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JUBILÄUM: Minerva bringt dem Schlossbau Glück

Original der Stadtschlossfigur im HBPG zu sehen / Spenden für weitere fünf Skulpturen

Sein zehnjähriges Bestehen beging gestern der Verein Potsdamer Stadtschloss e.V. Im Mittelpunkt der Feier stand die Göttin Minerva, Beschützerin der Wissenschaften und der Künste. Die 20 000 Euro teure Restaurierung der 1750 von Johann Gottlieb Heymüller geschaffenen Skulptur war aus Spenden finanziert worden, die der Stadtschlossverein gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Mitteschön“ zusammengetragen hatte.

Seit gestern wird das Meisterwerk barocker Bildhauerkunst auf absehbare Zeit im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG) gezeigt. Auf den Theaterflügel eines als Landtag wiederaufgebauten Schlosses kann das restaurierte Original nicht zurückkehren – es bildet aber den Ausgangspunkt für eine Kopie. Auch für deren Anfertigung seien bereits ausreichend Spendenmittel gesammelt worden, informierte der Vereinsvorsitzende Michael Schöne. Restauriert wurde die Minerva von den Bildhauern Kai Rötger und Andreas Klein unter Anleitung von Sanssoucis Spulpturenchefin Katrin Lange.

Die Minerva musste wegen ihres schlechten Zustandes bereits 1932 vom östlichen Marktgiebel des Stadtschlosses abgenommen und ins Depot geschafft werden. Auch damals war sie bereits restauriert und auf dem Schloss durch eine Kopie ersetzt worden. Während diese Kopie bei Kriegsende 1945 im Bombenhagel zerstört wurde, überlebte das Original im schützenden Depot. Es hat nun eine sogenannte museale Restaurierung erfahren, bei der der Sandsteinkörper seine von der Geschichte hinterlassenen Narben nicht verbirgt.

Vor zahlreichen Jubiläumsgästen, darunter Finanzminister Rainer Speer, würdigte Schöne die große Schar aktiver Mitglieder des Vereins, der von sieben Gründern am 25. März 1999 auf etwa 100 Personen angewachsen ist. Besonders herzlichen Beifall erhielt die Kulturwissenschaftlerin Julia Theek, die nicht nur die Idee für die Herausgabe eines Stadtschloss-Kalenders hatte, sondern dafür auch zahlreiche Maler, Fotografen, Museen und schließlich Modedesigner Wolfgang Joop als Autoren gewann. Der in 3000 Exemplaren verkaufte Kalender trug wesentlich zur Finanzierung der Schönheitskur für die Minerva bei.

Michael Schöne erinnerte an die politische Unterstützung durch die damalige Stadtpräsidentin Birgit Müller und die materielle Hilfe von Günther Jauch, die der ursprünglich für das Fortunaportal gegründete Verein erhalten hatte. Dadurch sei das erste Vereinsziel, der Wiederaufbau des Portals, bereits nach drei Jahren erreicht worden. Von diesem Erfolg beflügelt, habe man das Ziel dann auf die Wiederrichtung des gesamten Schlossbaus erweitert. Obwohl die Diskussion um die Architektur des Neubaus teilweise frustrierend gewesen sei, könne der Verein mit dem nun erreichten Stand zufrieden sein, schätzte Schöne ein. Er habe eine weitgehende Annäherung an den Knobelsdorff-Bau durchsetzen helfen. Noch gebe es allerdings, so bei der Innenhofgestaltung, „neuralgische Fragen“, in deren Klärung sich der Verein einbringen werde.

Dazu hatte HBPG-Direktor Kurt Winkler in seiner Begrüßung dem Verein Standhaftigkeit gewünscht und scherzhaft darauf verwiesen, dass Minerva auch als Göttin der strategischen Kriegskunst gilt. Winkler schlug vor, während des Aufbaus des Landtagsschlosses in seinem Haus eine kleine baubegleitende Ausstellung einzurichten.

Der Stadtschlossverein will die Einwerbung von Sponsoren und Spenden nunmehr auf den Skulpturenschmuck konzentrieren, kündigte Schöne an. Dazu sollen, beginnend mit den Figuren der Marktseite, mehrere Angebotskataloge herausgegeben werden. Der Vereinsvorsitzende gab bekannt, dass durch großzügige Spenden, so seitens der Rechtsanwaltfamilie Zumbaum, bereits für fünf Skulpturen die Anfertigung von Kopien gesichert sei. Erhart Hohenstein

Auf dem Empfang zum zehnjährigen Bestehen des Potsdamer Stadtschlossvereins: Birgit Müller, Michael Schöne und Hans-Peter Brüggen gehörten am 25. März 199 zu den insgesamt sieben Gründungsmitgliedern (oberes Foto).

KatrinLange erläutert die Restaurierung der Minerva. Die Leiterin der Skulpturenwerkstatt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg hatte dafür die fachliche Anleitung übernommen (Mitte).

Gorgonenschild und Kopf der Minerva-Skulptur vor ihrer Restaurierung durch die Bildhauer Andreas Klein und Kai Rötger (unten).

Erhart Hohenstein

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