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Thomas Weinke, 63, ist ärztlicher Direktor. Er arbeitet als Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie und Infektiologie am kommunalen Klinikum „Ernst von Bergmann“ in Potsdam.

© Maria Parussel/Holger Vonder

Interview | Chefarzt Thomas Weinke: "Kein akuter Handlungsbedarf"

Thomas Weinke ist Infektiologe am "Ernst von Bergmann"-Klinikum in Potsdam. Er sieht das Coronavirus derzeit nicht als Gefahr - andere Viren seien viel gefährlicher.

Herr Weinke, der Verdacht auf das Coronavirus hat sich bei der getesteten Patientin nicht bestätigt. Wie geht es nun weiter?
Wir konnten Entwarnung geben. Je nach Symptomatik wird entschieden, ob eine weitere ambulante oder stationäre Behandlung notwendig ist. Der Patientin geht es den Umständen entsprechend gut und sie ist auf dem Weg der Besserung.

Wie läuft der Corona-Schnelltest ab?
Bei dem Patienten wird ein tiefer Rachenabstrich durchgeführt, also an der hinteren Wand des Rachens. Dieser Abstrich wird dann an das Referenzlabor an der Berliner Charité geschickt, ein spezialisiertes Labor, das die sogenannte PCR Untersuchung durchführt. Dieses Testverfahren hat eine sehr hohe Aussagekraft.

Wie werden Coronavirus-Patienten behandelt, wenn es keine Medikamente gibt?
Es ist richtig, dass es bislang keine virusspezifischen Medikamente gibt. Aber die Patienten können trotzdem symptomatisch therapiert werden. Das heißt, dass Flüssigkeiten verabreicht werden, in Abhängigkeit der Laborwerte bei Bedarf auch Elektrolyte. Es geht auch darum, Komplikationen zu verhindern. Zudem besteht die Gefahr einer bakteriellen Superinfektion, dann können Antibiotika gegeben werden.

Wie hoch ist die Ansteckungsgefahr?
Ich kann das nicht hundertprozentig beantworten, da es sich um einen neuen Erreger handelt. Zunächst geht man von einer Übertragung von Tier zu Mensch aus, inzwischen wurde eine Übertragung von Mensch zu Mensch nachgewiesen, sodass wir von einer Übertragung per Tröpfcheninfektion ausgehen müssen. In einem riesigen Land wie China haben sich bislang 7000 bis 8000 Menschen infiziert. Es handelt sich um eine Zunahme, aber bisher können wir keine Pandemie, keine kontinentübergreifende Infektion feststellen. Man muss das Ganze intensiv beobachten, aber man sollte auch nicht zu einer Verunsicherung beitragen. Wir erhalten sehr viele besorgte Anfragen, diese halte ich zum Teil für übertrieben.

Sollten die Potsdamer Vorsichtsmaßnahmen ergreifen?
Es besteht kein akuter Handlungsbedarf. Es ist wichtig, diese Erkrankung in Relation zu anderen zu setzen. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr als 10.000 Menschen an Influenzaviren. Die Gefahr ist wesentlich größer, hier an der Grippe oder auch an einer infektiösen Durchfallerkrankung zu erkranken, als am Coronavirus.

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