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Interview zum Museum Barberini: „Wenn nur 50 000 Besucher kämen, wäre ich enttäuscht“

Keine elitäre Zielgruppe, kein Raumschiff: Das neue Museum im Palast Barberini soll auch Kunstfernes Publikum ansprechen. Peter Joch, der künstlerische Leiter, erklärt, wie das funktionieren soll.

Herr Joch, die Vorbereitungen für das Museum Barberini laufen seit November. Wie weit sind Sie?

Wir haben ein grundlegendes Konzept für das Ausstellungsprogramm entwickelt, das auch lange tragen kann - das war das Wichtigste. Unser Ziel ist es, dass das Museum Barberini mit vielfältigen Inhalten möglichst viele Leute anzieht. Wir wollen nicht abgehoben sein, wir wollen kein Raumschiff sein, wir wollen mitten in der Stadt verankert sein. Wir werden versuchen, Themen zu finden, die auch Leute ansprechen, die nicht unbedingt nur der Kunst verbunden sind.

Lesen Sie alle Hintergründe zur Konzeption des neuen Museums in der FREITAGAUSGABE der POTSDAMER NEUESTEN NACHRICHTEN

Mit wie vielen Besuchern rechnen Sie denn?

Geplant sind momentan drei Ausstellungen pro Jahr über jeweils ungefähr vier Monate. Sagen wir mal so: Wenn nur 50000 Besucher pro Ausstellung kämen, wäre ich enttäuscht.

Für hochkarätige Ausstellungen brauchen Sie internationale Kooperationspartner. Mit wem sprechen Sie momentan?

Ich bin durch Europa und Asien gereist, bin vor wenigen Tagen aus Moskau zurückgekommen, werde demnächst nach Japan und in die USA fliegen. Ich habe viele Kollegen und Privatsammler getroffen und versuche, große, berühmte Sammlungen als Partner zu gewinnen. Bei meinen Gesprächen ist wahrlich ein bisschen Überzeugungsarbeit vonnöten, weil es ja noch gar kein Museum gibt, auf das ich verweisen könnte. Also muss ich von den Konzepten erzählen und von unseren Zukunftsplänen. Einige höchst interessante Kontakte haben sich sehr vielversprechend entwickelt. Leider kann ich jetzt noch keine Namen nennen, weil die konkreten Verträge noch ausstehen.

Wie sieht es mit der angekündigten Zusammenarbeit mit Institutionen vor Ort aus, zum Beispiel dem Potsdam Museum? Gibt es da schon konkretere Pläne?

Nein, noch nicht. Zu gegebener Zeit werden wir gerne nach Themen Ausschau halten, die sich für eine Zusammenarbeit eigenen könnten. Wir werden ja einige Themen aufgreifen, die mit Geschichte zu tun haben, vielleicht ergeben sich so Anknüpfungspunkte. Aber Genaueres kann ich jetzt, so lange vor der Eröffnung des Museums, leider noch nicht sagen.

Peter Joch, Jahrgang 1962, ist künstlerischer Leiter des Museums Barberini. Der Kunsthistoriker leitete vorher die Kunsthalle Darmstadt.

Gab es eine Überraschung bei der Vorbereitung?

Es gab ein angenehme Überraschung: Es war, ehrlich gesagt, einfacher als gedacht, mit den großen Sammlungen zu verhandeln. Wir konnten einerseits mit dem phantastischen Bau punkten. Andererseits eignete sich augenscheinlich unser inhaltliches Konzept, Interesse zu erwecken. Wir werden ja Ausstellungen zeigen, die einzelnen epochalen Stilen, spannenden Themen oder bekannten Sammlungen gewidmet sind. Dieses Kombination von Programmlinien interessierte meine Gesprächspartner sehr. Vor allem wird auch gesehen, dass das Museum Barberini der Stadt, der Region und ganz Deutschland gewidmet ist. Wir wollen uns nicht auf eine elitäre Zielgruppe beschränken, wir wollen ein lebendiges Forum sein. Das kommt positiv an bei den Partnern.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit dem Stifter Hasso Plattner aus?

Die Zusammenarbeit ist sehr eng, wir verstehen uns wirklich gut. Die Zusammenarbeit ist insofern sehr einfach, als Herr Plattner das Projekt mit einer großen Leidenschaft verfolgt. Das Museum Barberini ist ihm eine Herzensangelegenheit. Das Schöne ist: Wir können uns gegenseitig in Begeisterung versetzen, zum Beispiel wenn wir über Stilrichtungen diskutieren oder spannende Bilder anschauen.

Das Interview führte Jana Haase

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