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Die Labor-Container bringen alles mit, was man für die Produktion von Corona-Tests benötigt

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Innovative Entwicklungshilfe: Potsdamer Unternehmen bringt Coronatests nach Westafrika

Der Potsdamer Tom Halgasch arbeitet seit 15 Jahren in Afrika. Im Dezember errichtet er eine Coronatest-Produktion in Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste).

Potsdam - In Afrika mangelt es an Coronatests. Der Potsdamer Unternehmer Tom Halgasch möchte das ändern. In Kooperation mit der Bundesregierung und Spezialfirmen hat er Mini-Fabriken entwickelt, die vor Ort Schnelltests herstellen können. Die erste Produktionsanlage geht in Kürze in Betrieb. Sie soll unmittelbare Hilfe in der Pandemie leisten und nachhaltig Arbeitsplätze an der Elfenbeinküste schaffen. 

Tom Halgasch, Geschäftsführer der "Das Labor GmbH" aus Potsdam.
Tom Halgasch, Geschäftsführer der "Das Labor GmbH" aus Potsdam.

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Tom Halgasch arbeitet seit 15 Jahren in Afrika. Den Ausbruch der Corona-Pandemie erlebte er in der Republik Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste), wo er ein medizinisches Labor betreibt. Damals wurden Masken und Desinfektionsmittel weltweit knapp, die Preise schossen in die Höhe. “Die Industrieländer haben alles aufgekauft”, sagt Halgasch. Für ärmere Länder sei nicht viel übriggeblieben. Später habe sich das mit den Coronatests wiederholt.  

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Weil er helfen wollte, wandte sich Halgasch an die Firma Senova aus Weimar, die bereits Anfang April einen marktreifen Corona-Antikörper-Schnelltest entwickelt hat. Mit dem mittelständischen Unternehmen hatte Halgasch bereits vor einigen Jahren erfolgreich zusammengearbeitet. Schnell war man sich einig. Nun bestand die Herausforderung darin, die Coronatests möglichst zügig nach Westafrika zu bekommen. Die Experten erkannten, dass das nur mit einer Produktion direkt vor Ort möglich wäre. 

Der erste Labor-Container ist angekommen

Die Lösung: eine mobile Produktionsanlage, vorgefertigt in Deutschland. Die besteht im Wesentlichen aus einem Frachtcontainer, in den alle notwendigen Spezialmöbel und -geräte eingebaut werden. Dann kann er mit einem Schiff oder einem Laster an den jeweiligen Zielort transportiert und dort aufgestellt werden. Im Prinzip ist er also weltweit einsetzbar. Der erste dieser Labor-Container ist schon in der Großstadt Abidjan im Südosten der Elfenbeinküste angekommen. Dort wurde er in einer Freihandelszone aufgestellt. Das soll die Zollabfertigung bei der Anlieferung von Materialien erleichtern. 

5000 Tests am Tag können produziert werden

In der Anlage müsse durchgehend eine Luftfeuchtigkeit von unter 30 Prozent gehalten werden, erklärt der Unternehmer. Das sei nicht einfach unter Tropenbedingungen. Um den Laborcontainer herum würden weitere Container aufgestellt, zum Beispiel für Büros. Sobald die Anlage einmal stehe, könne sie 5000 Tests am Tag produzieren. Diese Zahl lasse sich im Erfolgsfall schnell erhöhen, etwa durch den Betrieb in mehreren Schichten oder perspektivisch auch durch weitere Produktionscontainer. “Bei der Herstellung des Prototyps haben wir viel gelernt. Die nächste Anlage könnten wir schneller bauen”, sagt Halgasch. 

Diplomaten haben Kontakte vermittelt

Realisiert wurde das Ganze von der “Das Labor GmbH”, deren Geschäftsführer Halgasch ist. Am Gemeinschaftsprojekt sind auch der Berliner Laborgerätehersteller Knauer und der Potsdamer Unternehmensberater Dr. Knabe beteiligt. Die Errichtung der Produktionsanlage wird im Rahmen einer Entwicklungspartnerschaft mit der GIZ umgesetzt. Das deutsche Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt die Partnerschaft über ihr Förderprogramm develoPPP.de. 

“Alle haben an einem Strang gezogen”, sagt Halgasch. Auch die ivorische Botschaft in Deutschland und die deutsche Botschaft in Côte d´Ivoire hätten tatkräftige Hilfe geleistet. Die Diplomaten hätten Kontakte vermittelt und Begleitschreiben verfasst, was die Zollabfertigung beschleunigte. Im Gegenzug für die staatliche Unterstützung verpflichtet sich das Unternehmen, die Hälfte der Tests zum Selbstkostenpreis an Kliniken und Arztpraxen zu liefern. 

Silvia Rath ist die technische Leiterin der Firma “Das Labor”. „In den meisten afrikanischen Staaten fehlt es an diagnostischen Kapazitäten, um das Coronavirus nachzuweisen”, teilt sie mit. “Vor allem der ländliche Raum ist von dieser hochentwickelten Form der Labordiagnostik meist abgeschnitten.” Die Schnellteste könnten eine Lösung sein. Eine lokale Produktion schaffe darüber hinaus aber auch eine Vielzahl qualifizierter Arbeitsplätze vor Ort, so Rath. 

Im ersten Schritt müssten die Fachkräfte für Produktion und Qualitätsmanagement ausgebildet werden, sagt Tom Halgasch. Wenn sich die Anlage etabliere, könnten in Zukunft auch andere Tests auf diese Weise hergestellt werden, zum Beispiel für Ebola, sagt er. Der ivorische Botschafter in Deutschland, Philippe Mangou, bedankte sich bereits in einem Video bei “Das Labor” für das Engagement und wünschte dem Projekt Erfolg. 

Von Wittenberg nach Abidjan

Tom Halgasch wird ab September wieder selbst in Abidjan sein. Ursprünglich stammt er aus Wittenberg, kam Ende der 1990er-Jahre wegen des Studiums der Politikwissenschaften und Geographie in die Landeshauptstadt. Heute lebt seine Familie hier. Er könne sich gar nicht erinnern, wann er zum letzten Mal eine so lange Zeitspanne außerhalb Afrikas verbracht hat wie in den letzten Monaten, sagt er. “Ich fahre regelmäßig hin und her.” 

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