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Georg Friedrich Prinz von Preußen wohnt seit einem Jahr in Potsdam.

© Sebastian Gabsch

Interview mit Georg Friedrich von Preußen: "Der 9. November war für uns als Familie schon immer ein besonderer Tag"

Georg Friedrich Prinz von Preußen ist der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers. Im Interview spricht er über sein Leben in Babelsberg und seine Familiengeschichte.

Georg Friedrich Prinz von Preußen, Sie sind vor knapp einem Jahr nach Babelsberg gezogen. Fühlen Sie sich hier zu Hause?

Ja, sehr. Eigentlich schon seit unserem Einzug.

Was schätzen Sie an dem Stadtteil?
Die Nähe sowohl zur Potsdamer Innenstadt als auch nach Berlin ist ideal. Unser etwa sechs Kilometer entferntes Büro kann ich mit dem Rad fast ausschließlich über Waldwege erreichen. Abgesehen davon genießen wir den besonderen Charme dieses Stadtteils, die ruhige Lage und eine wunderbare Nachbarschaft.

Was dachten Sie, als die Anfrage für die Oberlinrede kam?
Spontan dachte ich, das passt gut! Die Einladung kam genau in der Zeit, als meine Familie und ich bei unseren neuen Nachbarn angeklopft haben, um uns vorzustellen. Die Einladung, mich nun auch in diesem „Haus“ vorstellen zu können, nehme ich als sehr schöne Gelegenheit wahr.

Der Oberlinverein zitiert Sie: „Als Neubabelsberger fühle ich mich sehr geehrt, die Rede in der Oberlinkirche halten zu dürfen. Meine Familie steht dem Oberlinhaus seit mehr als 100 Jahren nahe.“ Was verbindet Sie persönlich mit dem Oberlinhaus?
Zur Einweihung der Oberlinkirche 1905 war schon meine Ururgroßmutter Auguste Viktoria persönlich anwesend und übergab neben einer Spende und Glocke eine Altarbibel. In Anlehnung an die alte Verbindung gab es nach der Wende ein Projekt mit der Prinzessin Kira von Preußen Stiftung, eine Einrichtung, die jungen Menschen mit schwierigem sozialen Hintergrund Ferien auf der Burg Hohenzollern ermöglicht. Gerne würde ich bei Gelegenheit hieran anknüpfen.

Das Thema Ihrer Rede lautet: „Biografie und Geschichte – den eigenen Weg finden“. Worüber genau werden Sie sprechen?
Ich betrachte das vom Oberlinhaus vorgeschlagene Thema mit großem Respekt. Ausschließlich über die eigene Biografie zu sprechen, halte ich in diesem Zusammenhang für anmaßend. Auch um die etwa 1000-jährige Vergangenheit meiner Familie abzudecken, reichten die 20 Minuten – und auch mein historisches Wissen – nicht aus. Aber der Frage nachzugehen, wie meine Familie und ich in der heutigen Zeit mit unserer Herkunft umgehen, und ob das Thema nicht eigentlich uns alle angeht, finde ich spannend.

Welche Rolle spielt dabei die Abdankung Ihres Ururgroßvaters vor 100 Jahren?
Der 9. November war für uns als Familie schon immer ein besonderer Tag. Das liegt zum einen an seiner besonderen Bedeutung in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Zum anderen war es auch der Geburtstag meines Großvaters Louis Ferdinand, der uns an diesem Tag immer wieder zusammengebracht hat. Im Zusammenhang mit der Abdankung des Kaisers und dem Ende des Ersten Weltkriegs spielt dieses Datum 2018 natürlich eine sehr große Rolle. Das sieht man nicht zuletzt auch an dem aktuell großen medialen Interesse an meinem Ururgroßvater.

Ist Potsdam für Sie eher eine Wohn- und Schlafstadt oder könnte man Sie hier auch mal auf dem Spielplatz erleben, beim Bäcker, im Theater?
Ich bin auch schon vor unserem Umzug viel in Potsdam unterwegs gewesen und wusste, wie auch meine Frau, das bunte Angebot an Unternehmungsmöglichkeiten bis hin zum Nachtleben sehr zu schätzen. Momentan, mit vier kleinen Kindern, liegt unser Fokus allerdings tatsächlich vor allem bei den Spielplätzen.

Verfolgen Sie die Lokalpolitik? Gibt es etwas, das Sie besonders interessiert? Ärgert? Freut?
Natürlich haben wir die letzte Wahl sehr aufmerksam verfolgt und dabei festgestellt, dass es vielen unserer Nachbarn und Bekannten ebenfalls so ging. Das ist für mich ein klares Zeichen dafür, wie sehr die Stadt den meisten ans Herz gewachsen ist. Meiner Frau und mir geht es da nicht anders.

Wenn Sie sich was wünschen dürften, für Potsdam, was wäre das?
Eine hohe Wertschätzung von Einwohnern und Gästen für alles, was diese Stadt zu bieten hat und in Bezug auf uns, dass sie für lange Zeit unser Zuhause bleibt.

Die Fragen stellte Steffi Pyanoe

Georg Friedrich Prinz von Preußen (42), ist der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers. Er lebt mit seiner Frau Sophie Prinzessin von Preußen und ihren vier Kindern in Babelsberg.

Steffi Pyanoe

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