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Wollte der Linken mit DDR-Kunst eine Brücke bauen: Milliardär und Mäzen Hasso Plattner.

© K.-D. Gabbert

Interview: „Genügend Zeit, die Probleme zu lösen“

Mäzen Hasso Plattner über seine Kunsthallen-Pläne im Lustgarten nach der Demonstration, vorhandene Hindernisse, seine Vorstellung von der Hallen-Architektur und bereits angekaufte DDR-Kunst.

Herr Plattner, 1000 Potsdamer aus allen Schichten und Teilen der Stadt haben am Montag für den Bau Ihrer Kunsthalle am Standort des Mercure-Hotels demonstriert – und sich gegen den Bau am Stadtrand auf Ihrem Campus am Jungfernsee ausgesprochen. Der Oberbürgermeister hat Ihnen zugesichert, dass wesentliche Probleme nun von der Stadt und anderen gelöst werden. Sie haben gesagt, dass Sie sich das angesichts der Unterstützung noch einmal überlegen werden und – wenn alles geklärt ist – wohl am Mercure-Standort bauen werden. Wann wird denn die Halle dort stehen?

Wenn sich die letzten Probleme noch lösen lassen und sich die Potsdamer über den Standort einig geworden sind, dann könnten wir in fünf Jahren in der Kunsthalle stehen.

Was heißt: Die Potsdamer sollen sich einig werden?

Wissen Sie, ich hatte ja mit dem Mercure nie etwas am Hut. Ich habe nur ein Grundstück gesucht und bei der Stadt und bei Herrn Platzeck nachgefragt. Und alle haben auf das Mercure-Grundstück gezeigt. Und es ist ja auch der ideale Standort. Ich bin aber nicht nach Potsdam gekommen, um ein Hotel abzureißen, an dem irgendwer hängt, oder um Arbeitsplätze in dem Hotel zu vernichten. Ich möchte auch nicht Teil eines politischen Streits sein. Ich bin bereit, der Stadt eine Kunsthalle zu errichten und eine Sammlung anzuschaffen, Wechselausstellungen zu veranstalten und nach meinem Tod meine eigene Kunstsammlung hier zusammenführen zu lassen. Über den Standort im Lustgarten müssen sich die Potsdamer nun einigen; sonst baue ich doch am Jungfernsee – da habe ich ein eigenes Grundstück und muss mich um nichts weiter kümmern.

Welche Probleme sind denn noch zu lösen?

Zunächst einmal ist wichtig, dass der Oberbürgermeister zugesichert hat, dass sich die Stadt mit der Weissen Flotte, mit deren Hafengebäude sich eine Kunsthalle nun einmal nicht verträgt, kümmern wird. Das ist Punkt eins. Punkt zwei ist, dass es eine Arbeitsplatzgarantie für die Angestellten des Hotels von Seiten der Hotels der Stadt aber auch von der Accor-Gruppe gibt. Drittens aber muss von der Stadt – vom Baubeigeordneten Herrn Klipp – klargestellt werden, dass es keinen internationalen oder sonst wie gearteten großen Architektenwettbewerb geben wird.

Sie haben Herrn Klipp so verstanden?

Ja. Ich weiß ja nicht, vielleicht hat er auch was falsch verstanden, aber er hat so etwas geäußert – ohne vorher einmal mit mir gesprochen zu haben. Nur: So ein Wettbewerb, der würde mich wieder etliche Millionen Euro kosten und am Ende haben wir dann einen Sieger-Architekten mit allen Rechten, dessen Entwurf ich als Privatmann realisieren muss – egal, ob der mir irgendwie zusagt und was der kostet. Das kann es nicht sein. Vergessen Sie nicht: Ich mache das alles als Privatmann.

Wie soll es stattdessen laufen?

Ganz klar: Mein Architekt oder von mir ausgewählte Architekten machen Vorschläge und Entwürfe und wir müssen dann zusammen mit der Stadt, von der wir ja die Baugenehmigungen bekommen müssen, entscheiden, welchen Entwurf wir nehmen, welcher infrage kommt. Da muss ein Weg zusammen mit der Stadt gefunden werden. Ich weiß aber schon jetzt, dass in Potsdam wieder eine Reihe von irgendwelchen Experten auftreten wird und es wieder zu Diskussionen kommen wird  ...

