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Das Klinikum "Ernst von Bergmann" in Potsdam.

© Ottmar Winter

In West-Brandenburg: Bergmann-Klinikum leitet Corona-Kampf

Potsdams städtisches Krankenhaus koordiniert Maßnahmen im Krankenhaus-Bündnis VCC West. Sollte die Corona-Lage eskalieren, käme auf das Klinikum eine weitere Schlüsselrolle zu.

Von Peer Straube

Potsdam - Vom Corona-Hotspot zum Vorreiter in der regionalen Pandemie-Bekämpfung: Das städtische Klinikum „Ernst von Bergmann“ spielt erstmals eine führende Rolle innerhalb des sogenannten Versorgungsclusters Corona West-Brandenburg (VCC West), wie das Klinikum und Brandenburgs Gesundheitsministerium den PNN auf Anfrage bestätigten.
Dieses Bündnis von Krankenhäusern der Region war im Frühjahr, auf dem Höhepunkt der ersten Corona-Welle, vom Ministerium geschmiedet worden. Jetzt wird es wiederbelebt. 

Ziel war und ist ein funktionierendes Netzwerk zur Versorgung von Covid-19-Patienten, bei dem sich die Einrichtungen untereinander bei der Aufnahme abstimmen und sich die Arbeit teilen. Federführend war damals das Städtische Klinikum Brandenburg in der Stadt Brandenburg/Havel. Als zweites Schwerpunktkrankenhaus in West-Brandenburg neben dem Bergmann-Klinikum musste es damals dessen Ausfall wegen des Corona-Ausbruchs gemeinsam mit den beteiligten anderen Krankenhäusern kompensieren.

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Regelmäßig Videokonferenzen zur Lagebesprechung

Nachdem das Bergmann-Klinikum wieder zum Normalbetrieb zurückgekehrt ist, soll es nun innerhalb der Allianz für sein Versorgungsgebiet die Koordination übernehmen. Dazu zählen neben Potsdam selbst der Landkreis Teltow-Fläming und die Region um Nauen. Das Klinikum Brandenburg ist für die Stadt Brandenburg/Havel, den Landkreis Potsdam-Mittelmark und die Region rund um Rathenow zuständig. Diese Form der Zusammenarbeit habe sich im Frühjahr bewährt, daher seien die Netzwerke des VCC West wieder reaktiviert worden oder haben ihre Kooperation intensiviert, sagte ein Ministeriumssprecher den PNN. So würden beispielsweise aktuell regelmäßig Videokonferenzen zur Lagebesprechung durchgeführt.  

Zum VCC gehören alle Krankenhäuser des Versorgungsgebietes, 18 sind es insgesamt, die laut Ministerium auf ihren Intensivstationen über zusammen etwa 300 Betten mit Beatmungsmöglichkeit verfügen, die „kurzfristig aktivierbar“ seien. Allerdings müsse mit diesem Kontingent auch die Versorgung von Patienten sichergestellt werden, die nicht an Covid-19 erkrankt seien, so der Ministeriumssprecher. Derzeit würden rund 30 dieser Intensivbetten für Covid-Patienten vorgehalten. Sollten die Fallzahlen weiter steigen, könnten die Kapazitäten kurzfristig angepasst werden. Weitere 70 Betten sind derzeit im VCC für Patienten auf Covid-Normalstationen vorgesehen. 

Vorkehrungen für weitere Zuspitzungen der Lage getroffen 

Sollte die Corona-Lage eskalieren, käme dem Bergmann-Klinikum bei der Bekämpfung der Pandemie in West-Brandenburg eine weitere Schlüsselrolle zu. In diesem Falle würde dort eine Koordinierungsstelle geschaffen, die die Patientenverlegung im gesamten VCC-Versorgungsgebiet regelt. Unterstützt würde deren Arbeit durch beide Schwerpunktkrankenhäuser sowie die Kliniken Beelitz und das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen. Von dort aus fänden dann auch „gemeinsame Lagebesprechungen über das gesamte Versorgungsgebiet“ statt, hieß es. Das Ministerium stehe mit dem VCC-Netzwerk in enger Abstimmung über jeweils nötige neue Schritte, so der Sprecher.  

Das Bergmann-Klinikum sieht sich derweil für die heranrollende zweite Corona-Welle gewappnet. Die schwarze, also die Covid-Station, verfüge derzeit über 16 Betten, „die alle eine dialysefähige und intensivpflichtige Versorgung von Corona-Patienten inklusive Beatmung ermöglichen“ und deren Zahl bei Bedarf „binnen kürzester Zeit“ auf 128 erhöht werden könne, sagte eine Klinikumsprecherin auf Anfrage. 

