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Landeshauptstadt: In Schenkenberg leben zahme Elche

Anfang Juni erwartet Züchter Golz den ersten Nachwuchs / Dreimal täglich können Besucher ins Gehege

Von Katharina Wiechers

Schenkenberg - Wenn Thomas Golz mit einer raschelnden Plastiktüte durch das Gehege läuft, muss er nicht lange warten. Sofort traben die sieben Elche auf den 44-Jährigen zu und stupsen ihn von allen Seiten. Denn nichts mögen sie lieber, als das, was sich in dem Säckchen befindet: Bananen. „Das hab ich rein zufällig herausgefunden. Ist ja auch ziemlich kurios, bei Tieren aus den Breiten“, sagt er lachend. Golz ist einer der wenigen in Europa, die außerhalb Skandinaviens zahme Elche halten. Anfang Juni erwartet er die ersten Jungen, damit will Golz auch mit der Zucht der ungewöhnlichen Tiere starten.

Seit zwei Jahren hat der Landwirt zahme Elche auf seinem Hof im uckermärkischen Kleptow, einem Ortsteil von Schenkenberg. Alle mittlerweile sieben Tiere wurden per Hand aufgezogen, entweder in deutschen Zoos oder in Schweden. Meist habe die Mutterkuh die Kälber verstoßen, sagt Golz. Oder aber ein Bär hat die Mutter getötet, so wie bei Helge, dem einjährigen Männchen.

Tatsächlich sind die Tiere alles andere als scheu. Neugierig beschnuppern sie die Besucher oder stupsen ihnen mit ihrer behaarten Oberlippe vorsichtig ins Gesicht. Dreimal täglich bietet Golz Führungen durch das Gehege an, immer von Juni bis August. Im ersten Jahr seien rund 800 Besucher gekommen, 2010 schon etwa 2.500, sagt Golz. „Die Leute kommen, weil sie die Elche hier anfassen können.“ Bis zum Saisonstart am 2. Juni will Golz auch Übernachtungen bei den Elchen anbieten. Noch hämmern seine Mitarbeiter an der einfachen Holzhütte direkt neben dem Futterstand für die Tiere, zwei Erwachsene und drei Kinder sollen hier Platz finden. „Wenn die Kinder vom Hochbett aus dem Fenster schauen, sehen sie direkt auf die Wiese mit den Elchen“, sagt Golz begeistert. „Die ersten Wochen sind schon ausgebucht.“ Auch einen umzäunten Rundgang um das zehn Hektar große Elch-Gehege will der 44-Jährige noch bauen, bevor die ersten Gäste kommen. Dann können sie sich die Tiere auch abseits der Führungen ansehen - allerdings ohne Anfassen. „Das sind immer noch Wildtiere“, sagt Golz. Ein Elch-Kenner sollte deshalb innerhalb des Geheges immer dabei sein.

Wenn mit der Zucht alles gut geht, will Golz die Muttertiere auch melken und aus der Milch Käse machen. „Elchkäse ist einer der teuersten der Welt“, erklärt er. Bis zu 500 Euro koste ein Kilo.

Schließlich seien zahme Elche ohnehin extrem selten und auch wenn, behielten sie einen sturen Kopf. An die Milch zu kommen, wird also auch bei Golz' menschenfreundlichen Elchkühen nicht einfach. Probieren will er es trotzdem. „Der Käse ist wunderbar cremig und würzig“, schwärmt er.

Warum Elche auf viele Menschen eine derartige Faszination auslösen, kann sich Golz nur so erklären: „Sie sind einerseits riesengroß, aber andererseits trotzdem lieb.“ Auch er habe mittlerweile eine richtige Beziehung zu den Tieren aufgebaut. Das merke er schon daran, dass er Elche - im Gegensatz etwa zu Wildsäuen - nicht schießen könne, sagt der passionierte Jäger. Jährlich werde er von Bekannten zur Elchjagd nach Schweden eingeladen. „Aber keine Chance“, sagt Golz und tätschelt eines der Tiere am Hals. „Ich krieg' die nicht geschossen.“

Mehr dazu im Internet unter:

wild-golz.de

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