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INTERVIEW: „Der Vertrag mit dem Architekturbüro Haberland muss gekündigt werden“

Herr Zimmermann, Frau Kadegis, dieAuseinandersetzungen zwischen der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde um die Synagoge dauert nun schon seit Jahren an. Bis vor Kurzem schien es so, als ob sich die beiden Parteien durch das von Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt ins Leben gerufene Mediationsverfahren annähern würden.

Herr Zimmermann, Frau Kadegis, dieAuseinandersetzungen zwischen der Jüdischen Gemeinde und der Synagogengemeinde um die Synagoge dauert nun schon seit Jahren an. Bis vor Kurzem schien es so, als ob sich die beiden Parteien durch das von Wissenschaftsstaatssekretär Martin Gorholt ins Leben gerufene Mediationsverfahren annähern würden. Woher nun der Sinneswandel?

Zimmermann: Über das Grundkonzept haben sich die beiden Gemeinden geeinigt. Über das Nutzungskonzept und die Vorstellung über jüdisches Leben hingegen nicht. Es ist nicht möglich, eine Hülle gemeinsam zu nutzen, wenn Sie sich über die Dinge, die im Inneren passieren sollen, nicht einig sind.

Sie wenden sich mit einer neuen Forderung an das Land. Wie sieht diese aus?

Zimmermann: Wir fordern ein klares Signal vom Land und die Kündigung des Vertrags mit dem Architekturbüro Haberland. Der Haberland-Entwurf verstellt den Weg für einen offenen Dialog der beteiligten jüdischen Gemeinden. Man muss anerkennen, dass man so nicht weiterkommt und eine Neuorientierung nötig ist.

Kadegis: Es soll doch keine Kampfarena werden, sondern eine Synagoge. Die Diskussionen darüber, wie eine gemeinschaftliche Nutzung aussehen kann, müssen vorher geführt werden.

Was hat der Entwurf von Architekt Jost Haberland damit zu tun?

Kadegis: Bislang kam bei jeder inhaltlichen Debatte über das jüdische Leben der Haberland-Entwurf dazwischen. Dadurch wurde eine Einigung verhindert. Als Förderverein steht es uns nicht zu, den jüdischen Gemeinden vorzuschreiben, wie ihr Gemeindeleben aussehen soll. Darauf müssen sich die Gemeinden selbst einigen. Anscheinend gehen manche davon aus, dass sich der Rest von selbst ergibt, wenn man nur eine Synagoge hinstellt

Zimmermann: Das Bauprojekt tritt für uns nun erst einmal in den Hintergrund. Wir können und wollen uns als Förderverein nicht in innerjüdische Angelegenheiten einmischen, wir wollen lediglich die Hindernisse aus dem Weg räumen, die eine Einigung verhindert haben. Zu diesen Hindernissen gehört zum Beispiel das regelrechte Festklammern am Haberland-Entwurf. Das führt dazu, dass die Diskussion rückwärtsgewandt ist und keiner den Kopf frei hat für neue Gedanken und Ideen. Zudem haben wir vergaberechtliche Bedenken, weil vom ursprünglichen Haberland-Entwurf im Prinzip nichts mehr übrig ist.

Die jüdische Gemeinde und der Bauverein haben sich aber immer wieder klar für den Haberland-Entwurf ausgesprochen. Wie soll es denn nun weitergehen?

Zimmermann: Wir werden auf den Bauverein zugehen und hoffen, dass die Mitglieder positiv auf den Vorstand einwirken. Wir schlagen eine Zusammenarbeit zwischen den engagierten Mitgliedern beider Vereine vor, ohne irgendwelche Vorbedingungen.

Kadegis: Wir würden es begrüßen, wenn wir uns mit dem Bauverein zusammensetzen und ein vorurteilsfreies Gespräch über die Möglichkeiten der Unterstützung des jüdischen Lebens in Potsdam führen könnten. Bisher hat die prinzipielle Diskussion pro oder contra Haberland dies verhindert. Wir schlagen deshalb vor, dass beide Vereine ihre bisherigen Entwürfe zurücknehmen, um die Grabenkämpfe zu beenden. Wenn es die Fördervereine nicht schaffen, sich zu einigen, wie können wir es dann von den jüdischen Gemeinden erwarten. Wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen und an einem Strang ziehen.

Auch Wissenschaftsstaatssekretär Gorholt hat bislang an dem Haberland-Entwurf festgehalten. Gleichzeitig ließ er keinen Zweifel daran, dass das Land die Synagoge nur baut, wenn beide Gemeinden sich einigen. Riskieren Sie mit Ihrem neuen Vorstoß nicht, dass das Projekt gänzlich verworfen und die dafür geplanten 4,5 Millionen Euro für andere Zwecke ausgegeben werden?

Zimmermann: Staatssekretär Gorholt hat bisher immer signalisiert, für eine gute Lösung offen zu sein, mit der beide jüdische Gemeinden leben können und wird dazu stehen. Wir würden es sehr bedauern, wenn es zu gar keinem Synagogenbau kommt. Schließlich ist Brandenburg das einzige Bundesland, in dem nach dem Holocaust keine Synagoge gebaut wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Land nicht weiterhin jeden Versuch unternehmen wird, das Projekt zum Erfolg zu führen.

Das Interview führte Katharina Wiechers

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