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So sah die Laubhütte in der Yorckstraße 2017 aus.

© Andreas Klaer

Jüdische Feier in Potsdam gewaltsam gestört: Gemeinde stellt Strafanzeige

Ein Mann soll eine Feier der Gesetzestreuen Jüdischen Gemeinde gewaltsam gestört haben. Nun hat die Gemeinde Anzeige erstattet und wirft der Polizei Fehler vor.

Potsdam - Eine religiöse Feier der Gesetzestreuen Jüdischen Gemeinde ist in Potsdam offenbar gewaltsam gestört worden. Die Gemeinde hat nun Strafanzeige wegen Störung der Religionsausübung gestellt, nachdem ein Gemeindemitglied während der Vorbereitung des Laubhüttenfestes von einer Leiter gestoßen wurde.

Die Polizei konnte am Freitag noch keine Auskünfte zu möglichen Ermittlungen machen. Das Polizeipräsidium, an das die den PNN vorliegende Anzeige per Fax geschickt worden war, verwies auf die Zuständigkeit der Polizeidirektion West. Dort hieß es, man benötige für eine Antwort Zuarbeiten der örtlichen Kriminalpolizei, womit man Anfang der kommenden Woche rechne.

Der Vorfall soll sich laut Anzeige bereits im vergangenen Jahr zugetragen haben, nämlich am 30. September. Seinerzeit habe die Gemeinde das jüdische Sokkot-Fest, auch bekannt als Laubhüttenfest, vorbereitet. Die Feier erinnert an den Auszug aus Ägypten und das damit verbundene Wohnen in provisorischen Hütten. Dafür wird für zehn Tage eine rituelle Laubhütte aufgestellt. Darin wird gefeiert, gegessen und gebetet.

"Vorbereitete Störaktion"

Seit 2013 werde jährlich im Hinterhof der Gemeindeeinrichtung in der Yorckstraße eine Sukka aufgestellt und mit deutlich sichtbaren jüdischen Symbolen dekoriert, erklärt Geschäftsführer Shimon Nebrat in der Anzeige. Der Aufbau werde im Voraus mit einem Aushang in den Häusern angekündigt. Doch ein Nachbar war offenbar nicht einverstanden. In der Anzeige wird von einer gezielten und vorbereiteten Störaktion gesprochen. Zunächst habe der Nachbar an jenem Tag in aggressiver Form verlangt, "mit dem Aufbau der Sukka aufzuhören". Als das nicht passierte, habe er eine Holzbank an die Stelle der Sukka gestellt "und sich mit breit ausgestreckten Beinen darauf gesetzt". 

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Die Gemeindemitglieder hätten versucht, die Arbeiten so weit wie möglich fortzuführen. Ein Gemeindemitglied sei dabei auf eine Leiter gestiegen, um eine Dachlatte anzubringen. Der aggressive Nachbar habe dann mit dem Fuß gegen die Leiter getreten, so dass der darauf stehende Mann herunterspringen musste, dabei stürzte und sich am Knie verletzte. Daraufhin habe man die Polizei gerufen. Die Beamten hätten den Störer nach ihrem Eintreffen auch entfernt und angekündigt, dass eine Strafanzeige von der Polizei selbst gestellt werde.

Anzeige wegen Körperverletzung

Nun habe man aber erfahren, dass die Polizei lediglich eine Anzeige wegen Körperverletzung aufgenommen habe. Der Sachverhalt sei so dargestellt worden, als habe es sich um eine private Auseinandersetzung gehandelt. "Die begangene Störung der Religionsausübung und der damit erfolgte direkte Angriff auf die Jüdische Landesgemeinde ist in dieser Anzeige gar nicht erwähnt worden." Deshalb stelle man diese Strafanzeige nun selbst. 

Die Sache hat eine Vorgeschichte, wie in der Anzeige zu lesen ist. Demnach habe der Nachbar schon in den Vorjahren versucht, das Fest zu verhindern. So soll er 2018 versucht haben, den Platz der Laubhütte mit Gehwegplatten aus Betonstein und einer Holzbank zu blockieren. Im Jahr darauf habe er die Bank sogar am Boden angeschraubt. 

2017 hatten zudem Unbekannte die temporär errichtete Laubhütte in der Yorckstraße als Toilette missbraucht und darin ihre Notdurft verrichtet. Die Polizei ermittelte derzeit wegen Hausfriedensbruchs und Beleidigung. 

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