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Pilotprojekt in Mecklenburg-Vorpommern, das auch in Brandenburg etabliert werden soll: Corona-Schutzimpfungen von Hausärzten.

© Bernd Wüstneck/dpa

Impfstrategie für Potsdam: Hausärzte können vermutlich bald impfen

Der Widerstand gegen die Forderungen der Allgemeinmediziner schwindet. Jedoch mangelt es nach wie vor weiter an Impfstoff, damit die Vakzine auch für Hausarztpraxen reichen.

Potsdam - Für die Zeit nach dem Impfstoffmangel fordern Potsdamer Hausärzte weiterhin vehement, dass sie stärker beim Impfen der Bevölkerung einbezogen werden. In einem Brief an das Landesregierung erklären neun Ärztinnen und Ärzte, die Kapazität der zentralen Impfzentren sei bei weitem nicht ausreichend, „um flächendeckend und zügig eine Durchimpfung der Bevölkerung zu erreichen“ – zumal es weiter Probleme bei der telefonischen Terminvergabe und der Anreise hochbetagter Menschen gebe. Daher müsse das Impfen auch in den Praxen möglich sein. „Wir bitten Sie noch einmal eindringlich darum, das künftige Verfahren möglichst niederschwellig zu gestalten“, heißt es in dem Aufruf, den unter anderem die Mediziner Kirsten Radtke, Ulrich Wüllenkemper, Ulrike Hackenberg und Julia Stoy für den Qualitätszirkel „Potsdamer Hausärzte“ unterzeichnet haben.

Fordert Impfmöglichkeiten in Potsdamer Hausarztpraxen: Medizinerin Kirsten Radtke.
Fordert Impfmöglichkeiten in Potsdamer Hausarztpraxen: Medizinerin Kirsten Radtke.

© privat

Die Vorteile, bei der Impfung auf Hausärzte zu setzen, lägen auf der Hand: „Termine werden unkompliziert in der Arztpraxis vergeben, die Patienten sind ihren Ärzten bekannt, es besteht eine funktionierende, eingespielte Logistik, die vorhandenen Impfstoffe sind in Arztpraxen handhabbar, selbst der Impfstoff von Biontech und Pfizer kann problemlos fünf Tage bei Kühlschranktemperatur im Impfstoffkühlschrank gelagert werden.“ Nebenbei müsse im Auge behalten werden, dass Ärzte nicht gleichzeitig über Monate hinweg in größerem Umfang Dienste in Impfzentren leisten können, „während ihre Patienten in der Praxis nicht versorgt werden“. In Mecklenburg-Vorpommern würden die Impfungen bereits mit gutem Erfolg in acht Hausarztpraxen laufen, ab März solle dies auf alle Praxen ausgeweitet werden. „Vielleicht kann sich Brandenburg diesem Modell anschließen?“, so die Hausärzte.

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Schon seit Anfang Januar drängen die Mediziner auf mehr Beteiligung. Damals waren diese Forderungen aber selbst bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB), die die Impfungen im Land mitverantwortet, auf Ablehnung gestoßen – schon wegen der Beschaffenheit der aktuell zugelassenen Impfstoffe, diese seien in Lagerung und Transport eben sehr anspruchsvoll. KVBB-Chef Peter Noack ließ sich noch so zitieren: „Jetzt 500 Taxis mit minus 80 Grad Kühlbehältern fast täglich durch Brandenburg zu jagen, um ein paar kleine Ampullen in einzelne Hausarztpraxen zu bringen, ist - ganz abgesehen von Terminlogistik und derzeit für die Einzelpraxis nicht vorhandener Impfdokumentation – zwar spaßig, aber wenig durchdacht.“ Das hatte für großen Unmut bei Hausärzten gesorgt.

Nun, einige Wochen später, fordert die KVBB, die nationale Impfstrategie auf die Praxen der niedergelassenen Ärzte auszuweiten – bisher ist das Impfen nur in Impfzentren, Krankenhäusern und von mobilen Teams vorgesehen. Ein Hintergrund für die Überlegungen sind eigene Modellrechnungen, dass schon im März, spätestens jedoch im April so viele Impfstoffdosen verfügbar sein könnten, dass die Impfzentren überlastet wären. Dann müssten niedergelassene Ärzte in die Impfungen einbezogen werden, hier kann sich die KVBB nun ein Modellprojekt mit 50 Praxen vorstellen. Die Impfzentren wie die Metropolishalle in Potsdam könnten laut KVBB dann für die Impfung homogener Berufsgruppen wie Feuerwehr, Polizei oder Lehrer und Erzieher genutzt werden. Momentan vergibt die KVBB wegen Impfstoffmangels allerdings zunächst keine neuen Termine für ihre Impfzentren.

Auch das Land kann sich das inzwischen vorstellen. „Selbstverständlich sollen die Arztpraxen in die Impfkampagne einbezogen werden, sobald ausreichend Impfstoff zur Verfügung steht“, sagte Regierungssprecher Florian Engels. Dafür müsse aber eben auch die Corona-Impfverordnung geändert werden.H. Kramer

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