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Sei ein Frosch. Puppenspieler Udo Weber und sein nächster Hauptdarsteller, der Frosch. Er ist genauso lange im Geschäft wie Weber selbst – vor 30 Jahren begannen beide ihre Karriere.

© Andreas Klaer

JUBILÄUM: Ein Frosch im Koffer

Udo Webers Puppenbühne „Burattino“ feiert 30-jähriges Jubiläum – ein Ende ist nicht in Sicht

Auf jede Weltreise nimmt er seinen Koffer mit. Ob er nach Nepal fährt, nach Brasilien oder Finnland, das „Rotkäppchen“ oder „Die drei kleinen Schweinchen“ begleiten Udo Weber überall hin. Und das seit 30 Jahren. So lange gibt es sein Puppentheater „Burattino“ jetzt schon.

Im Haus in der Rosenstraße 35 in Babelsberg ist das ganze Erdgeschoss eine große Theaterwelt: Dort finden sich eine kleine Bühne und der Zuschauerraum, ein Zimmer für die Requisiten und eine gemütliche Küche. Der erste Stock ist nur für Udo Weber reserviert. „Für viele ist das wirklich ein Traum, zuhause zu arbeiten“, sagt Weber. „Schon vor 20 Jahren habe ich meinen Traum Wirklichkeit werden lassen“, sagt er. Denn seitdem gibt es das Puppentheater in Babelsberg.

Seine Puppenbühne „Burattino“, deren Name aus dem Russischen kommt – dort heißt der Pinocchio „Burattino“ – wurde im Juli 1982 als Arbeitsgemeinschaft am damaligen Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft in Potsdam gegründet. Udo Weber hat dort zuerst als Techniker gearbeitet. Aber bald spielte er mit. „Als Kind ich habe gesehen, wie Puppentheater funktioniert: Meine Mutter war Kindergärtnerin, und in einem Urlaub mit Kindern habe ich selbst probiert zu spielen“, erzählt Weber. Doch zuerst dachte er, eine Zukunft beim Theater sei wenig stabil und seriös. Deshalb studiert er zunächst Ökonomie. Aber die Bühne hatte ihn schon in ihren Bann gezogen.

Im Jahr 1985 verwandelte sich die Puppenbühne „Burattino“, die sich schon einen Namen gemacht hatte, in eine Wanderbühne. Mit einem Frosch, einer Maus und sieben Ziegenböckchen ist Udo Weber fast zehn Jahren durch die Lande gereist und hat Kindern und Eltern Grimmsche Märchen vorgespielt.

„Der Koffer ist schon mehr als 100 Jahre alt“, sagt er und zeigt einen ganz normal aussehenden alten Koffer hervor. Aus diesem heraus spielt er das Märchen die „Drei kleinen Schweinchen“. Als Weber den Koffer öffnet, liegen darin Puppen und Dekorationen. Strohhaus, Holzhaus und Steinhaus sind gut verpackt.

Mit dem Koffertheater reist Udo Weber nunmehr seit 20 Jahren. Er veranstaltet Workshops für Eltern, unterrichtet an Universitäten. Aber fast am liebsten arbeitet Weber bei Projekttagen mit Schülern aus ganzer Welt. Insgesamt mehr als 40 Länder hat er gesehen und bereist. Puppenbau, Bühnenbau, Textbearbeitung, Szenenstudium – fast eine Woche lang zeigt er bei den Projekttagen den Kindern die Puppenspiel-Grundlagen und Kniffe. „Zuerst spiele ich das Stück vor. Dafür lerne ich das Theaterstück auf der Sprache des Landes: auf französisch, finnisch oder portugiesisch. Dann ich gebe den Kindern viel Freiheit, damit sie mit ihrer Fantasie eigene Theaterstücke entwickeln können“, erzählt Udo Weber. Elefanten aus Papier, Bühnen aus Pappkarton – alles stellen die Kinder selbst her. Und sie spielen auch selbst. Udo Weber ist dann der Regisseur – und ein Zuschauer.

Für Weber ist auch nach 30 Jahren Puppenbühne „Burattino“ kein Ende in Sicht. Im August startet er wieder mit dem Theaterstück „Der Froschkönig“, wird dies viele Male auf die Bühne bringen. Dabei ist sein Hauptdarsteller genauso erfahren wie er: Der Frosch, der sich dann an seiner Hand bewegt, ist auch schon 30 Jahre alt.

Julia Ogorodnikowa

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