zum Hauptinhalt

Immobilien in der Landeshauptstadt: Potsdam-Monopoly: Investoren gesucht

Auf der Immobilienmesse Expo Real stehen Luxusvillen, Wohnblöcke und Gewerbeflächen aus der Landeshauptstadt zum Verkauf.

Von

Der Slogan klingt selbstbewusst: „Potsdam: Exklusive Projekte zwischen Hightech und Historie“. Unter diesem Motto präsentiert sich die Landeshauptstadt seit gestrigem Montag bei Europas größter Immobilienmesse, der Expo Real in München mit rund 1700 Ausstellern aus 71 Ländern. In dem für die Verkaufsschau produzierten Katalog der Stadt werden auf 32 Seiten Bürohäuser, Wohnbaugrundstücke und Gewerbevillen angeboten. Auffällig ist, dass der Katalog insgesamt ein paar Seiten dünner ausgefallen ist als 2012. Mehrere Bauprojekte in der Potsdamer Innenstadt, die im vergangenen Jahr noch angepriesen wurden, haben mittlerweile offenbar neue Besitzer gefunden. Ebenso nicht mehr im Portfolio enthalten sind mehrere Wohn- und Geschäftshäuser in der Brandenburger Straße oder die denkmalgeschützte Villa Fritzsche in der Geschwister-Scholl- Straße 53. Dafür sind einige neue Gebäude dazukommen. Die PNN geben einen Überblick.

Luxusvillen

Mit dem Attribut „exklusiv“ können auf jeden Fall einige der Villen versehen werden, die in diesem Jahr den Katalog schmücken. Am eindrucksvollsten ist sicher die sogenannte Siemens-Villa in Neufahrland mit einer Nutzfläche von 6250 Quadratmetern und einem zehn Hektar großen Park. Carl Friedrich von Siemens hatte den Bau 1909 in Auftrag gegeben. Später wurde der Herrensitz als Klinik genutzt, seit 1993 steht das sanierungsbedürftige Gebäude leer. Ebenfalls geschichtsträchtig ist die „Villa van Merlen“ auf Hermannswerder: 1913 hatte sie der zugewanderte Jonkheer Jean Baptiste van Merlen (1880 bis 1950) bauen lassen und nutzte sie gemeinsam mit seiner Frau Marie Stittrich. Das kinderlose Paar vererbte das Haus an eine Potsdamerin – vermutlich die Haushälterin. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Villa zunächst als Krankenstation, später als Kinderheim genutzt. Schließlich ging sie in das Eigentum des Landes über, welches das Gebäude im März 2012 verkaufte. 1,5 Millionen Euro zahlte damals der russischsprechende Käufer, der unerkannt bleiben wollte. Nun kümmert sich eine Immobilienvermittlungsfirma um den Weiterverkauf – 2,8 Millionen soll die weiterhin sanierungsbedürftige „Villa van Merlen“ jetzt kosten. Ein Objekt ohne geschichtsträchtige Vergangenheit, aber auch in durchaus herrschaftlichen Dimensionen wird am Krampnitzsee offeriert. Das 1997 errichtete Gebäude mit neun Zimmern, 2000 Quadratmeter Garten und eigenem Uferzugang wird für 2,65 Millionen Euro angeboten – inklusive Steganlage und Indoor-Pool mit Gegenstromanlage. Ein Hingucker ist auch das Kutschenhaus im Garde-Karree. Das 1891 als Reitstall errichtete Gebäude wurde zu loftartigen Häusern mit vier Zimmern, Galerie und Kreuzgewölbedecke umgebaut – 680 000 Euro kostet eines.

Gewerbeflächen

Im Wettlauf um die knappen Flächen für größere Gewerbeansiedlungen in der Stadt werden zwei neue Grundstücke beworben. Einmal geht es um 8500 sofort bebaubare Quadratmeter in der Trebbiner Straße am Kirchsteigfeld. Der Kaufpreis für das Gelände beträgt 1,15 Millionen Euro. Neu angeboten werden auch rund 8000 Quadratmeter in der Michendorfer Chaussee: Hier geht es um einen Gewerbehof, zu dem noch rund drei Hektar Wald gehören. Laut dem Katalog befinden sich auf dem Gelände auch Werkhallen und kleinere Bürogebäude. Dieses Areal kostet 1,1 Millionen Euro. Zum Verkauf steht ebenfalls ein auffälliger Gebäudekomplex in der Behlertstraße 28, der für Wohnen und Gewerbe genutzt werden kann. Der Kostenpunkt: 4,4 Millionen Euro. In dem Gebäude hatte die kommunale Bauholding Pro Potsdam früher ihren Sitz – inzwischen hat diese einen Neubau in der Pappelallee bezogen. Zu den neuen Objekten gehört ein Büro- und Geschäftshaus in der Schopenhauerstraße 27 – ein herrschaftlicher Stuckaltbau, der frisch saniert worden ist, und in dem sich bis Anfang des Jahres die Diskothek „Nachtleben“ befand.

