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Die Maske ist seit Sonntag in den meisten Geschäften freiwillig – viele Kunden tragen sie trotzdem.

© Ottmar Winter

Inzidenz erneut gesunken: Viele Potsdamer tragen die Maske weiter

Potsdamer Händler beobachten, dass sich viele ihrer Kunden weiter freiwillig vor Corona-Infektionen schützen. Derweil stellt die Impfpflicht im Gesundheitswesen das Rathaus vor größere Probleme. 

Potsdam - Auch wenn die Maskenpflicht in Brandenburg seit Sonntag in weiten Teilen aufgehoben ist, tragen viele Potsdamer:innen im Einzelhandel den Mund-Nasen-Schutz offensichtlich weiter freiwillig. Zwar habe ein Teil der Kunden von der FFP2-Maske auf den medizinischen Mundschutz gewechselt, berichtet Manager Frank Kosterka über die Lage im Stern-Center. „Aber die deutliche Mehrheit der Besucher trägt noch Maske.“

Auch habe das Center einen leichten Zuwachs an Besuchern verzeichnet – ob das allerdings mit der gefallenen Maskenpflicht oder nicht eher mit dem bevorstehenden Osterfest und dem regnerischen Wetter zu tun hat, sei schwer zu sagen. „Die Stimmung der Besucher ist im Vergleich zur Zeit mit Maskenpflicht deutlich positiver“, sagt Kosterka. Wer Maske tragen wolle, könne dies tun. Wer nicht, fühle sich nicht unter Druck gesetzt. „Die Lage ist harmonisch“, findet er. „Man sieht wieder lächelnde Menschen.“ In Potsdams größtem Einkaufszentrum wurden die Hinweisschilder abgenommen, man setze auf Eigenverantwortung, so Kosterka.

Frank Kosterka
Frank Kosterka

© Promo

Diverse Geschäfte weisen noch auf Masken hin

Andere Geschäfte in der Stadt haben auch weiterhin Hinweise aufgehängt. So berichtet Thomas Grube, Marktleiter von Rewe Grube im Markt-Center, von Schildern am Eingang. „Wir bitten unsere Kunden, freiwillig Maske zu tragen, um unsere und ihre Gesundheit zu schützen.“ 95 Prozent der Kunden, so schätzt er, hielten sich daran. Bei den Mitarbeitern seien es sogar alle. „Wir haben es unseren Mitarbeitern dringend angeraten“, so Grube. „Leider wissen viele aus Erfahrung, dass der Schutz weiter nötig ist.“ Eine Handvoll Kollegen sei aktuell in Quarantäne. 

In der Potsdamer Innenstadt zeigt sich ein geteiltes Bild. Ein Teil der Geschäfte empfiehlt Kunden weiterhin Mundschutz, andere haben alle Hinweise abgenommen. Karstadt weist sogar per Schild darauf hin, man könne nun wieder sicher ohne Maske einkaufen.

Unterschiedlich gehen Gastronomiebetriebe vor. Laut dem Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Brandenburg, Olaf Lücke, sagte, in einer Umfrage hätten viele der befragten Unternehmen angegeben, Schutzmaßnahmen zunächst beibehalten zu wollen. Mitarbeiter würden gebeten, weiter Mund-Nasen-Schutz zu tragen und sich an die eingeübten Abstände zu halten. „Da ist bei den Betrieben ein großes Bewusstsein für ihre Eigenverantwortung vorhanden“, schätze der Geschäftsführer ein. Den Gästen bleibe vorbehalten, sich ebenfalls an die Schutzmaßnahmen zu halten.

Ein Flickenteppich an Regeln

Wie berichtet setzen hingegen mehrere Potsdamer Institutionen wie die Universität oder das Hans Otto Theater das Masketragen in ihren Räumen per Hausrecht durch, andere belassen es bei Appellen – so ist ein Flickenteppich verschiedener Regeln entstanden. Edeka etwa setzt bei seinen Mitarbeitern auf eine Maskenpflicht. Das sagte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage. Auch würden Schutzeinrichtungen wie Plexiglasscheiben am Kassenbereich nicht zurückgebaut. Den Kunden empfehle man das freiwillige Tragen – und appelliere an deren Eigenverantwortung.

