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Bald Moschee? Der frühere Rewe-Markt im Stadtteil Schlaatz.

© Manfred Thomas

Islamische Gemeinde in Potsdam: Schlaatzer Supermarkt als neue Moschee?

Die wachsende islamische Gemeinde in Potsdam sucht nach einem Standort für eine neue Moschee. Und will nun mit dem Eigentümer einer früheren Kaufhalle am Schlaatz verhandeln.

Potsdam - Die islamische Gemeinde in Potsdam will einen früheren Supermarkt als neue Moschee und Gemeindezentrum nutzen. Das Gebäude am Rande des Stadtteils Schlaatz sei ausreichend groß, verfüge über einen Parkplatz und sei mit der Straßenbahn gut zu erreichen, sagte der Imam der Gemeinde, Kamal Abdallah, am Dienstag auf Anfrage. Konkret geht es um eine ehemalige Rewe-Kaufhalle am Bisamkiez/Meisenweg, die seit 2013 geschlossen ist.

In den vergangenen Wochen hatte die Gemeinde einen Veranstaltungsraum in der Biosphäre am Volkspark für das Freitagsgebet nutzen dürfen, nachdem die eigene Moschee in der Straße Am Kanal nicht mehr ausreichend Platz für die jeweils 400 bis 500 Teilnehmer bot. Die Orangerie der Biosphäre, ein abgetrennter Veranstaltungssaal, wurde von der Stadt allerdings nur bis zum Frühjahr als Notlösung zur Verfügung gestellt.

Nach Möglichkeit will die islamische Gemeinde jetzt ein Gebäude kaufen. „Wir wollen keine kostenlose Sache“, sagte Abdallah. Finanziert werden solle dies aus eigenen Mitteln, Spenden und womöglich auch mit einer Unterstützung durch die Stadt, so der Imam. Dabei gilt die finanzielle Schmerzgrenze einer Warmmiete von maximal 2000 Euro pro Monat, wie es zuletzt hieß. Vertreten wird die Gemeinde durch den Verein der Muslime in Potsdam.

Ungewiss, ob die Stadt Potsdam finanzielle Hilfe leisten kann

Doch ob die Stadt tatsächlich finanzielle Hilfe leisten kann, ist mehr als ungewiss. Auf Anfrage verwies das Rathaus auf laufende Gespräche, auch mit dem Land Brandenburg, das für Religionsangelegenheiten zuständig ist. Zugleich hat Potsdams Sozialdezernent Mike Schubert (SPD) bereits intern klar gemacht, dass die Stadt keine Moschee finanzieren werde – wegen des Trennungsgebots zwischen Staat und Kirche sei dies schlicht keine Aufgabe für die Stadt Potsdam, so sein Argument. Auch auf Anfrage des Linke-Stadtverordneten Sascha Krämer im Stadtparlament hatte das Rathaus zuletzt klargestellt, mögliche Verhandlungen müsse der Verein führen, die Stadtverwaltung könne dagegen nur unterstützend auftreten. Die Kaufhalle hatte die Stadt auch schon in der Vergangenheit als möglichen Standort geprüft. Sie war – wie mehrere andere Objekte auch – vor allem aus finanziellen Aspekten verworfen worden, wie es aus dem Rathaus gegenüber den PNN hieß.

Dagegen sagte Abdallah, der frühere Supermarkt stehe schon länger leer. „Statt kaputtzugehen, könnte man das Gebäude nutzen.“ Die Lage sei optimal für die Gemeinde. „Wir stören niemanden und uns stört niemand.“ Zudem befindet sich auch Potsdams größtes Flüchtlingsheim, An der Alten Zauche, in der Nähe. Als nächstes seien jetzt Gespräche mit dem Eigentümer und eben der Stadt geplant, sagte Abdallah. Besitzer des Supermarktgeländes war bis vor Kurzem die TLG Immobilien GmbH aus Berlin, wie ein Sprecher bestätigte. Allerdings sei die Kaufhalle Mitte des Jahres verkauft worden, sagte ein Sprecher. Über den Käufer und die Konditionen des Geschäfts sei Stillschweigen vereinbart worden. Auch Abdallah machte keine weiteren Angaben, mit wem nun verhandelt wird.

Integrationsbeauftragte: Gemeinde in Potsdam ist ein guter Kooperationspartner 

Die Integrationsbeauftragte des Landes, Doris Lemmermeier, unterstützt jedenfalls den Wunsch nach einem neuen Standort für eine Moschee. „Jede Lösung ist erst einmal gut“, sagte sie am Dienstag. Die bisherige Moschee sei zu klein und biete zum Beispiel auch keinen eigenen Raum für Frauen. Die islamische Gemeinde in Potsdam sei ein sehr guter Kooperationspartner, sagte Lemmermeier. „Wir können nicht sagen, salafistische Gruppen wollen wir nicht, und so einen Verein dann in der Luft hängen lassen.“

Der islamischen Gemeinde gehören nach Abdallahs Worten mehr als 1000 Menschen in Potsdam und Umgebung an. Die Zahl hatte sich zuletzt durch den Zuzug von Flüchtlingen erhöht. In der neuen Moschee benötige man daher Platz, um auch Integrationsarbeit für muslimische Flüchtlinge leisten zu können, so die Vorstellung des Vereins.

Dankbar für Tropenhallen-Lösung

Die Stadt hatte die Orangerie der Biosphäre zur Verfügung gestellt, nachdem viele Teilnehmer der Freitagsgebete nicht mehr in die Moschee passten und auf dem Fußweg davor beteten. Dies hatte zu Protesten der rechtspopulistischen AfD geführt. Für Aufsehen sorgte zuletzt auch die Schändung der Moschee mit einem vor die Tür gelegten Schweinekopf. Die Polizei ermittelt.

Die Biosphäre habe sich indes als Zwischenlösung für die jeweils 12.30 Uhr beginnenden Freitagsgebete gut bewährt, sagte Abdallah. „Wir sind sehr dankbar.“ In der zweiten Novemberhälfte sei der Raum allerdings für zwei Freitagsgebete nicht nutzbar, weil es bereits andere Veranstaltungen gebe. An diesen beiden Tagen soll deshalb ein Nebengebäude genutzt werden, das allerdings viel weniger Platz biete, wie der Imam bedauerte. (mit dpa)

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