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IHK-Potsdam: Duell um Nachfolge von IHK-Präsidentin Fernengel

Die amtierende IHK-Präsidentin will doch nicht erneut kandidieren. Dafür streben ein Oranienburger Unternehmer und ein Firmenchef aus Potsdam die Führung von Ostdeutschlands größter Handelskammer an.

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Potsdam - Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Potsdam steht vor einem Führungswechsel. Kammerpräsidentin Beate Fernengel hat ihre im Frühjahr angekündigte Kandidatur für den Posten nun wieder zurückgezogen. Das bestätigte sie am Donnerstag den PNN. Für die Vollversammlung am 13. September stehen dennoch weiterhin zwei Kandidaten zur Wahl, selbst in der Sitzung könnten jedoch noch weitere Mitglieder des Kammerparlaments ihre Kandidatur erklären.

Nach der Stimmungslage in der Vollversammlung hat vor allem ein neuer Kandidat gute Chancen, Fernengel im Amt zu folgen: Sie sprach eine Wahlempfehlung für den Recycling-Unternehmer Peter Heydenbluth aus Oranienburg (Oberhavel) aus, der jetzt sein Interesse an dem Posten erklärt hat. Der 56-Jährige gilt als Unternehmer aus Schrot und Korn. Er war vor fünf Jahren ins ehrenamtliche Präsidium der Kammer gewählt worden. Der „Märkischen Allgemeinen“ sagte er: „Ich will die Kammer nicht neu erfinden, aber weiterentwickeln.“ Auf dem Land wünschten sich viele Unternehmer, mehr Gehör in Potsdam zu finden. Zuvor hatte – wie berichtet – der Potsdamer Stephan Knabe, Inhaber einer Steuerberatungskanzlei mit 40 Mitarbeitern, seine Kandidatur angekündigt. Gegenüber den PNN hatte er angekündigt, das Profil der IHK schärfen zu wollen, und Fernengel einen Kuschelkurs gegenüber der rot-roten Landesregierung vorgeworfen.

IHK-Potsdam: Vorgänger Stimming musste wegen Vetternwirtschaft zurücktreten

Fernengel begründete ihre Entscheidung zum Rückzug damit, dass sie sich wieder mehr um ihr Unternehmen kümmern wolle. Es sei ein guter Zeitpunkt. „Ich habe auf mein Herz gehört“, sagte sie den PNN. „Das ist die beste Entscheidung.“ Der Posten sei ein Ehrenamt und erfordere einen großen Aufwand mit zusätzlichen Aufgaben und vielen Terminen. Sie habe in ihrer Zeit viel geleistet. „Wir können auf eine großartige Arbeit zurückblicken, auch wenn viel zu tun bleibt“, sagte Fernengel. Sie sei auch weiterhin Mitglied der Vollversammlung und werde die Arbeit der IHK weiter unterstützen. Dass 60 Prozent der 75 Mitglieder der Vollversammlung neu in dem Gremium sind, zeige, dass in den vergangenen Jahren viel richtig gemacht worden sei. Die Mitgliedsunternehmen würden sich wieder stärker einbringen. Dass es nun zwei neue Kandidaten gebe, sei ein gutes Zeichen. „Es ist Schwung reingekommen“, sagte sie. „Ich bin stolz und gehe erhobenen Hauptes.“

Fernengel war Präsidentin geworden, nachdem ihr Vorgänger Victor Stimming im Dezember 2013 wegen Vetternwirtschaft zurücktreten musste. Der Untreueprozess gegen ihn war erst kürzlich wieder aus gesundheitlichen Gründen verschoben worden. Fernengel lenkte die IHK nach den Stimming-Jahren in ruhige Fahrwasser und setzte Reformen durch. Dazu zählt ein Leitbild für mehr Transparenz. Zudem setzte sie mit dem früheren Generalsekretär des internationalen Forschungsinstituts IASS in Potsdam, Mario Tobias, einen von der Affäre unbelasteten neuen Hauptgeschäftsführer an die Stelle des ebenfalls angeschlagenen René Kohl. Die IHK begann aber auch, die unter Stimming durch die Mitgliedsbeiträge der Unternehmen angehäuften Rücklagen abzuschmelzen und zurückzuzahlen.

75 000 Mitgliedsunternehmen: Potsdamer IHK größte Kammer in Ostdeutschland

Als Fernengel Präsidentin wurde, gab sie die Geschäftsführung eines Potsdamer Hotels ab. Nun ist sie Geschäftsführerin in einem Dienstleistungs- und Beratungsunternehmen für die Hotelbranche und ihr gehört ein Onlineshop für Bio-Mode, Fair-Trade-Produkte und Handy-Betten.

Der Präsidentenposten der IHK Potsdam ist in Brandenburg von einigem Gewicht. Mit 75 000 Mitgliedsunternehmen ist die IHK die größte in Ostdeutschland. Im Präsidium der Kammer wurde Fernengels Entscheidung unterdessen mit Bedauern aufgenommen. „Ich finde es sehr schade, dass Beate Fernengel ihre Kandidatur zurückgezogen hat. Aber ich denke, es ist eine weise Entscheidung“, sagte Brita Marx, Präsidiumsmitglied und Geschäftsführerin der Brita Marx GmbH aus Luckenwalde, den PNN. Es sei ja auch ein Ehrenamt mit viel Aufwand, man stecke da sehr viel Zeit rein, so Marx. „Sie hat sich wacker geschlagen.“

Auch Götz Friederich, Vorsitzender des Wirtschaftsrates Potsdam und Präsident des Marketing-Clubs Potsdam, würdigte die Leistung Fernengels: „Ihr großer Verdienst war es, in der für die Kammer schwierigen Umbruchphase für Ruhe und Stabilität gesorgt zu haben. In der Stunde der Not war sie die Richtige.“

Lob kommt auch vom neuen Vorsitzenden der AG Innenstadt in Potsdam, Manfred Gerdes. „Sie hat in der IHK ganz gut aufgeräumt. Die Zusammenarbeit hat aus meiner Sicht ebenfalls immer gut funktioniert, sagte Gerdes gestern auf PNN-Anfrage. (mit spy)

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