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Die Lücke zwischen Landtag und Bibliothek wird sich ab 2021 langsam füllen.

© Lutz Hannemann

Jahresvorschau 2021: Neue Ungewissheiten und bekannte Probleme

2020 stand auch in Potsdam ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. 2021 wird das hoffentlich nachlassen. Das Jahr wird für Potsdam auch so neue und bekannte Konflikte bringen.

Potsdam -  Genug von 2020? Auch das nächste Jahr hat in Potsdam einiges zu bieten. Die PNN geben einen Überblick zu den wichtigsten Terminen und Themen, die das jetzt beginnende Jahr bringen wird.

Stadtpolitik

Beherrschendes Thema dürfte auch im Jahr 2021 die Corona-Pandemie und ihre Folgen sein. Das dürfte sich auch in Bereichen auswirken, die streng genommen gar nichts damit zu haben. Denn nicht nur bindet die Pandemie Personal in der Verwaltung, das dann woanders fehlt, sondern Potsdam brechen vermutlich auch viele Einnahmequellen weg. Im neuen Jahr helfen dem Potsdamer Etat zwar noch Rettungs- und Unterstützungsprogramme von Bund und Land aus der Patsche. Doch ab 2022 muss die Stadt die Lücke zwischen bisher erwarteten Einnahmen und der krisenbedingt schwächeren Realität selbst tragen. Wie berichtet geht das Rathaus im Vergleich zu den bisherigen Planungen zwischen 2022 und 2024 von einem Gesamtminus von rund 90 Millionen Euro aus, also rund 30 Millionen Euro pro Jahr weniger als gedacht.

Gelassener Leguan. Auch 2021 wird über die Biosphäre diskutiert.
Gelassener Leguan. Auch 2021 wird über die Biosphäre diskutiert.

© Andreas Klaer

Mit der Biosphäre dürfte auch 2021 ein Dauerbrenner der stadtpolitischen Diskussion auf der Agenda stehen. Wegen der Corona-Pandemie hätten sich „erhebliche Zeitverzögerungen“ ergeben, sodass das Konzept erst im März 2021 fertig werde, hatte das Rathaus im Herbst mitgeteilt. Die Stadtverordneten wollen die sanierungsbedürftige Halle für 17 Millionen Euro zu einem Freizeit- und Wissenschafts-Center umbauen lassen – inklusive Wellnesszentrum und Tagungshotel.

Bundestagswahl

Nach der Oberbürgermeisterwahl 2018, der Kommunal- und der Landtagswahl 2019 steht 2021 die Bundestagswahl an. Am 26. September soll es soweit sein. Und in Potsdam tummeln sich einige Schwergewichte der Bundespolitik. Das Direktmandat ist heiß umkämpft. Vor vier Jahren eroberte es Manja Schüle für die SPD - inzwischen ist sie Brandenburger Kulturministerin. Für die Sozialdemokraten versucht nun Bundesfinanzminister und Kanzlerkandidat Olaf Scholz den Wahlkreis 61 zu gewinnen. Das möchte auch Annalena Baerbock für die Grünen schaffen. Die Bundesvorsitzende der Partei ist zwar noch nicht offiziell als deren Spitzenkandidatin benannt worden, traut sich das Kanzlerinnenamt aber zu. Die CDU tritt im Potsdamer Wahlkreis 61 erneut mit der Bundes- und Landtagsabgeordneten Saskia Ludwig an. Sie setzte sich bei einem Parteitag gegen ihren Kontrahenten durch, den Potsdamer CDU-Kreis- und Fraktionschef Götz Friederich. Bei der FDP findet die offizielle Wahlversammlung wegen der Corona-Pandemie erst Anfang 2021 statt. Allerdings nominierten die Kreisverbände schon die FDP-Bundestagsabgeordnete und Ex-Generalsekretärin Linda Teuteberg, die auch Landesvorsitzende und Stadtverordnete ist. Für die Linke tritt erneut der Bundestagsabgeordnete Norbert Müller an. Lu Yen Roloff, Aktivistin bei Extinction Rebellion, bewirbt sich als unabhängige Kandidatin für das Direktmandat. Die AfD hat noch nicht über die Kandidatur entschieden.

