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Immobilienmesse Expo Real in München: Potsdams Mitte als Zugpferd

Im Katalog der Landeshauptstadt Potsdam für die Immobilienmesse in München finden sich alle Neubauprojekte der nächsten Jahre, aber auch viel Historisches. Ein Überblick.

Von Peer Straube

Potsdams neue Mitte, exklusive Stadtvillen am Jungfernsee oder drei schnuckelige Holländerhäuser: Mit Häusern und Baugrundstücken in Toplagen will Brandenburgs Landeshauptstadt auf der diesjährigen Immobilienmesse Expo Real in München für sich die Werbetrommel rühren. Der 33 Seiten starke Katalog bietet diesmal viel Neues, jahrelange Ladenhüter wie die Villa Carlshagen am Luftschiffhafen sind dagegen aus der Broschüre geflogen. Ein Überblick.

DIE POTSDAMER MITTE

Eröffnet wird das Heft mit dem derzeit spektakulärsten Projekt, nämlich der weiteren Neugestaltung der Potsdamer Mitte. Bereits im Dezember soll die Ausschreibung des ersten Karrees starten, das nach dem Abriss der alten Fachhochschule Ende 2017 an deren Stelle errichtet werden soll. Insgesamt neun Grundstücke umfasst der sogenannte Block III, der das wiedergewonnene barocke Erscheinungsbild des Alten Marktes komplettieren soll. Mit dem Plögerschen Gasthof und dem Eckhaus Alter Markt 17 bekommen zwei Gebäude ihre historischen Fassaden zurück, die anderen beiden Eckhäuser an der verlängerten Schwertfegerstraße sollen sich ebenfalls am Original orientieren. Dazwischen darf modern gebaut werden. Wie berichtet wollen vier Genossenschaften, darunter die „Karl Marx“ und die PWG 1956, das Karree in Gänze entwickeln. Dem Wettbewerb stellen sie sich trotzdem. Man könne das gewählte Verfahren jetzt schließlich nicht wieder aufweichen, sagte PWG-Vorstand Matthias Pludra den PNN. Man müsse während der Ausschreibung einen Weg finden, damit die Genossenschaften, wie von den Stadtverordneten beschlossen, im Verfahren privilegiert werden können, sagte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke. Die kommunale Bauholding verkauft die Grundstücke im Auftrag der Stadt. Denkbar sei etwa, dass man für eine genossenschaftliche Nutzung mehr Punkte vergebe. Bau- und Nutzungskonzept sollen im Verfahren mit 60 Prozent gewichtet werden, der Kaufpreis nur mit 40 Prozent. Rund ein Jahr werde die Ausschreibung dauern, dann könnten die Verträge unterschrieben werden. Ab 2019 sei mit einem Baustart für den Block III zu rechnen, so Nicke. Damit sich die Bauherren nicht mit denen des Nachbarkarrees ins Gehege kommen, werde der Block IV erst Ende 2017 ausgeschrieben. In diesem Karree, das rund um das Bildungsforum errichtet werden soll, will die Pro Potsdam selbst aktiv werden. Um drei Grundstücke in der Friedrich-Ebert- Straße, zwischen Bildungsforum und geplantem Acht-Ecken-Haus, werde sich das Unternehmen bewerben, sagte Nicke. Dort sollen ausschließlich Sozialwohnungen gebaut werden. Die anderen sechs Grundstücke, darunter das Acht-Ecken-Haus und der Palazzo Porto Barbarano mit historischer Fassade an der Ecke Schwertfeger-/Kaiserstraße, stehen anderen Investoren zur Verfügung.