Was für ein Bau schwebt ihnen denn vor?

Wir können nicht radikal und massiv in Konkurrenz gegen das Stadtschloss gehen. Es muss ein moderner, zurückgenommener Bau sein – kein langweiliger Kasten. Die Kunsthalle muss sich an dieser Stelle der Topografie anpassen – also maximal eineinhalbstöckig, nicht höher als der Restaurantanbau am Mercure heute ist. Die Kunsthalle muss eine Brücke in den Lustgarten bilden.

Sie haben angekündigt, eine Sammlung mit DDR-Kunst ankaufen zu wollen ...

Das muss ich ja noch einmal sagen: Das mit der Sammlung von DDR-Kunst war ja auch gedacht, um den bekannten Kritikern um Herrn Scharfenberg von der Linken entgegenzukommen, um denen eine Brücke zu bauen.

Das hat ja bisher noch nicht so geklappt – jedenfalls nicht bei Herrn Scharfenberg. Aber Sie haben am Montag auf der Demonstration gesagt, dass Sie schon angefangen haben, Werke anzukaufen – 25 hätten Sie schon. Von welchen Malern haben sie schon welche?

Von Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke, Bernhard Heisig und Arno Rink. Das Tübke-Gemälde habe ich nur unter Maßgabe bekommen, dass es auch öffentlich ausgestellt wird. Also: wir sind da auf einem guten Weg. Und da ich noch selbst entscheide und kein Kuratorium, bekommt die Sammlung auch eine eigene Handschrift – auch, wenn dann wieder einige meckern werden, dass das eine oder das andere fehlt, etwa ein schwarzes Bild mit einem weißen Fleck oder so ... aber damit muss man dann leben, es wird ja meine Sammlung.

Wie viele Werke benötigen Sie für die DDR-Sammlung?

Naja, 50 bedeutende Werke müssen es schon sein für eine vernünftige Schau.

Neben dieser Dauerausstellung soll es auch Wechselschauen geben ...

Ja – die dann aber auch zu internationaler Kunst. Durch meine Amerika-Aktivitäten habe ich dorthin natürliche ganz besondere Kontakte. Daher wird es unter Garantie eine Ausstellung zu amerikanischer Malerei des 20. und 21. Jahrhunderts geben.

Nach der Demonstration am Montagabend: Glauben Sie nun, dass es eine breite Mehrheit für die Kunsthalle am Mercure-Standort gibt?

Ich weiß nicht, wer die Potsdamer sind und wer die Mehrheit ist. Aber beeindruckend war die Demonstration schon, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Aber ich hatte auch wieder Briefe von Potsdamern, die das Mercure behalten wollen, die das Gefühl haben, ihnen solle etwas aus der DDR-Zeit weggenommen werden ...

Aber es bleibt dabei: Sie bauen, wenn Sie sich mit dem Eigentümer des Hotels, der Blackstone-Gruppe, einigen können, und wenn sich die Nörgler nicht wieder in den Vordergrund schieben, am Lustgarten, dort, wo heute das Mercure steht?

Ja. Aber ich muss mich eben noch mit Blackstone einigen. Die machen derzeit Druck, dass ich auf Ihren finanziellen Forderungen ...

... von knapp 14 Millionen Euro ...

... eingehe. Da muss aber noch verhandelt werden, ich bin nicht bereit, dem Druck nachzugeben. Von daher: die Stadt hat genügend Zeit, die anderen Probleme zu lösen.

Das Interview führte Peter Tiede

Hasso Plattner, geboren 1944 in Berlin, gründete vor 40 Jahren gemeinsam mit vier Mitstreitern den Softwarekonzern SAP. Mit einem geschätzten Vermögen von 7,2 Milliarden US-Dollar ist er laut Forbes-Liste aktuell der neuntreichste Deutsche. Schon seit Jahren betätigt sich Plattner, der unter anderem eine Villa am Griebnitzsee besitzt, in Potsdam als Mäzen. So gründete er das nach ihm benannte Institut am Griebnitzsee und finanziert auch dessen Lehrbetrieb. Allein dafür spendete er bis heute rund 200 Millionen Euro. Die historische Fassade des Landtagsschlosses finanzierte er ebenso wie dessen Kupferdach.

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