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Der Salon "Styleboxx" in den Bahnhofspassagen ist eine von mehreren Filialen der Friseurkette Klier in Potsdam.

© Andreas Klaer

Insolvente Friseurkette: Ungewisse Zukunft für Potsdamer Klier-Friseure

Eine Babelsberger Filiale der größten deutschen Friseurkette Klier hat bereits geschlossen. Ob die anderen bleiben, ist unklar.

Wer beim Frisör Klier in der Tuchmacherstraße in Babelsberg anruft, um einen Termin zu machen, wird weitergeleitet zur Filiale im Waldstadt-Center. Der Salon "Weber-Park" ist geschlossen. Die Klier-Filiale im Waldstadt-Center, Super Cut im Stern-Center und die Styleboxx in den Bahnhofspassagen sind aber weiterhin geöffnet. Ob das so bleibt, ist allerdings unklar, denn sie gehören zur Frisörkette Klier. Die ist pleite und hat Schließungen angekündigt. 

Am Dienstag hat das Amtsgericht am Firmenhauptsitz Wolfsburg das Insolvenz-Hauptverfahren gegen die die größte Friseurkette Deutschlands eröffnet. Bereits im September hatte Klier ein Schutzschirmverfahren beantragen müssen. Das ist ein spezielles Insolvenzverfahren, das die Zahlungsfähigkeit erhalten soll. Es wird vom Unternehmen in Eigenverantwortung durchgeführt. Die Geschäftsleitung bleibt dabei im Amt, ihr wird jedoch ein Sachwalter zur Seite gestellt, der die Sanierungsmaßnahmen einleitet. Nun geht das Verfahren in die nächste Phase.

"Die Gläubiger werden aufgefordert, Insolvenzforderungen bei dem Sachwalter anzumelden", teilte das Amtsgericht am Dienstag mit. Eine Gläubigerversammlung wurde für den 25. Februar 2021 angesetzt. Die Klier Hair Group (KHG) ist eine Dachgesellschaft für verschiedene Friseur- und Shopmarken, neben Frisör Klier auch zum Beispiel essanelle Ihr Friseur, Super Cut und Styleboxx gehören. 

Umsatzeinbußen wegen der Coronakrise

Elke Schmitz, eine Sprecherin der Unternehmensgruppe, nennt auf PNN-Anfrage Umsatzeinbußen während der Coronakrise als Grund für die finanzielle Schieflage. Die Coronakrise hat die ganze Friseurbranche hart getroffen. Zu Beginn blieben die Geschäfte ganz geschlossen, seither sind sie wegen der Abstandsregeln nur zum Teil ausgelastet. 

Laut Schmitz haben vor der Pandemie im Durchschnitt 800.000 Kunden pro Monat die Filialen aufgesucht. Nach der Wiederöffnung kamen demnach deutlich weniger Kunden. Der Rückgang betrage mehr als 30 Prozent, teilt die Sprecherin mit.  Bundesweit betreibt die Gruppe nach eigenen Angaben etwa 1350 Salons und Shops, in denen insgesamt etwa 8500 Menschen beschäftigt sind. Nun werde geprüft, welche Filialen geschlossen werden müssen.  

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Geschäftsführer Michael Melzer teilte mit: “Kurzfristig müssen wir uns aus Verantwortung gegenüber Gläubigern und Mitarbeitern leider von dauerhaft unprofitablen Salons und Shops trennen. Jede Standortschließung tut weh. Aber nur so können wir die Klier Hair Group kurzfristig als Ganzes erhalten und die große Mehrheit der Arbeitsplätze sichern.” Wie viele Stellen gefährdet sind, beantwortet das Unternehmen nicht. 

Gewerkschaft fürchtet Kündigungen

Seit September habe die Klier-Gruppe bundesweit bereits mindestens 30 Standorte geschlossen, sagt Sonja Austermühle von der Gewerkschaft Verdi auf PNN-Anfrage. Das habe sie von Gewerkschaftsmitgliedern erfahren. Zum Teil seien die Schließungen ohne jegliche Ankündigung erfolgt, die Beschäftigten hätten plötzlich vor der Tür gestanden - ebenso wie die Kunden. Zur Zukunft der Filialen in Potsdam kann die Gewerkschafterin nichts sagen. Bekannt sei allerdings, dass diese Standorte nicht in den Zuständigkeitsbereich eines Betriebsrates fielen. Kündigungen seien dadurch leichter möglich, sagt Austermühle. 

Die Unternehmenssprecherin Schmitz verspricht jedoch genaue Einzelfallprüfungen. “Nur wenn sich die jeweilige Filiale als dauerhaft unwirtschaftlich erweist und auch nicht durch andere Maßnahmen optimiert werden kann, wird sie geschlossen.“ Dazu führe die KHG derzeit viele Gespräche und Verhandlungen über einzelne Standorte mit allen Beteiligten, etwa den Vermietern.

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