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Rabbiner Ariel Kirson ist der Nachfolger des langjährigen Potsdamer Rabbiners Nachum Presman.

© privat

Jüdisches Leben in Potsdam: Neuer Rabbiner fordert schnellen Synagogenbau

Der neue Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Stadt Potsdam weist die Kritik der Synagogengemeinde am Bauprojekt zurück. Potsdams Juden feiern Neujahrsfest.

Potsdam - Nach dem jüdischen Kalender hat das Jahr 5781 begonnen. Die Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam (JGSP) feiert das Neujahrsfest erstmals mit ihrem neuen Rabbiner Ariel Kirson. Der meldet sich nun auch im Streit um die Synagoge zu Wort.

Presman nur noch für Synagogengemeinde tätig

Das Fest Rosch ha-Schana hat am Freitagabend begonnen und dauert im orthodoxen Judentum traditionell zwei Tage. Es soll die Gläubigen an die Schöpfung und an den Bund zwischen Gott und dem Volk Israel erinnern. Mit dem Neujahrsfest beginnen zehn Tage, an denen die Juden Bilanz ziehen über ihr ethisches und religiöses Verhalten im vergangenen Jahr und sich gleichzeitig für das neue Jahr zu guten Taten verpflichten. Diese "ehrfurchtsvollen Tage" enden mit dem Versöhnungsfest Jom Kippur, das nach dem gregorianischen Kalender in diesem Jahr auf den 27. und 28. September fällt. 

Zum ersten Mal feiern die Mitglieder der JGSP mit dem Rabbi Ariel Kirson. Der Ukrainer folgt auf Nachum Presman, der seit einigen Monaten ausschließlich für die Synagogengemeinde zuständig ist. Die JGSP hatte sich aufgrund des Streits um das Synagogenbauprojekt von Presman getrennt. Die JGSP fordert einen möglichst schnellen Bau des 2011 ins Stocken geratenen Projektes. Doch Presman lehnt die Baupläne des Architektenbüros Haberland ab und fordert grundlegende Änderungen, ebenso wie der Vorsitzende der Synagogengemeinde, Ud Joffe. Nach Ansicht der Synagogengemeinde verstoßen sowohl bauliche als auch gestalterische Elemente gegen jüdische Traditionen.

Rabbiner: "Synagoge sollte endlich gebaut werden"

Ariel Kirson weist das entschieden zurück: "Ich weiß nicht, was das Problem sein soll", sagt er den PNN. Er sei bereits in vielen Synagogen rund um die Welt gewesen, die Bauwerke sähen überall sehr unterschiedlich aus. Was die Synagogengemeinde unter jüdischer Identität verstehe, sei keineswegs allgemeingültig. In der vergangenen Woche hatte die Synagogengemeinde mit einem festlichen Umzug ihr neues Gemeindezentrum in der Kiezstraße eingeweiht. Zahlreiche Teilnehmer waren von außerhalb Potsdams gekommen, zum großen Teil Anhänger der religiösen Bewegung Chabad Lubawitsch. 

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Zu Beginn der Veranstaltung hatte Ud Joffe dem Architekten Jost Haberland vorgeworfen, ein Bauwerk zu errichten, das die Potsdamer Juden spalte. Joffe bezeichnete den Neubau dabei als "Konzentrationsstätte". Dieser Ausdruck, der in den Ohren mancher Zuhörer an die Konzentrationslager der Nazis erinnerte, sei "nicht schön", sagt Kirson. Der Ärger ist ihm anzumerken. Wer so spreche, "beschimpft das jüdische Volk". Seine Gemeinde weise eine solche Ausdrucksweise zurück. "Die Synagoge sollte endlich gebaut werden", sagt der Rabbi. Beide Gemeinden gehören dem orthodoxen Judentum an. 

Ariel Kirson ist in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aufgewachsen und vor acht Jahren nach Deutschland gekommen. Seine Ausbildung hat der 41-Jährige in der Ukraine und in Israel absolviert. Als Wanderrabbi war er bereits in verschiedenen deutschen Gemeinden aktiv, zum Beispiel in Halle, Limburg, Hanau oder Freiburg. Er wisse selbst nicht mehr so genau, wie viele es gewesen sein, meint er. Kirson hofft, länger in Potsdam zu bleiben. Zurzeit wohnt er mit seiner Familie in Berlin. Aber er überlege bereits, in die Landeshauptstadt umzuziehen, sagt er.

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