Klimawandel

Zu warm, zu wenig Regen, fallende Grundwasserstände: Im ablaufenden Jahr hat die Stadt Potsdam die Folgen des menschen-gemachten Klimawandels einmal mehr zu spüren bekommen. Wie das Wetter im Jahr 2021 genau wird, weiß niemand, aber langfristig dürfte sich der Trend fortsetzen. Bei der Schlösserstiftung ist man alarmiert. Am Ruinenberg hat sie im Herbst sechs Gehölzflächen zeitweise eingezäunt. Dort würden unterschiedliche Herangehensweisen für die Stabilisierung des Baumbestandes erprobt: So werde an einer Stelle Totholz nicht entfernt, sondern zur Humusanreicherung liegengelassen.

Öffentlicher Nahverkehr

Bus- und Bahnfahren in Potsdam wird wieder teurer. Der Verkehrsbetrieb in Potsdam (ViP), Teil der kommunalen Stadtwerke, erhöht ab dem 1. Januar 2021 die Preise für Fahrscheine um durchschnittlich 2,4 Prozent. So wird die Einzelfahrt für den Potsdamer Geltungsbereich AB um 10 Cent teurer und kostet dann 2,30 Euro. Der Preis für eine Tageskarte Potsdam AB wird um 20 Cent auf 4,70 Euro angehoben. Dafür gelten die Tageskarten künftig 24 Stunden ab Zeitpunkt der Entwertung. Die VBB-Umweltkarte für Potsdam AB verteuert sich um einen Euro auf 43,40 Euro. 

Am Angebot ändert sich unterdessen nicht viel. Der neue Fahrplan gilt bereits seit Mitte Dezember. Auf der wichtigen Tramlinie 92 wurde von Montag bis Freitag der Zehn-Minuten-Takt ausgeweitet. Es gibt ein paar neue Busse und im Schülerverkehr im Norden sind größere Fahrzeuge im Einsatz.

Straßen

Potsdam größte Baustelle ist das Leipziger Dreieck. Derzeit wird an einer neuen Wendeschleife für Straßenbahn gebaut. Momentan ist die südliche Fahrbahn der Friedrich-Engels-Straße ist gesperrt, der Verkehr fährt auf der nördlichen Fahrbahn. Es stehen zwei Fahrspuren in der Friedrich-Engels-Straße zur Verfügung. Begonnen haben die Bauarbeiten im Juni 2019. 2021 und 2022 ist der Umbau der Straßenführung am Brauhausberg geplant. Das Leipziger Dreieck ist Potsdams wichtigster Verkehrsknoten – und sein kompliziertester. 50.000 Autos fahren täglich über die Kreuzung. Dazu kommen 36.000 Nutzer von Bussen und Straßenbahnen und 9000 Radfahrer. Bis Mitte des Jahres wird auch die Leipziger Straße für den motorisierten Durchgangsverkehr voll gesperrt bleiben. Autos werden über die Straße Am Brauhausberg umgeleitet.

Das Leipziger Dreieck am Hauptbahnhof bleibt auch 2021 eine Großbaustelle.
Das Leipziger Dreieck am Hauptbahnhof bleibt auch 2021 eine Großbaustelle.

© Sebastian Gabsch PNN

Schon das ganze Jahr über war die Nuthestraße an den Hochtraßenbrücken nur einspurig befahrbar. Das wird auch 2021 so bleiben. Zunächst wurde die alte Brücke stadtauswärts abgerissen und neu gebaut. Im neuen Jahr ist dann die östliche Brücke dran, über die normalerweise der Verkehr stadteinwärts fährt. Wahrscheinlich im August und September 2021 soll die alte Brücke abgerissen werden und anschließend neu gebaut werden. Insgesamt soll der gesamte Neubau der Hochstraßenbrücke etwa 30 Millionen Euro kosten und bis Oktober 2022 abgeschlossen werden.

Ab März beginnt zudem die Sanierung der Behlertstraße. Der Verkehr soll während der Bauarbeiten, die nach derzeitigen Planungen rund 18 Monate dauern, über die Berliner Straße, Am Kanal, Yorckstraße und Dortustraße zur Breiten Straße umgeleitet werden. 

