zum Hauptinhalt
Teures Vergnügen. Der Betrieb der Biosphäre kostete die Stadt bereits Millionen. Der Bund der Steuerzahler hat die Tropenhalle nun erneut ins „Schwarzbuch“ aufgenommen. Die Stadt verteidigt die Ausgaben.

© Andreas Klaer

Interessent für Biosphäre in Potsdam: Schwierige Investorensuche für ein Millionengrab

Ein Betreiber aus Nauen will die Potsdamer Biosphäre zu einem Schulcampus umbauen. Die Kosten dafür sind enorm.

Potsdam - Die seit einem knappen halben Jahr laufende Suche nach einem Investoren für die Biosphäre gestaltet sich schwierig. Die Sprecherin der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, Anna Winkler, bestätigte den PNN auf Anfrage, es gebe noch keine formelle Bewerbung für die defizitäre Tropenhalle. Mit fünf Interessenten habe es aber zumindest bereits Gespräche gegeben. Die Ausschreibung laufe noch bis Ende November, hieß es weiter. Die Pro Potsdam betreut das Verfahren über ihren Immobilienveräußerer Polo und den Entwicklungsträger Bornstedter Feld.

Ein Schulcampus aus Nauen möchte bei der Biosphäre einsteigen

Einen der möglichen Bewerber haben die PNN ausfindig gemacht: Der Träger des privaten Leonardo-da-Vinci-Campus in Nauen (Havelland), der schon weitere Ableger in anderen Bundesländern hat. Auf einem 40 000 Quadratmeter großen Gelände werden in Nauen 1000 Kinder in einer Grund- und Gesamtschule sowie einem Gymnasium unterrichtet, dazu kommen unter anderem ein Kindergarten, ein Internat und sogar eine Sternwarte. Ein ähnlich ambitioniertes Konzept kann sich Gesellschafter Rolf Wettstädt auch in der Biosphäre vorstellen, wie er auf Anfrage sagte – etwa mit einem Gymnasium, das mit den wissenschaftlichen Instituten in Potsdam verschiedene Kooperationen eingehen würde. Auch der von den Stadtverordneten geforderte Jugendklub könne in der Biosphäre integriert werden, sagte Wettstädt: „Je nach Bedarf der Stadt.“

Der Haken: Die Finanzierung steht noch nicht

Doch die Finanzierung dieses Plans sei nach jetzigem Stand nicht möglich, so der Gesellschafter. So bestehe die Stadt bisher darauf, dass Investoren die nötige Sanierung der Außenfassade für 5,7 Millionen Euro übernehmen. Auf der Polo-Internetseite wird die Biosphäre für 4,6 Millionen Euro angeboten. Auch die Betriebskosten, speziell für Energie, seien derzeit „finanziell nicht darstellbar”, so Wettstädt. Anfang des Jahres angekündigte Studien, wie sich etwa die Betriebskosten senken lassen, lägen leider noch nicht vor.

Damals ging die Pro Potsdam davon aus, dass die Betriebskosten um 400 000 Euro pro Jahr über denen vergleichbarer Schulen liegen. Um das zu ändern, soll etwa der Einsatz regenerativer Energie geprüft werden – oder ob Strahlungsheizer in den Klassenräumen die Energiebilanz verbessern können. Weiterhin untersucht die Pro Potsdam – auch für eine mögliche Schule im Eigenbetrieb in der Tropenhalle –, ob genug Tageslicht in das Erdgeschoss der Halle kommt oder wie sie akustisch für den Schulbetrieb gedämmt werden könnte. Bis Ende November sollen die Ergebnisse vorliegen, so Sprecherin Winkler – möglicherweise könne die Frist für eine konkrete Abgabe dann noch einmal verlängert werden. Es gehe zunächst auch nicht um ein unterschriftsreifes Angebot, sondern lediglich eine Interessenbekundung – mit der Möglichkeit weiterer Verhandlungen, betonte sie. Letztlich müssten ohnehin die Stadtverordneten entscheiden. Zwischenzeitlich könnte die Halle übergangsweise als Flüchtlingsheim genutzt werden (siehe auch hier).

Winkler betonte auch, die Architekten der markanten Halle, Barkow und Leibinger aus Berlin, würden bei allen Gutachten mit einbezogen: „Es handelt sich eben um eine besondere Architektur für Potsdam.“ Wettstädt dagegen sagte, aus seiner Sicht würden die Architekten den Urheberschutz weit auslegen, Änderungen also eher ablehnen. Das Architektenbüro bestritt das, man sperre sich nicht gegen Veränderungen und habe eine Studie zu Umbau-Optionen angefertigt.

Potsdam will die Halle loswerden, weil sie bisher nur kostet

Potsdam will die Biosphäre, die den städtischen Haushalt jährlich bis zu 1,7 Millionen Euro belastet, wie berichtet neu nutzen. Das ist inzwischen möglich, weil ab Ende 2017 die Fördermittelbindung endet – zuvor hätte die Stadt bei einer Umnutzung Strafzahlungen leisten müssen. Ein zwischenzeitlich erwogener Abriss ist vom Tisch: Anfang des Jahres hatten die Stadtverordneten entschieden, dass ein Investor gesucht werden soll – oder sie ab 2018 in Eigenregie zu einer Gesamtschule samt Sporthalle und Jugendklub umgebaut wird. Die Klassenzimmer könnten dann auf Stelzen in die Gebäudehülle integriert werden. Die Umsetzung dieses Plans würde knapp 27 Millionen Euro kosten – fast so viel wie ein Neubau, wie es damals hieß.

Zur Startseite