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Landeshauptstadt: Investor will Brockesches Haus als Hotel

Die Linke besteht auf Museums-Nutzung / Kraftprobe zwischen Jakobs und Scharfenberg steht bevor

Innenstadt - Das Brockesche Haus in der Yorckstraße soll bis Ende 2009 saniert werden. Das versicherte Eigentümer Lorenz Bruckner gestern auf der Veranstaltung „Rathausreport live“ der Stadtfraktion Die Linke im Alten Rathaus. Die Sanierung erfolge unabhängig davon, ob sich die Stadt für die Einrichtung als Potsdam-Museums entscheide oder nicht.

Auf die Frage nach der Nutzung, wenn das Museum nicht einzieht, sagte Bruckner, es gebe die Anfrage eines saudi-arabischen Hoteliers, das Gebäude als Luxusherberge zu nutzen. Neben einer Hotelnutzung gebe es Interesse von einer Privatschule. Er werde aber mit niemandem verhandeln, solange der Museumsstandort nicht entschieden sei.

Die Linke betrachtet das Brockesche Haus kompromisslos als künftigen Museumsstandort. Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sieht in dieser Sache eine Kraftprobe zwischen ihm und Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) voraus. Letzterer hatte entgegen dem Votum im Kulturausschuss eindeutig das Alte Rathaus als Museumssitz favorisiert. „Der Oberbürgermeister ist nicht auf der Höhe der Zeit“, meint Scharfenberg. Das Stadtoberhaupt habe kein Interesse am Potsdam-Museum, das im Stadtentwicklungskonzept gar nicht vorkomme. Der Vorsitzende des Museums-Fördervereins Markus Wicke sagt, Jakobs würde sich „in der Manier eines Sonnenkönigs“ über die öffentliche Meinung hinwegsetzen. Er habe den Oberbürgermeister ins Brockesche Haus eingeladen und nicht einmal eine Antwort erhalten. Beim Stadtforum zum Museums-Thema sei Jakobs ebenfalls nicht zugegen gewesen und die Stellungnahme des Museumsverbandes würde er ignorieren.

Streitpunkt sind unter anderem die Kosten. In einem vom Kommunalen Immobilienservice (KIS) vorgelegten Gutachten schneidet die Sanierung des Brockeschen Hauses gegenüber dem Alten Rathaus finanziell ungünstiger ab. Bruckner hat inzwischen sein Angebot überarbeitet, so dass die Kostendifferenz geschrumpft ist (PNN berichteten). Der Investor will das Gebäude sanieren und dann der Stadt als Museum für einen Zins von jetzt 10,40 Euro monatlich pro Quadratmeter auf 20 Jahre vermieten.

Auf Nachfrage der kulturpolitischen Sprecherin der Linken, Karin Schröter, erklärte Bruckner, dass er bis zum Jahre 2011 Eigentümer bleiben werde. Aber wie bei seinen anderen Investitionen, sei ein Weiterverkauf vorgesehen. Das Brockesche Haus sei ein Objekt für „Denkmalabschreibung“. Wer es erwerbe, könne seine Steuern um 400 000 Euro über Steuerabschreibungen senken. „Soviel Geld habe ich nicht“, begründet Bruckner die Verkaufsabsichten und beteuert: „Niemand muss deshalb Angst um das Museum haben.“ Wer die Immobilie von ihm kaufe, würde sie wegen des Mietvertrages erwerben. Der Museumsstandort, den Bruckner um eine Skulpturenhalle erweitern will, bleibe mindestens hundert Jahre lang sicher. Der Investor gab ferner bekannt, dass er sich für den Kauf des Areals der benachbarten Feuerwache interessiere, um dort Wohnungen zu bauen.

Eine Entscheidung zum Museumsstandort wird in der Dezember-Sitzung der Stadtverordnetenversammlung erwartet. Die Linke sieht gute Aussichten, dass das Brockesche Palais eine Mehrheit erhält. Die Sanierung des Alten Rathauses als Museum würde mehr kosten als bisher für das Kulturhaus bis 2010 eingestellt sei, sagt Scharfenberg. Es bestehe daher die Gefahr, dass die Stadt aus Kostengründen wieder einen Rückzieher mache. Und wenn das Rathaus-Museum komme, würde das Gebäude am Alten Markt als Kulturhaus und Potsdam-Forum verloren sein.

Günter Schenke

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