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In Sorge um seine Kunstsammlung: Der Potsdamer Milliardär Hasso Plattner.

© dpa

Interview mit Hasso Plattner: „Dann bleibt die Sammlung in den USA“

Mäzen Hasso Plattner spricht im PNN-Interview über die Folgen des neuen Kulturschutzgesetzes für seine Sammlung in Potsdam

Von Peer Straube

Herr Plattner, Ihre wertvolle Sammlung geht Potsdam verloren, sollte das Kulturgutschutzgesetz beschlossen werden. Was war ausschlaggebend für Ihre Besorgnis?

Meine Sammlung umfasst rund 250 Bilder, mindestens 150 davon sind museumsreif. Darunter sind Werke von Munch, Monet, Renoir, Sisley, Vlaminck, Tamayo und Nolde. In keinem deutschen Museum gibt es eine solche Sammlung, schon gar nicht in Berlin. Die Sammlung wird später meiner Stiftung gehören und sollte in Potsdam nach meinem Tod dauerhaft ihren Platz finden. Das Gesetz würde sie aber um einen erheblichen Teil ihres Wertes berauben. Meiner Stiftung, die ja gemeinnützig ist, kann ich eine Wertvernichtung solchen Ausmaßes nicht zumuten.

Kulturstaatsministerin Grütters argumentiert, dass fast alle EU-Länder ihre Ausfuhrregelungen für Kunstwerke bereits verschärft haben. Deren Museen hätte das nicht geschadet.

So lange Museen nichts verkaufen, mag das so sein. Aber Museen sind ebenso wie Sammler auf den internationalen Kunsthandel angewiesen. Mindestens zehn meiner besten Bilder habe ich US-amerikanischen Museen abgekauft. Aus dem Boston Museum of Fine Arts etwa habe ich einen Monet erworben, das Museum hat das Geld dann für Umbauten verwendet. Sammlungen, auch in Museen, leben von einem solchen Austausch. Die Folge davon, dass die Regelungen fast überall bereits verschärft wurden, ist, dass der Handel etwa mit alten Meistern komplett eingebrochen ist.

Deutschland macht jetzt denselben Fehler?

Ja. Dabei ist Deutschland eines der reichsten Länder der Welt und importiert mehr Kunst, als es ausführt. Schon aus diesem Grund ist das Gesetz sinnlos.

Was machen Sie mit Ihrer Sammlung, wenn das Gesetz trotzdem kommt?

Dann bleibt sie in den USA, in Palo Alto. Dem Ort habe ich viel zu verdanken. Die Stiftung hat genug Geld, um dort ein neues Museum zu bauen.

Was würde aus dem Museum Barberini?

Darüber mache ich mir jetzt noch keine Gedanken. Auf jeden Fall wird dort, so wie bislang geplant, meine Sammlung von ostdeutscher und DDR-Kunst gezeigt. Darüber hinaus würde es dann wohl weiterhin wechselnde Ausstellungen geben.

Sie wollen das Museum Barberini mit einer großen Ausstellung von Werken des Impressionismus und der Klassischen Moderne eröffnen. Bleibt es dabei?

Dieser Plan könnte in Gefahr geraten. Ich lasse derzeit noch prüfen, welche konkreten Auswirkungen der Gesetzentwurf hätte, aber in den USA ist die Verunsicherung schon jetzt groß. Bedenken Sie, welche Wirkung es auch auf Sammler wie Bill Gates und andere hat, wenn sie lesen, dass bekannte deutsche Künstler wie Gerhard Richter und Georg Baselitz darüber nachdenken, ihre Bilder ins Ausland zu schaffen. Unter solchen Bedingungen wird es schwerer, Leihgaben für eine solche Ausstellung zur Verfügung gestellt zu bekommen.

Wie soll sich die Ausstellung denn zusammensetzen?

Ich will den Großteil meiner Sammlung erstmals öffentlich in Potsdam zeigen. Darüber hinaus habe ich auch viele Sammlerfreunde um Leihgaben gebeten. Natürlich sprechen wir auch viele bekannte Museen an. Mit Russland stehen wir ebenfalls in Kontakt. Dort ist man sehr aufgeschlossen. Ich würde mich freuen, wenn wir auch Exponate aus den Museen in Moskau und St. Petersburg zeigen könnten.

Und falls sich Frau Grütters nicht umstimmen lässt?

Deutschland würde damit einen wahnsinnigen Kulturverlust erleiden und müsste auf die größte Impressionistensammlung verzichten, die es in diesem Land je gegeben hat.

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