Wohnungen erwünscht

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben veräußert ein knapp 10 000 Quadratmeter großes Grundstück in der Nördlichen Berliner Vorstadt, auf dem sechs dreigeschossige Wohnhäuser und eine Tiefgarage entstehen sollen. Die Kaufpreisvorstellung für den Grund in der Tizianstraße 13 liegt bei 3,5 Millionen Euro. Auch Teile des Entwicklungsgebiets Bornstedter Feld werden noch angeboten. Auf 1,25 Hektar soll im Quartier „Am Schragen“ Geschosswohnbau entstehen, Verkäufer ist die stadteigene Polo GmbH. In der Rembrandtstraße 24 werden 21 bereits sanierte Eigentumswohnungen mit unterschiedlichen Grundrissen angeboten. Die Apartments in der ehemaligen Schmirgelfabrik kosten 460 000 bis 875 000 Euro. Ohne Preisangabe wird der Neubau in der Leiblstraße 22-24 angeboten, wo jüngst drei Stadthäuser und 17 Wohnungen entstanden sind. Ebenso bedeckt halten sich die Immobilienmakler mit den Kosten für die 15 Wohnungen, die derzeit in einem Gründerzeithaus in der Ludwig-Richter-Straße entstehen. „Auf schriftliche Anfrage“, heißt es jeweils.

Alte Bekannte

Manches taucht in dem Expo-Katalog auf, was schon 2012 vertreten war. Etwa diverse Flächen im Gewerbezentrum Fahrland in der Ketziner Straße, im Potsdamer Centrum für Technologie in der David- Gilly-Straße am Bornstedter Feld oder im Wissenschaftspark in Golm. Ebenso wird wie jedes Jahr für zu mietende Flächen in den Bahnhofspassagen oder auf dem Biotech-Campus auf Hermannswerder geworben. Noch etwas größer geworden ist ein Quartier aus Wohn- und Gewerbeflächen am Filmpark Babelsberg – 2012 wurden dort noch sieben Flächen angeboten, jetzt sind es acht. Auf dem neu hinzugekommenen Areal könnte eine Freizeiteinrichtung entstehen, heißt es im Katalog.

Mit im Immobilienportfolio ist auch noch die Speicherstadt. Ende September wurde dort Richtfest gefeiert, bezugsfertig sind die 253 Wohnungen ab Frühjahr 2014. Der Kaufpreis liegt bei rund 2850 Euro pro Quadratmeter, eine Wohnung ist somit ab etwa 160 000 Euro zu kaufen. Zur Miete werden wie im vergangenen Jahr Büros im Medienhaus Babelsberg angeboten – 7,50 Euro kostet der Quadratmeter in dem Existenzgründerzentrum. Auch im nahen Guido-Seeber-Haus sind noch Büros frei, dort liegt der Mietpreis bei 8,50 Euro. Als Ladenhüter erweist sich das seit Jahren leer stehende Kastellanshaus, das zum Jagdschloss Stern gehört. Dort möchte die Schlösserstiftung vorzugsweise Gastronomie ansiedeln, Investoren sollen ein „dinglich gesichertes Nutzungsrecht“ über eine Erbbaupacht erhalten. Zu DDR-Zeiten war das 1732 errichtete Gebäude eine beliebte Ausflugsgaststätte. 

GRUNDSTÜCKSVERKÄUFE

Die Stadt Potsdam kann nur noch im begenzten Maß Grundstücke verkaufen. So hat es Kämmerer Burkhard Exner (SPD) im aktuellen Doppelhaushalt der Stadtverwaltung formuliert. Demnach sind in diesem Jahr noch Grundstücksverkäufe im Gesamtvolumen von 2,4 Millionen Euro geplant. Nächstes Jahr sind 3,5 Millionen Euro vorgesehen – und 2015 rund 2,9 Millionen. Jahre wie 2012, als die Stadt über den Verkauf von Flächen noch 7,1 Millionen Euro einnehmen konnte, würden nicht mehr erreicht, so Exner – ihm fehlt dieses Geld für Investitionen in der Stadt. Seit 2012 macht die Stadt auch bekannt, welche städtischen Grundstücke sie verkaufen will – das ist eine Konsequenz aus Potsdamer Immobilien-Affären der vergangenen Jahre. Auf der aktuellen Liste für 2013 stehen 20 Grundstücke, etwa das Sago-Gelände in der Michendorfer Chaussee 111 oder ein Wohngrundstück in der Russischen Kolonie. Eine Statistik der kommunalen Grundstücksverkäufe der vergangenen Jahrzehnte konnte die Stadtverwaltung am Montag auf PNN-Anfrage jedoch nicht vorlegen. Ebenso konnte die Pressestelle der Stadt nicht die Fragen klären, inwiefern sich die Stadt ein Limit gesetzt hat, das verhindern soll, irgendwann keine kommunalen Flächen mehr zur Verfügung zu haben. (HK)

Zur Startseite