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Landeshauptstadt: Im Testsaal

In einem Stahnsdorfer Gewerbegebiet wird für das Kunstmuseum Barberini geprobt

Stahnsdorf/Potsdam - Ohne Lotse ist die Halle kaum zu finden. Im Gewerbegebiet an der Ruhlsdorfer Straße in Stahnsdorf liegt sie am Rande versteckt, fällt nicht auf. Das Innere überrascht: Ein hoher Museumsraum mit Holzparkett, Oberlicht und dimmbarer Beleuchtung sind dort eingebaut worden. Kommt der Besucher den Bildern an der Wand – Reproduktionen von Gemälden ostdeutscher Künstler wie Bernhard Heisig – zu nahe, piept die Alarmanlage.

Es handelt sich um einen Mustersaal für das Museum Barberini am Alten Markt, in den die Museumsmacher am Donnerstag die Presse zur Besichtigung eingeladen hatten. Dort in Stahnsdorf probieren Techniker, Kunsthistoriker und Handwerker derzeit aus, was die Besucher im rekonstruierten Palast Barberini nach der Eröffnung Ende November 2016 erwartet. Sie testen Beleuchtung, Sicherungssysteme und verschiedene Farbvarianten. Ein gängiges Verfahren bei Museumsbauten dieser Größe, sagte Bauherrenvertreter Willy Athenstädt.

Auch am Alten Markt macht das Kunstmuseum, dessen Bau und Betrieb der Software-Milliardär und Wahlpotsdamer Hasso Plattner über eine Förderstiftung bezahlt, Fortschritte, so Athenstädt. Die archäologischen Arbeiten sind abgeschlossen, neue Spundwände sichern den Baugrund vor dem Havelwasser, eine meterdicke Betonsohle wurde bereits eingespritzt – im sumpfigen Potsdamer Boden musste auf bis zu 20 Meter tief reichende Betonpfähle gegründet werden. Man liege im Zeitplan. „In den nächsten sechs bis acht Wochen wird das Gebäude herauswachsen“, sagte Athenstädt.

Ab Frühjahr 2015 wird am Innenausbau und an der Sandstein-Fassade gearbeitet. Die soll in Abstimmung mit dem Denkmalschutz und auf Grundlage alter Fotos möglichst originalgetreu aussehen – das war eine Auflage für das von der Stadt als Leitbau klassifizierte Gebäude. Vor der Eröffnung werde es eine dreimonatige Probephase geben, bei der unter anderem die Sicherheits-, Licht- und Klimatechnik unter verschiedenen Bedingungen getestet wird. „Das muss zweifelsfrei funktionieren“, sagte Athenstädt – allein schon als Sicherheit für die späteren Leihgeber. Eine Investitionssumme nennen die Bauherren nicht. Mit rund 2200 Quadratmetern Ausstellungsfläche werde das Barberini zwei- bis dreimal so groß wie die Neue Nationalgalerie in Berlin, erklärte Athenstädt zur Einordnung.

Auch inhaltlich ist der Anspruch hoch: Gründungsdirektor Peter Joch setzt auf hochkarätige wechselnde Ausstellungen, die jeweils rund vier Monate zu sehen sein werden. Dabei soll mit bekannten Namen ein breites Publikum ins Haus geholt werden und mit der Schwerpunktsetzung gleichzeitig auch eine kunstinteressierte Klientel angesprochen werden. Joch erläutert das an der geplanten Eröffnungsausstellung: Ab 30. November 2016 sind rund 300 Werke der Impressionisten im Barberini zu sehen – bekannte Namen wie Renoir, Monet oder Pissarro werden dabei als erste Vertreter einer Kunst jenseits nationaler Grenzen vorgestellt: „Das waren die ersten Globalisierungsdenker an der Staffelei“, sagt Joch: „Wir zeigen altbekannte Künstler unter diesen neuen Vorzeichen.“

Auch Ausstellungen zum Umgang mit Geschichte in der Kunst oder zur Schönheit und Hässlichkeit bei Körperdarstellungen sind geplant. Ein weiterer Schwerpunkt werde die Beziehung zwischen Deutschland und den USA in der Nachkriegszeit sein. Eine Dauerausstellung werde es nicht geben, sagte Joch – die Sammlung Hasso Plattners mit ostdeutscher Kunst werde in die Einzelausstellungen integriert.

Das Barberini soll zudem „digitales Museum“ werden, wie Joch erläuterte: Projektionstechnik soll etwa ermöglichen, dass an den Wänden Zusatzinformationen gezeigt werden, auch Infosysteme für Smartphones und Tablet-Computer sind geplant. Geplant sind auch museumspädagogische Angebote.

Seit Januar 2014 sei die Trägergesellschaft des Museums als gemeinnützige GmbH anerkannt, sagte Anja Lange, die kaufmännische Leiterin. Ausgeschieden ist indes Abris Lelbach – „planmäßig“, wie Lange betonte. Der Berliner Projektentwickler hatte im Wettbewerb für das Grundstück an der Alten Fahrt den Zuschlag bekommen. Er werde dem Projekt eng verbunden bleiben, sagte Lange.

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