Jubiläen

Am 13. August jährt sich zum 60. Mal der Beginn des Baus der Berliner Mauer - und damit von 28 Jahren Todesstreifen und Schießbefehl. Allein an der Berliner Mauer kamen bis 1989 mindestens 140 Menschen bei der Flucht ums Leben, mehrer als zwei Dutzend davon in Potsdam und Potsdam-Mittelmark.

Am 31. August ist es dann 200 Jahre her, dass Hermann von Helmholtz in Potsdam geboren wurden. Er war einer der einflussreichsten Naturwissenschaftler seiner Zeit. Helmholtz ist bis heute Namenspate für zahlreiche Institutionen - in Potsdam für das gleichnamige Gymnasium, allerdings auch für Krater auf Mond und Mars.

Bauen

In der Potsdamer Mitte gab es 2020 den Baustart für den Häuserblock direkt am Alten Markt. Im Laufe des neuen Jahres wird dann zu sehen sein, wie die Rohbauten wachsen. Wenn der Rohbau wie geplant bis Mitte 2022 steht, könnte das Karree insgesamt bis Mitte 2023 fertig werden. Geplant ist bekanntlich ein Wohn- und Geschäftsquartier auf dem Grundriss der Vorkriegszeit, wobei die vier Eckhäuser weitgehend ihre historischen Fassaden bekommen sollen. 

Am Anfang des zweiten Quartals 2021 sollen die Zuschläge für zwei Grundstücke in der Erika-Wolf-Straße - der ehemaligen Schwertfegerstraße - im benachbarten Karree um die Stadt- und Landesbibliothek vom Sanierungsträger erteilt werden. Danach ist ein Gestaltungswettbewerb geplant. Für die beiden Eckgebäude an der Nikolaikirche und am sogenannten Acht-Ecken-Platz sind historische Gestaltungsleitlinien vorgesehen. Auch dort sollen Wohn- und Geschäftshäuser gebaut werden sowie ein Studentenwohnheim.

Die Eröffnung des neuen Museums im ehemaligen Terrassenrestaurant Minsk ist für den Herbst 2021 geplant.
Die Eröffnung des neuen Museums im ehemaligen Terrassenrestaurant Minsk ist für den Herbst 2021 geplant.

© Sebastian Gabsch PNN

Auch das geplante Museumsareal auf dem Brauhausberg ist derzeit noch eine Baustelle. Die Eröffnung des neuen Museums im ehemaligen Terrassenrestaurant Minsk ist für den Herbst 2021 geplant. Dafür begannen im Januar 2020 die umfangreichen Bauarbeiten. Das neue Museum soll ausgehend von den Werken aus der Sammlung des Stifters und Mäzens Hasso Plattner eine Brücke zwischen der Kunst der ehemaligen DDR und der jüngeren zeitgenössischen Kunst bauen.

Garnisonkirche

Kritiker des Wiederaufbaus der Garnisonkirche hoffen auf einen harten Winter. Denn gemauert werden kann nur bei mehr als fünf Grad plus. Sollte das Wetter mitspielen, dürfte der Turm im Jahr 2021 wie geplant eine Höhe von 57 Metern erreichen. Dort soll sich später eine Aussichtsplattform befinden. Neben dem Turm soll im neuen Jahr auch das inhaltliche Konzept des Kirchturms sichtbar werden. 

Zwischen Garnisonkirchturm und Rechenzentrum bleibt es spannend. 
Zwischen Garnisonkirchturm und Rechenzentrum bleibt es spannend. 

© Andreas Klaer

Diskutiert wird weiterhin: Zunächst soll es bis Herbst 2021 in einem für 70.000 Euro moderierten Prozess auf Kosten der Stadt um ein inhaltliches Konzept gehen. Im Anschluss soll die Gestaltung des Areals an der Kreuzung von Dortustraße und Breite Straße zum Thema werden. Mit den Eigentümern der Grundstücke und den jeweiligen Nutzenden soll in einem mehrstufigen Verfahren ein Nutzungs- und Gestaltungskonzept abgestimmt werden.  

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