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Eben dieser Begriff stößt Peter Mundt, Vorsitzender des Potsdamer Seniorenbeirats, jedoch sauer auf. „Eigenverantwortung ist eine verlogene Sache“, findet er. Denn wenn man jemanden anstecke, weil man keine Maske trage, müsse man dafür ja nicht die Verantwortung tragen. Er spricht sich für eine Maskenpflicht in geschlossenen Räumen aus, um Risikogruppen zu schützen. Freiwilligkeit, so glaubt er, reiche hier nicht. Denn die Pandemie sei noch nicht überstanden.

Weniger Corona-Infektionen

In Potsdams Kliniken wurden nach den aktuellsten Zahlen der Stadt von Montag noch immer 68 Covid-Patienten behandelt. Die Infektionszahlen hingegen befinden sich weiter im Sinkflug. Mit 290 gemeldeten neuen Fällen sank die Sieben-Tage-Inzidenz am Donnerstag auf 874,7 Ansteckungen pro Woche, gerechnet auf 100 000 Einwohner. Vor einer Woche lag dieser Wert noch bei 1211,3 – das ist ein Rückgang um 28 Prozent. Das entspricht in etwa der Entwicklung im restlichen Land Brandenburg, da wird die Sieben-Tage-Inzidenz nun mit 888,7 angegeben.

Stadt hat noch kein Meldeportal zur Impfpflicht im Gesundheitswesen

Unterdessen tut sich die Stadtverwaltung auch drei Wochen nach Inkrafttreten der Impfpflicht in Gesundheits- und Pflegeberufen weiterhin schwer mit der Umsetzung. So gibt es noch immer nicht das vom Land Brandenburg den kommunalen Gesundheitsämtern angeratene digitale Meldeportal auf der städtischen Internetseite. Dieses befinde sich „hinsichtlich der IT-Sicherheitsstandards der Landeshauptstadt Potsdam aktuell noch in Prüfung“, heißt es auf der Stadthomepage. 

Daher müssen Einrichtungen ihre Meldungen noch per Post und Excel-Tabelle abgeben – anders als zum Beispiel in Potsdam-Mittelmark, wo so ein Portal seit 22. März existiert. Erst am Dienstag hatte das Gesundheitsministerium berichtet, von 18 Landkreisen und Städten in Brandenburg besäßen bislang zwölf das Portal – während in den anderen sechs Kommunen die Meldungen noch in Papierform angenommen werden müssen.

Andere Kommunen sind schon weiter

Als Erklärung verwies ein Rathaussprecher nach PNN-Anfrage auf die „sehr eng begrenzte Zeitschiene zur Umsetzung“ des Meldeportals. Ferner hätten „viele Kommunen im Land Brandenburg“ dabei „erhebliche Schwierigkeiten hinsichtlich der IT-Sicherheit und dem Datenschutz“. Abweichend von „vielen Bundesländern, welche jeweils ein zentrales Meldeportal eingerichtet haben, erfolgt im Land Brandenburg die dezentrale Umsetzung bei den jeweiligen kommunalen Gesundheitsämtern“, merkte der Sprecher weiter an.

Auf die Frage nach der Zahl der ungeimpften Mitarbeiter in der Branche in Potsdam teilte der Rathaussprecher mit: „Die Daten werden derzeit erfasst und müssen anschließend geprüft werden.“ Dabei seien auch Mitarbeiter aus dem Bereich Infektionsschutz gebunden, welche parallel in der Covid-Eindämmung eingesetzt würden, so der Sprecher. Die per Post oder Fax eingehenden Meldungen müssten manuell in ein Fachprogramm eingegeben werden.

Die Kliniken, Arztpraxen und Pflege-Einrichtungen sollten die ungeimpften Mitarbeiter bis zum Dienstag vergangener Woche an die Gesundheitsämter melden. Nach den Meldungen sollen die Ämter den Betroffenen noch eine Frist für eine Impfung innerhalb von drei Wochen setzen. Erfolgt keine Impfung, gibt es eine zweite Mahnung und Angebote zur Beratung. Ein Arbeits- oder Betretungsverbot könnte ab Mai greifen – wenn die Ämter dem nachkommen. (mit dpa)

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