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In Golm oder Groß Glienicke?: Streit um den Titel "ältestes Gebäude in Potsdam"

In Golm ist man sich sicher, dass dort das älteste Bauwerk der Stadt Potsdam steht. Stimmt nicht, sagt der Stadtkonservator Andreas Kalesse und hält entsprechende Äußerungen für „wenig kenntnisreich“.

Von Peer Straube

Golm/Gross Glienicke - Im Streit um den Titel des ältesten Bauwerks in Potsdam verteidigt der frühere Stadtkonservator Andreas Kalesse seinen Standpunkt. Die Dorfkirche in Groß Glienicke „ist und bleibt das älteste Bauwerk Potsdams“, schrieb Kalesse am Mittwoch in einer E-Mail an die PNN. Er reagierte damit auf einen Bericht vom Dienstag, in dem der Vorsitzende des Kirchbauvereins Golm, Johannes Gräbner, Kalesse widersprochen und den Titel für die Alte Kirche in Golm reklamiert hatte.

Gräbner hatte bezweifelt, dass die drei sogenannten Schachbrettsteine, die in der Groß Glienicker Dorfkirche verbaut wurden, als Beleg für ihr hohes Alter ausreichen. Wie berichtet wertet Kalesse diese wegen ihres Musters so bezeichneten Steine als Beweis, dass die Groß Glienicker Dorfkirche um 1250 errichtet wurde, womit sie rund 200 Jahre älter wäre als das Gotteshaus in Golm.

Schachbrettsteine finden sich an Feldsteinkirchen in Skandinavien, hauptsächlich in Dänemark, sowie beiderseits der Oder, also in Polen, Mecklenburg-Vorpommern und nicht zuletzt Brandenburg. Sie stammen alle aus spätromanischer oder frühgotischer Zeit, jedenfalls aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Gräbner hält es hingegen für möglich, dass die Steine erst später eingebaut wurden. Nur wenn nachgewiesen werden könne, dass auch der Mörtel aus dem 13. Jahrhundert stammt, sei das ein Beleg, alles andere seien „Mutmaßungen, die jeder nachweislichen Realität entbehren“, sagte er an die Adresse von Kalesse.

Der so Kritisierte hält Gräbners Äußerungen seinerseits für „wenig kenntnisreich“. Alle Feldsteinkirchen in Brandenburg stammten in der Regel aus dem 12. oder 13. Jahrhundert, die Groß Glienicker Kirche sei also in jedem Fall älter als jene in Golm. Die „Mörtelfrage“ sei im Übrigen bereits bei der Restaurierung der Fassade der Groß Glienicker Kirche im vergangenen Jahr „hinreichend geklärt“ worden, so Kalesse. Zudem habe er bereits zweimal „in Richtung Golm Einladungen ausgesprochen“, um die Befunde in Groß Glienicke zu klären. Leider seien die Einladungen nie angenommen worden, sagte Kalesse.

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