Die schwarze Station verfügt aktuell über 16 Betten.
Die schwarze Station verfügt aktuell über 16 Betten.

© Andreas Klaer

Der Zugang für Mitarbeiter erfolge über Schleusen, gleiches gilt für die Anlieferung von Materialien. Dieser Covid-Bereich sei vollkommen autark, verfüge über ein eigenes CT, weitere Diagnostikmöglichkeiten sowie eine eigene Rettungsstelle, über die Corona-Patienten direkt auf die Station aufgenommen werden können, ohne in Kontakt mit Patienten anderer, „normaler“, Stationen zu kommen. Diese strikte Trennung – eine der Konsequenzen des Corona-Ausbruchs im März – sei das Kernstück des Hygienekonzepts des Klinikums, betonte die Sprecherin. 

Bergmann-Klinikum nimmt alle Corona-Patienten in Potsdam auf

Weil das Klinikum insbesondere in diesem Bereich so gut aufgestellt ist, nimmt es derzeit auch alle Corona-Patienten in Potsdam auf. Da eine räumliche Trennung der Covid- von den normalen Patienten im St. Josefs-Krankenhaus nicht in diesem Maße gewährleistet werden könne, würden etwaige Patienten von dort ebenfalls ins Bergmann-Klinikum verlegt, sagte ein St. Josefs-Sprecher den PNN. Zuerst hatte die „Märkische Allgemeine“ berichtet.  Die zweite große Säule des Schutz-, Hygiene- und Sicherheitskonzeptes im städtischen Krankenhaus ist das Abstrichmanagement. 

Seit dem Corona-Ausbruch fänden die Tests an Patienten und Mitarbeitern regelmäßig und je nach Situation statt. Aktuell sind es bis zu 7000 pro Woche. Dadurch könnten Patienten und Mitarbeiter, die mit dem Coronavirus infiziert sind, aber keine Symptome aufweisen, frühzeitig identifiziert und Infektionsketten rasch durchbrochen werden, erklärte die Klinikumsprecherin. Zudem habe man immer einen Überblick über das Infektionsgeschehen im Haus. Der renommierte Hygieneexperte Klaus-Dieter Zastrow lobt das Konzept in den höchsten Tönen: „Das Abstrichkonzept des Klinikums geht weit über die Praxis anderer deutscher Krankenhäusern hinaus.“ 

Ein Mitarbeiter bei der Vorbereitung eines Beatmungsautomat.
Ein Mitarbeiter bei der Vorbereitung eines Beatmungsautomat.

© Andreas Klaer

Keine Engpässe bei Masken

An Schutzausrüstung herrscht aus Klinikumsicht kein Mangel. Das Haus verfügt nach eigenen Angaben über mehrere Tonnen an vorgemischtem Desinfektionsmittel. Der Vorrat reiche für zwei Monate, hieß es. Zudem seien mehr als 60.000 medizinische Mund-Nasen-Schutzmasken sowie mehr als 15.000 FFP2- und FFP3-Masken vorhanden, die für mehrere Wochen reichten. Die internen Lager habe man „massiv ausgeweitet“, von Engpässen gehe man nicht aus, so die Sprecherin.  

Gleiches gilt für etwaige Ausfälle von Mitarbeitern durch Krankheit. Durch das Abstrichmanagement könne man bei Bedarf schnell nachsteuern, beispielsweise externe Leasingkräfte anheuern. Aktuell sei die Versorgung der Patienten weiterhin gewährleistet.

Das Versorgungscluster VCC West

Im Versorgungscluster Corona West-Brandenburg (VCC West) sind insgesamt 18 Krankenhäuser der Region zusammengeschlossen. Das sind neben den beiden Schwerpunktkrankenhäusern, dem Klinikum „Ernst von Bergmann“ in Potsdam und dem Städtischen Klinikum Brandenburg/Havel, die Krankenhäuser Klinikum Westbrandenburg, das KMG Klinikum Luckenwalde, das Evangelische Krankenhaus Ludwigsfelde-Teltow, das Evangelische Zentrum für Altersmedizin Potsdam, das St. Josefs-Krankenhaus Potsdam, die Oberlinklinik in Babelsberg, die Havelland-Kliniken, die Klinik „Ernst von Bergmann“ Bad Belzig, die Caritas-Klinik St. Marien Brandenburg, das Luise-Henrietten-Stift Lehnin, das Johanniter-Krankenhaus Treuenbrietzen, das Asklepios Fachklinikum Brandenburg, die Kliniken Beelitz, die Vamed Klinik Hohenstücken und ihre Rehaklinik am gleichen Standort sowie die Rehaklinik Oberlin in Bad Belzig. 

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