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110 Bewohnern der Josephinen-Anlage wurde gekündigt. 

© Andreas Klaer

Josephinen-Wohnanlage in Potsdam: Senioren und Studis zusammen?

Oberbürgermeister Schubert (SPD) schlägt dem Betreiber der Josephinen-Anlage Wohnungen für Alt und Jung an der Burgstraße vor. Der Mieterverein unterstützt die Initiative.

Von Carsten Holm

Potsdam - Kommt es doch noch zu einer Wende im erbitterten Streit um die Kündigung von rund 110 Senior:innen in der Josephinen-Anlage an der Burgstraße? Nachdem die SSG Soziale Grundbesitzgesellschaft GmbH als Eigentümerin in einem Schreiben an die Potsdamer SPD in dieser Woche wie berichtet angekündigt hatte, in dem weißen Wohnturm gegenüber der Freundschaftsinsel Zimmer für Studierende einzurichten, hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) mit einem weiteren Vorschlag überrascht: In der Anlage könnten auch Studenten mit Senior:innen unter einem Dach wohnen.

Schubert wies in einem Brief an Manfred Dreier-Gehle, den Geschäftsführer der SSG und Vorstand des Mutterkonzerns Marseille-Kliniken AG, daraufhin, dass es „viele Ansatzpunkte“ gebe, bei denen die Landeshauptstadt dazu beitragen könne, „den auch wirtschaftlich tragfähigen Weiterbetrieb des Hauses als Seniorenwohnanlage fortzusetzen“. Der Brief liegt den PNN vor. Die Betreiber hatten unter anderem den angeblich wegen Corona-bedingter Bauverzögerungen seit langem nicht mehr nutzbaren Speisesaal und Personalmangel als Gründe für die Aufgabe des Seniorenprojekts genannt.

Stadt macht Angebot

Schubert sah darüber hinweg, dass das Unternehmen ihn, Stadtpolitiker und am schärfsten die Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) attackiert hatte. Die Stadt, bot er an, könne etwa bei der Sicherstellung des Pflegeangebots und der Mittagsversorgung für die Bewohner helfen. Zudem könne bei der Beantragung von Fördermitteln des Landes für eine Einrichtung der Tagespflege geholfen werden, die mit bis zu 80 Prozent unterstützt werden könne.

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Das Vorhaben der SSG, studentisches Wohnen in der Josephinen-Anlage zu verwirklichen, biete sich, so der Oberbürgermeister weiter, auch für die Verwirklichung „einer Kombination mit dem so wichtigen Thema des Seniorenwohnens an“. Eine Bemerkung aber konnte er sich nach all den Angriffen nicht verkneifen: „Hier hätte die Verwaltung Sie schon lange unterstützen können, wenn Sie mit uns ins Gespräch gegangen wären und uns über Ihre Vorhaben informiert hätten.“ Schubert spielte darauf an, dass die Eigentümer der Immobilie auf Gesprächsangebote zum Teil überhaupt nicht reagierten oder, in einem Fall, ein verabredetes und am Morgen bestätigtes Gespräch am Mittag mit Hinweis auf „Terminkollision“ urplötzlich wieder abgesagt haben sollen. „Spätestens jetzt sollten Sie unsere Gesprächsangebote, basierend auf konkret und verbindlich getroffenen Verabredungen, nutzen“, so Schubert.

SSG reagiert auf Offenen Brief

Die Initiative des Oberbürgermeisters unterstützt auch der Mieterverein. Er hat am Freitag in einem Brief an die SSG das Zusammenwohnen von Studierenden und Senioren an der Burgstraße im selben Haus begrüßt. Dies sei „eine machbare und sinnvolle Kombination“, sagte Vorsitzender Rainer Radloff den PNN.

Bekannt geworden war der Plan der SSG, in der Josephinen-Anlage nach dem viel kritisierten Auszug der hochbetagten Senioren ein Quartier für Studierende einzurichten, am vergangenen Mittwoch durch einen PNN-Bericht. Der SPD-Ortsverein Potsdam-Mitte hatte die vor Weihnachten erfolgte Kündigung der Senioren in einem Offenen Brief kritisiert, worauf SSG-Geschäftsführer Dreier-Gehle der Ortsvorsitzenden Kathrin Jackel-Neusser schrieb. 

Es sei der SSG „nicht leicht gefallen“, den Mietern mit Fristen von drei und sechs Monaten und längstens bis zum 31. Juli zu kündigen, heißt es in dem Brief, der den PNN vorliegt. „Wir finden es sehr gut, dass Sie als Ortsverein der SPD mitfühlend sind. Denn nicht nur wir tragen das Wort ,sozial’ in unserem Namen.“ 

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