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Im Norden wird geprüft: Potsdam braucht ein neues Bad

Nun räumt es auch die Stadt Potsdam ein: Eine neue Schwimmhalle im Norden ist nötig. Doch das Geld fehlt.

Potsdam - Die Stadt Potsdam wird wegen ihres anhaltenden Bevölkerungswachstums in absehbarer Zeit ein neues Schwimmbad im Norden benötigen. Das hat das Rathaus am Montag in einer Mitteilungsvorlage für die Stadtverordneten offiziell eingeräumt, nachdem man sich bisher stets gegen ein weiteres Bad positioniert hat.

Allerdings sieht das Rathaus noch großen Klärungsbedarf, wie sich dieses mit Kosten zwischen zwölf und 19 Millionen Euro veranschlagte Großprojekt finanzieren lassen könnte – „kurz- und mittelfristig“ sei das wegen anderer Investitionen für Kitas, Schulen und den öffentlichen Nahverkehr nicht finanzierbar. Als Standort wären das Bornstedter Feld, Fahrland oder Krampnitz möglich. Auch diesen Stand der Überlegungen hat das Sportdezernat in der Mitteilung veröffentlicht, die mit der auf Freizeitanlagen spezialisierten Hamburger Beratungsfirma Profund Consult erstellt wurde.

Zwölf Millionen Euro - mindestens

Vorgeschlagen wird eine einfache Sportschwimmhalle mit fünf 25-Meter-Bahnen und einem Variobecken vorgeschlagen – das würde rund zwölf Millionen Euro Bruttokosten bedeuten, noch ohne Grundstückskosten. So eine Schwimmhalle ließe sich laut Stadt noch um einen Freibadbereich mit Liegewiese zu einem Kombibad erweitern – was dann mehr als 16 Millionen Euro kosten würde, bei getrennten Standorten sogar 19 Millionen Euro.

Allerdings sei in Potsdam, „das über sehr viel Wasserfläche und informelle Badestellen verfügt“, so ein Freibad bisher als nicht zwingend notwendig erachtet worden, erklärte das Dezernat der Beigeordneten Noosha Aubel (parteilos) weiter.

Ein Bad im Norden

Als mögliche Standorte werden Flächen im Volkspark und im geplanten Viertel Krampnitz in den Blick genommen – dort wären allerdings aus Lärmschutzgründen nur Schwimmhallen und kein Freibad umsetzbar, schätzt das Dezernat ein. Zudem werde aktuell für eine Fläche im Landschaftsschutzgebiet im Norden Fahrlands geprüft, ob diese als Entwicklungsgebiet genutzt werden könnte – auch hier sei das Bad denkbar, so die Stadt. Dorthin soll nach 2025 auch eine Tramlinie führen. „Flächenseitig böte derzeit der Standort in Fahrland die günstigsten Potentiale“, so das Dezernat.

Allerdings würden bei einem zusätzlichen Bad die bisher gedeckelten Kosten für die kommunalen Bäder von 3,5 Millionen Euro im Jahr auf mindestens 4,7 bis 5,6 Millionen Euro wachsen. Eigenmittel seien derzeit – angesichts zahlreicher anderer nötiger Investitionen – „nicht vorhanden“. Und entsprechende Kredite müsste erst die Kommunalaufsicht bewilligen, was aber eben nur für „unaufschiebbare pflichtige Aufgaben“ möglich sei. Bis Ende des Jahres wolle man die Finanzierbarkeit aber noch tiefergehend prüfen, so die Stadtverwaltung weiter.

Auslöser für die Untersuchung war ein vor einem halben Jahr im Stadtparlament beschlossener Prüfantrag von SPD und CDU/ANW für ein neues Kiezbad im Norden. So ein Bad wäre „ sportfachlich wünschenswert“, so das Dezernat. Auch die kommunale Stadtwerke-Tochter Bäderlandschaft unter Geschäftsführerin Ute Sello halte ein Schwimmbad im Norden „perspektivisch für sinnvoll“. Dies ergebe sich schon aus dem jetzt hohen Auslastungsgrad der beiden Schwimmhallen blu und Am Stern sowie dem Bevölkerungswachstum, gerade im Norden der Stadt, heißt es in der Untersuchung weiter.

Schimmuntericht mittelfristig in Potsdam-Mittelmark

Sorgen bereitet vor allem das Schulschwimmen – eine Pflichtaufgabe der Stadt. So habe man den Unterricht schon verdichten müssen – von jeweils zwei Einheiten mit je 60 Minuten auf drei Einheiten mit 40 Minuten. Auch hätten die Schulschwimmkoordinatoren schon einen steigenden Bedarf für die Zukunft gemeldet, so die Untersuchung. Bis zum Jahr 2035 gehe man von einem Anstieg der Schülerzahlen um rund 35 Prozent aus. Und wie berichtet sind gerade auch im Norden zusätzliche Schulen geplant, die für den Schwimmunterricht alle das blu nutzen müssten – daher würde ein zusätzliches Bad auch die ohnehin angespannte Verkehrssituation in Potsdams Innenstadt entlasten helfen, schätzt das Dezernat ein.

Solange aber kein zusätzliches Bad gebaut sei, könne man den Potsdamer Bedarf auch „für einen mittelfristigen Zeitraum“ durch „die Kündigung des Vormittags stattfindenden Schulschwimmens von Potsdam-Mittelmark“ decken, schlägt das Rathaus in dem Papier vor.

Doch auch in anderer Hinsicht ist es eng auf Potsdams Wasserflächen. So ist laut Stadt auch das Bad am kommunalen Sportpark Luftschiffhafen fast vollständig durch den Leistungssport ausgelastet, die Wasserballer etwa mussten schon ins blu ziehen. „Zusätzliche größere Bedarfe des Vereinssports können aktuell nicht mehr berücksichtigt werden“, erklärte das Dezernat – trotz auch in diesem Bereich steigender Nutzerzahlen. Um den Bedarf zu decken, müsste gerade im blu die Wasserfläche „für die öffentlichen Nutzer zunehmend weiter eingeschränkt werden“. Anhand von bundesweiten Statistiken heißt es weiter, für die aktuell mehr als 178.000 Potsdamer müssten für eine „durchschnittlich gute Versorgung gemäß Bundesdurchschnitt“ fast fünf Hallenbäder zur Verfügung stehen. Jetzt sind es drei.

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