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Matthias Klipp.

© Andreas Klaer

Interview mit Matthias Klipp: „Wir planen keine Staufalle“

Herr Klipp, warum glauben Sie, dass sich der Verkehr in der von 27 000 Autos pro Tag befahrenen Zeppelinstraße nach ihrer Umgestaltung um 16 Prozent verringern wird? Schließlich wächst die Zahl der Autos in Potsdam seit Jahren.

Herr Klipp, warum glauben Sie, dass sich der Verkehr in der von 27 000 Autos pro Tag befahrenen Zeppelinstraße nach ihrer Umgestaltung um 16 Prozent verringern wird? Schließlich wächst die Zahl der Autos in Potsdam seit Jahren.

Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass 50 Prozent der Autofahrer in der Straße derzeit aus Potsdam sind – diese haben also durchaus die Möglichkeit, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen. Das wollen wir unter anderem durch den neuen Fahrradstreifen am Rand der Zeppelinstraße sowie ein noch besseres Angebot im öffentlichen Nahverkehr erreichen. Nicht jeder wird umsteigen. Es kann auch mehr Fahrgemeinschaften geben, wieder andere nutzen künftig andere Fahrtwege zum Zielort, fahren zu anderen Zeiten oder planen in den Spitzenzeiten einfach etwas mehr Zeit ein.

Die Linke-Fraktion hat im Stadtparlament einen Antrag unter der Überschrift „Kein Umbau der Zeppelinstraße zur Staufalle“ gestellt. Was passiert mit Ihren Plänen, wenn die Stadtverordneten diesem Antrag zustimmen?

Wir sind wegen der Überschreitung von Schadstoffgrenzwerten zum Handeln gezwungen. Wir planen keine Staufalle und die Zeppelinstraße wird nicht einspurig, sondern dreispurig. Insofern ist der Antrag durch Verwaltungshandeln als erledigt anzusehen. Ich sage es deutlich: Nichts zu tun, steht nicht zur Debatte, auf das Prinzip Hoffnung zu setzen wäre der falsche Weg.

Also halten Sie trotz aller Kritik ihre Umgestaltungspläne für die beste Lösung?

Es gibt unsererseits keine favorisierte Lösung. Fest steht nur, dass wir etwas tun müssen, um die Straße lebenswerter zu machen und die Gesundheit der Anwohner nicht weiter zu schädigen. Dabei geht es auch um die politische Bewertung, welches Risiko für mögliche Strafzahlungen und Klagen man in Potsdam in Kauf nehmen will. Zum Vergleich: In Paris sind zum Beispiel wegen der hohen Luftbelastung tageweise Fahrverbote für die Hälfte aller Autos verhängt worden – einmal für die mit gerader, einmal für die mit ungerader Kfz-Schildnummer. Auch in Cottbus und Frankfurt (Oder) sind bereits Straßen umgestaltet worden, um weniger Verkehr zu ermöglichen und dadurch die Grenzwerte einzuhalten. HK

Matthias Klipp, geboren 1961, ist seit 2009 Potsdams Baudezernent und Mitglied der Grünen. Mit dem als streitbar geltenden Beigeordneten sprach Henri Kramer.

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