CAMPUS AM JUNGFERNSEE

Wohnen in exklusiver Lage am Jungfernsee und den Oberbürgermeister als Nachbarn: Auf dem Plattner-Campus wirft die Projektentwicklungsfirma Asenticon jetzt elf Stadtvillen mit einer Gesamtwohnfläche von 5800 Quadratmetern auf den Markt. Geworben wird im Katalog mit „hochwertiger Gestaltung, großzügigen Grundstückszuschnitten und Wasserlage“. Wie berichtet hat sich auch Rathauschef Jann Jakobs (SPD) auf dem Areal ein Grundstück gekauft und dort seinen Altersruhesitz errichtet. Für den Bau der Stadtvillen wird nun ein Bauträger gesucht. Das Ensemble sei das letzte große Immobilienpaket, das am Jungfernsee-Campus noch zu haben sei, sagte Asenticon-Chef Klaas Vollbrecht den PNN. Darüber hinaus gebe es lediglich nur noch einige wenige Einfamilienhausgrundstücke, für die noch ein Käufer gesucht wird. Auch für das nördlich vom Wohnquartier gelegene Gewerbeareal am Jungfernsee wird auf der Expo Real geworben. Grundstückseigentümer Hasso Plattner, dessen Softwarekonzern SAP dort bereits ein Innovationscenter nebst Erweiterungsbau errichtet hat, setzt über seine Firma HPC zunächst selbst die Entwicklung fort: Bis Ende 2018 soll ein neuer, Cube drei genannter Bürogebäudekomplex gebaut werden, in dem sich Firmen aus der Software-, IT- oder Wissenschaftsbranche ansiedeln können. Das Vorhaben, bestehend aus drei Einzelhäusern, koste einen zweistelligen Millionenbetrag, so Vollbrecht.

VILLEN UND HOLLÄNDERHÄUSER

Zur Finanzierung mehrerer Sanierungsprojekte trennt sich die Pro Potsdam von etwas Tafelsilber. Verkauft werden mehrere Gebäude in Toplagen der Stadt, die allesamt sanierungsbedürftig sind und „die uns in Kürze mehr Probleme bereiten würden, als dass sie uns nützen“, sagte Pro-Potsdam-Chef Nicke. Angeboten werden etwa drei Holländerhäuser in der Mittelstraße 9, 10 und 11, die zuletzt zu DDR-Zeiten modernisiert wurden. Solche Gebäude seien für das Unternehmen unwirtschaftlich, weil man die Sanierungskosten über die Miete kaum refinanziert bekomme und daher etwas „für Liebhaber“, so Nicke. Veräußert werden außerdem mehrere Mehrfamilienhäuser, etwa in der Tuchmacherstraße 8, der Rosa-Luxemburg-Straße 26, der Friedrich-Ebert-Straße 73 und, besonders attraktiv, in der Berliner Straße 93 sowie in der Rubensstraße 8 in der Nähe des Heiligen Sees. Mit dem Verkaufserlös will die Pro Potsdam einen Teil der Sanierungsmaßnahmen im Behlertkarree und des Wohnquartiers am Brauhausberg bezahlen. Ein Traumobjekt hat die Maklerfirma Engel & Völkers im Angebot: Eine Villa am Griebnitzsee mit „drei offenen Kaminen, Sauna, Fitnessraum, einem dreifach gedämmten Musikzimmer und Weinkeller“. Ein Schnäppchen ist das Haus freilich nicht. 6,4 Millionen Euro muss der Käufer dafür auf den Tisch legen. Ein alter Bekannter unter den Luxus-Immobilien ist hingegen die Löwenvilla in der Gregor-Mendel-Straße. Gesucht wird für das Gebäude, in dem unter anderem Tom Cruise Teile seines Films „Operation Walküre“ über die Widerständler des 20. Juli 1944 drehte, allerdings kein Käufer, sondern ein Mieter.

GEWERBEOBJEKTE

Für die zum Jahreswechsel geschlossene Produktionshalle des Autoteilezulieferers Magna Steyr soll ebenfalls auf der Expo Real nach einem Nachnutzer gesucht werden. Zwar hatte die Wirtschaftsförderung zuletzt konkrete Gespräche mit Interessenten geführt, unterschrieben wurde aber offenbar noch nichts. Auch die Landesinvestitionsbank ILB sucht für ihr altes Domizil in der Babelsberger Steinstraße noch einen Nutzer. Im kommenden Jahr will die ILB wie berichtet in ihren Neubau gegenüber vom Hauptbahnhof umziehen.

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