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Baustelle im Bornstedter Feld.

© Andreas Klaer

Immobilien in Potsdam 2020: Wohnungsbau massiv eingebrochen

Während bundesweit immer mehr Wohnungen gebaut werden, erlebt Potsdam einen Einbruch beim Wohnungsbau. Und die Aussichten sind auch nicht gut.

Potsdam - Der Wohnungsbau in Potsdam ist im Jahr 2020 deutlich eingebrochen. Das geht aus aktuellen Daten des Landesamtes für Statistik zu den Baufertigstellungen im Land Brandenburg hervor. Demnach sind 2020 in Potsdam insgesamt 897 Wohnungen errichtet und saniert worden, darunter waren 837 Neubauwohnungen. Das ist die niedrigste Anzahl seit dem Jahr 2012, als 640 Wohnungen fertig wurden. Verglichen mit dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 45,1 Prozent. Und das, obwohl bereits im Vorjahr ein Minus von 23 Prozent verzeichnet worden war.

Der enorme Rückgang in Potsdam ist bemerkenswert - besonders weil die Baubranche bundesweit boomt. Im Corona-Krisenjahr sind in Deutschland so viele Wohnungen gebaut worden wie seit rund 20 Jahren nicht. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden im vergangenen Jahr erstmals seit 2001 wieder mehr als 300.000 Wohnungen fertiggestellt. Das waren 4,6 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Nach Einschätzung von Politik und Bauwirtschaft müssen jährlich 350.000 bis 400.000 Wohnungen fertig werden, um die große Nachfrage nach Immobilien zu stillen und die Wohnungsnot in den Städten zu bekämpfen.

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In Potsdam entwickelt sich die Lage offenbar in eine andere Richtung. 2018 war eine Rekordjahr im Wohnungsbau gewesen - seitdem geht es abwärts. Auf die Pandemie kann man die wenigen Neubauwohnungen kaum schieben: Wegen des langen Vorlaufs sind 2020 fertiggestellte Bauprojekte begonnen worden, bevor man vom Coronavirus überhaupt wusste. 

Potsdam schwächer als im Landesdurchschnitt

Auch im landesweiten Vergleich schneidet Potsdam anders als in früheren Jahren schwach ab. 10.474 Wohnungen meldeten die Bauaufsichtsbehörden des Landes Brandenburg im Berichtsjahr 2020 als fertiggestellt. Das waren 3,9 Prozent weniger als im Vorjahr und der zweite Rückgang in Folge. Die Zahl der in Ein- und Zweifamilienhäusern fertiggestellten Wohnungen sank um 3,5 Prozent auf 5417. Es wurden 3927 Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern fertiggestellt.

Die meisten Wohnungen entstanden in den Landkreisen Dahme-Spreewald und Barnim. Potsdam lag nur noch an sechster Stelle im Vergleich zu den anderen brandenburgischen Landkreisen und kreisfreien Städten. Die wenigsten Wohnungen wurden im Landkreis Prignitz (81) fertiggestellt. In elf von 18 Landkreisen und kreisfreien Städten in Brandenburg legte der Wohnungsbau im vergangenen Jahr zu. Es gibt also durchaus Kapazitäten in der Baubranche.

Zahl der Baugenehmigungen ebenfalls gesunken

Die Aussichten sind indes nicht ermutigend. Denn wie berichtet sind im vergangenen Jahr in der Landeshauptstadt weniger Baugenehmigungen als im Jahr 2019 erteilt worden - nämlich für genau 1104 Wohnungen. Ein Rückgang um 12,5 Prozent. Im Jahr 2017 waren es noch 2504 - also mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr. Langfristig wirken sich weniger Baugenehmigungen auf den Wohnungsmarkt aus. Damit Wohnungen gebaut werden können, muss der Bau zunächst einmal genehmigt werden. Von der Baugenehmigung bis zum Einzug der ersten Bewohner dauert es üblicherweise eineinhalb bis zwei Jahre. 

Der Einbruch beim Wohnungsbau trifft auf einen Markt, der ohnehin leergefegt ist. Seit Jahren stehen in Potsdam kaum Wohnungen leer. Der anhaltende Zuzug sorgt für eine hohe Nachfrage nach Wohnraum und steigende Mieten. Außerdem gehen Potsdam wie berichtet langsam die Flächen für den Bau von Einfamilienhäusern aus. Nur noch für 680 Eigenheime ist in der Stadt Platz - ausschließlich in den nördlichen Ortsteilen. Ein verschärfter Wohnungsmangel könnte zwar Zuzug und Wachstum bremsen und so die öffentliche Infrastruktur entlasten. Allerdings würden dann auch umzugswillige Potsdamer schlechter fündig.

Start ins Jahr 2021 vergleichsweise schleppend

Auch im laufenden Jahr geht es nur schleppend voran. Von Januar bis März genehmigte das Potsdamer Bauamt den Bau von nur 186 Wohnungen. Das sind zwar 23 mehr als im selben Zeitraum des Vorjahres - ein Plus von 14 Prozent. Aufs Jahr hochgerechnet käme man dennoch nur auf 744, was verglichen mit den vergangenen Jahren ein sehr schwacher Wert wäre. Landesweit stieg die Zahl der Baugenehmigungen im ersten Quartal um satte 39,4 Prozent. Auch dieser Vergleich fällt für Potsdam nicht gut aus.

Damit künftig nicht nur irgendwelche sondern auch bezahlbare Wohnungen entstehen, hat die Stadt es sich zum Ziel gesetzt, wieder mehr Sozialwohnungen zu schaffen. Bis zum Ende des Jahrzehnts soll allein über die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam mehr als ein halbe Milliarde Euro in den sozialen Wohnungsbau investiert werden. Damit sollen bis zum Jahr 2030 insgesamt 2000 geförderte Wohnungen entstehen. Derzeit werden allein 615 neue Wohnungen an der Georg-Hermann-Allee am Volkspark und an der Heinrich-Mann-Allee in der Teltower Vorstadt gebaut. 

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