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Noch immer ist die Einengung der Zeppelinstraße umstritten.

© S. Gabsch

Jahresrückblick 2017: Aufreger

In Potsdam wird gern emotional diskutiert. Die Bandbreite an Themen ist dabei groß. 2017 ging es zum Beispiel um Altglas, Verkehrsprobleme, Toiletten und die Statue eines kommunistischen Diktators.

Gläsern. Wer in Potsdam sein Altglas korrekt entsorgen will, muss teils lange Wege zurücklegen. Weil unterirdische Container rosteten, wurden sie nach und nach entfernt – teilweise ersatzlos und ohne Information der Anwohner. Die waren dann erbost. Im August stellte sich dann heraus, dass in den kommenden Jahren noch mehr Altglascontainer fehlen werden. Laut Stadtverwaltung mangele es an geeigneten Stellplätzen.

Begehrt. Besonders nachts und an Wochenenden war es schwierig, in Potsdam ein Taxi zu finden. Seit Einführung des Mindestlohns lohnte es sich für die Unternehmen kaum, Fahrzeuge in umsatzschwachen Zeiten bereitzustellen. Erstmals waren in diesem Jahr in Potsdam nicht mehr alle Taxilizenzen vergeben. Fahrgäste waren genervt. Der Taxiverband forderte höhere Tarife. Im November stimmten die Stadtverordneten schließlich zu: Taxifahren wird ab 2018 teurer. Der Taxiverband ist dennoch skeptisch, ob die Tariferhöhung ausreicht.

Unterwegs I. Auf Potsdams Straßen ging es häufiger nur langsam voran. Weil auch Essenlieferanten im Stau standen, wurde die eine oder andere Pizza kalt geliefert. Seit April verursachte die Trambaustelle in der Nedlitzer Straße Staus und Schleichverkehr im Potsdamer Norden. Auch in der Innenstadt sorgten Schleichfahrer für Ärger. Die Stadt ließ deshalb neue Poller an der Brandenburger Straße aufstellen, um Fahrten durch die Fußgängerzone zu verhindern.

Unterwegs II. Lange diskutiert und nach wie vor umstritten ist die seit Juli versuchsweise eingeengte Zeppelinstraße. Die Stadt will so die Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickstoffdioxid einhalten. Wirtschaftsverbände und Umlandgemeinden kritisieren längere Fahrtzeiten und mangelnde Alternativen. Anwohner von Ausweichstrecken klagen über mehr Autoverkehr. Radfahrer freuen sich über einen neuen Fahrradweg. Tatsächlich hat sich die Schadstoffbelastung seit dem Sommer verringert. Allerdings wird der Test wahrscheinlich verlängert, weil die Daten noch nicht aussagekräftig genug sind. 

Bedürfnisse. Das Museum Barberini lockte seit Jahresbeginn Besuchermassen zum Alten Markt. Doch dort fehlte es an einer öffentlichen Toilette. Ein kurzfristig aufgestellter Toilettencontainer erntete im März wegen sexistischer Beschriftungen Kritik. Bereits im Februar hatte sich eine Debatte über Pissoirs in Form eines Frauenmunds in einem Club am Bahnhof Pirschheide entzündet. Der Frauenpolitische Rat Brandenburg und die Potsdamer Gleichstellungsbeauftragte forderten den Abbau. Die Klo-Designerin verteidigte die Keramik als „geschlechtsloses Kunstobjekt“.

Umsonst. Das Stadtwerke-Fest lockt seit Jahren viele Besucher im Juli in den Lustgarten. Wegen höherer Sicherheitsanforderungen soll es künftig Einlasskontrollen geben. Ein Vorschlag der Stadtwerke, den Mehraufwand durch Ticketverkäufe zu finanzieren, stieß im Oktober in der Stadtpolitik auf wenig Gegenliebe. Im Dezember wurde entschieden, dass auch künftig kein Eintritt gezahlt werden muss.

Revolutionär. Im 100. Jahr der russischen Oktoberrevolution sorgte Lenin für Diskussionsstoff in Potsdam. Die linksalternative Fraktion Die Andere forderte im Mai erfolglos, dass eine vor 13 Jahren abgebaute Statue des Diktators in der Hegelallee wiedererrichtet werden soll. Im Juni wurde dann bekannt, dass die jahrelang verschollene Statue 2019 bei einer Ausstellung im Potsdam Museum gezeigt werden soll – anlässlich des 25. Jubiläums des Abzugs der sowjetischen Truppen. Im Dezember scheiterte dann ein Antrag der CDU, das Land zu bitten, die nicht mehr vorhandene Statue von der Denkmalliste zu streichen.

Kalkuliert. Im Dezember kritisierten Angehörige eines Verstorbenen das Klinikum „Ernst von Bergmann“. Anlass ist eine Pauschalgebühr von 60 Euro für die „gesetzeskonforme Aufbewahrung der Verstorbenen im Kühlraum bei konstant vier Grad Celsius“. Nachdem auch Juristen und Bestatter die Praxis kritisierten, änderte das kommunale Unternehmen ein paar Tage später seine bisherige Praxis. Künftig kostet die Aufbewahrung pro Tag 20 Euro. 

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