinen mobilen Service hat er sich etwas einfallen lassen: Bei einem Händler in Frankfurt am Main kaufte er einen alten Feuerwagen, der früher bei der Feuerwehr in Österreich im Einsatz war. Er habe ein einfaches, aber massives Auto mit Allradantrieb gebraucht, erklärt der Bootsbauer. 20 000 Euro investierte er, um das Fahrzeug umzubauen.

Das Feuerwehr-Auto hilft auch beim Marketing

Er stattete es mit einer Arbeitsplatte, Sortierkästen für verschiedene Arbeitsmaterialien, einer Alarmanlage sowie einer Rückfahrkamera aus. Außerdem ließ er den Motor komplett überholen. Das Konzept ging auf. Mittlerweile kenne man ihn als „den mobilen Bootsbauer mit der Feuerwehr“, erzählt Melke. Marketingtechnisch sei das nicht schlecht, sagt er und lächelt.

Seit Dezember hat er aber nun auch die Halle in der Straße Am Buchhorst, die zusätzliche Vorteile bietet, weil er nun auch dort arbeiten kann und außerdem Platz für die Lagerung von Material hat. In den Sommermonaten will er aber wieder vor allem mit seinem Feuerwehrwagen im Einsatz sein. Langfristig sei sein großes Ziel, eine eigene Werft zu haben – mit Kränen, Steganlagen und großen Hallen. „Da will ich hin“, sagt der Jungunternehmer zielgerichtet.

Melke sagt über sich: "Ich war schon immer eine Wasserratte"

Dass er ausgerechnet einen Handwerksberuf mit Bezug zum Wasser ausgewählt hat, ist kein Zufall. „Ich war schon immer eine Wasserratte“, sagt Melke. Und ist selbst auch heute noch gerne auf dem Wasser. Seit 16 Jahren sei er Mitglied im Ruderclub am Wannsee und übt neben dem Rudern verschiedene Wassersportarten wie Surfen aus.

Die Liebe für Boote und Wasser wird er nun wohl auch an seine kleine Tochter weitergeben. Zur Geburt des Kindes im November 2017 baute er eine sogenannte Schiffswiege nach Plänen eines amerikanischen Bootsbauers. An einem Holzständer hängt an Metallketten ein kleines Boot aus hellem Holz. In dem Bootbettchen habe seine Tochter viel gelegen, sagt er. Mittlerweile habe sie aber angefangen zu krabbeln und sei dafür nun zu groß. 

Die Schiffswiege steht nun in seiner Werkstatthalle. Dabei soll es aber nicht bleiben. Melke hat schon Ideen, wie er die Wiege umbauen kann – indem er sie mit einem Sitz ausstattet. Dazu soll ein kleines Steuerrad kommen. Fast schon wie auf einem echten Schiff.

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