zum Hauptinhalt
Virtual und Augmented Reality spielen eine große Rolle auf der Mediatech Hub Conference.

© Andreas Klaer

Immer digitaler: Konferenz zur Zukunft der Medienbranche

Digitale Schauspieler, künstliche Intelligenz in Serienproduktionen und virtuelle Realität beim Zahnarzt: Die Mediatech Hub Conference diskutiert in Potsdam die Zukunft der Medienbranche.

Potsdam - Werden Filme künftig mit digitalen Schauspielern gedreht? Welchen Einfluss hat künstliche Intelligenz auf Serienproduktionen? Und warum ist Virtual Reality auch für Ärzte und Immobilienmakler interessant? Die zweite Mediatech Hub Conference, die am 19. und 20. November 2019 auf dem Gelände der Filmstudios Babelsberg stattfindet, gibt einen Einblick in aktuelle und künftige Entwicklungen der Medienbranche. Über 50 Redner aus aller Welt treten auf der Konferenz auf, die vom Mediatech Hub Potsdam veranstaltet wird, die Veranstalter rechnen mit 700 Teilnehmern.

Bei der Podiumsdiskussion „Filmproduktion 2030“ wurde unter anderem über die zukünftigen Veränderungen gesprochen, die die Digitalisierung für die Branche mit sich bringt: „Früher war es so, dass ein Film gedreht wurde und danach nahm der Regisseur das Material mit für den Schnitt und die Postproduktion“, sagte der Berliner Produzent Philipp Klausing (Homeland, Inglorious Basterds). „Aber heute überschneiden sich diese Prozesse immer mehr, schon während des Drehs geschieht die Postproduktion, vieles läuft simultan ab.“

Insgesamt 22 Vorträge, Gespräche und Workshops finden auf der Konferenz statt, es wird mit insgesamt rund 700 Besuchern gerechnet.
Insgesamt 22 Vorträge, Gespräche und Workshops finden auf der Konferenz statt, es wird mit insgesamt rund 700 Besuchern gerechnet.

© Andreas Klaer

Die digitale Filmproduktion ermöglicht somit immer schnellere Abläufe, bringt aber auch enormen Zeitdruck für die Filmemacher mit sich. Dies wird sich voraussichtlich noch verstärken, die Hoffnung der Branche liegt aber darin, dass die neue Technik die Probleme, die sie schafft, auch wieder löst: „Wir brauchen gute Werkzeuge und Technologien, um schneller zu arbeiten“, sagte Klausing.

Eine andere Entwicklung ist die Auswertung großer Datenmengen durch künstliche Intelligenz (Machine Learning). „Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, herauszufinden, was das Publikum will“, sagte Daniel Saltzwedel vom Medienboard Berlin-Brandenburg. Je ehr Daten Produktionsfirmen über ihre potenziellen Kunden und Zielgruppen haben, desto besser können sie Filme und Serien auf sie zuschneiden. Streaminganbieter wie Netflix haben einen großen Vorteil, da sie anders als die großen Hollywoodstudios enorm viele Daten über ihre Nutzer sammeln können, um deren Vorlieben zu ergründen.

Saltzwedel sieht darin die Chance, neue Publikumsschichten zu erschließen, gerade hierzulande: „Es heißt immer, in Deutschland würden zu viele Filme produziert, aber es gebe gar nicht das Publikum dafür – doch, das gibt es, man muss es nur herausfinden.“

Auch vor der Kamera verändert die Digitalisierung vieles: Die Berliner Firma „Mimic Productions“ stellte ihre Arbeit vor, die darin besteht, digitale Abbilder von Menschen aufzunehmen, die dann als Avatare in Filmen, Werbung oder in E-Learning-Anwendungen eingesetzt werden können. Und das gilt nicht nur für Menschen: Im Gespräch „Virtuelle Produktion“ gab der amerikanische Visual Effects-Produzent Christoph Roth Einblicke in die Entstehung des Remakes von „Der König der Löwen“, in dem sämtliche Tiere und Landschaften lebensecht animiert wurden.

Kinoreif. Die Konferenz findet auf dem Gelände der Filmstudios Babelsberg statt.
Kinoreif. Die Konferenz findet auf dem Gelände der Filmstudios Babelsberg statt.

© Andreas Klaer

Getreu dem Motto „Beyond The Screen“ („Über den Bildschirm hinaus“) beschäftigte sich die Konferenz auch damit, inwiefern neue Medientechnologien auch außerhalb der Unterhaltungsindustrie Anwendung finden, allen voran Virtual Reality. „Diese Technologie kann viele Prozesse in der Industrie vereinfachen, unter anderem indem große Datenmengen besser und nachvollziehbarer visualisiert werden“, sagte Mediatech Hub-Managerin Andrea Wickleder.

Als Beispiel nannte sie den Autobauer Rolls Royce, der in Blankenfelde Virtual Reality nutzt, um digital Triebwerke zu simulieren und zu testen, die aus über 20 000 Einzelteilen bestehen. „Das ist wahnsinnig komplex, aber durch diese Visualisierung können Zulieferer schneller als mit einer technischen Zeichnung erfassen wie Prozesse ineinandergreifen .“

Ähnliches gelte für die Medizin: Der Vortrag „E-Health“ beschäftigte sich unter anderem damit, wie schwierige Operationen per Virtual Reality simuliert und so von Ärzten geübt werden können. Ein weiterer Vortrag zeigte, wie die Immobilienbranche von Virtual Reality profitieren kann, indem digitale Hausbegehungen und Ähnliches genutzt werden.

Und es geht nicht nur darum, den Bildschirm zu verlassen, sondern ihn auch an neue Orte zu bringen: Einer der Vorträge am Mittwoch beschäftigt sich damit, inwiefern die Innenräume von Autos künftig aussehen könnten, wenn sie selbst fahren. „Die Frage ist, wie autonomes Fahren unser Fahr- und Konsumverhalten verändert, wenn wir nicht mehr das Lenkrad bedienen müssen“, sagte Wickleder. Denkbar sei, dass aus den Fensterscheiben des Autos Bildschirme werden, auf denen man Filme schauen, Spiele spielen oder Videokonferenzen abhalten könnte. „Das Auto könnte zum Wohnzimmer oder Büro werden“, so Wickleder.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false