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"Hundeleben": Ladentraining mit Leckerlis

Was für ein „Hundeleben“: Seit zehn Jahren bietet die gleichnamige Boutique in der Innenstadt alles, was Vierbeiner und ihre Besitzer begehren.

Potsdam - Dunja wäre vermutlich mit ihrem roten Geschirr weiterhin zufrieden gewesen, aber Frauchen braucht Abwechslung. Was Gelbes oder Grünes würde ihr gefallen, leider gibt es das gewünschte Modell nicht in der benötigten Größe und so wird es dann doch Pink. Passt aber zu den farbigen Streifen im Pulli der Kundin. Die Anprobe dauert etwas. Es darf nicht zu weit oder zu eng sein, vor allem nicht am Hals drücken und Katja Passler, die längst vor dem weißen Bichon auf dem Boden kniet, hat ein gutes Gespür dafür entwickelt. „Das ist eben der Unterschied zum Einkauf im Internet“, sagt die Inhaberin des Potsdamer Fachgeschäfts „Hundeleben“, während sie die Passform auf dem flauschigen Fell des kleinen Hundes genau ertastet: „Geschirr kaufen ist kompliziert, das sollte man schon anprobieren.“ Dunjas Halterin kommt dafür extra aus Brandenburg an der Havel. „Ich schätze die Fachkompetenz hier im Laden.“

Vor zehn Jahren eröffnete Katja Passler das Geschäft, in dem eine Angestellte arbeitet, als Ausgleich für ihren eher trockenen Beruf als Ingenieurin in der Luft- und Raumfahrttechnik. Ihr fehlte etwas mit Leidenschaft und Kundenkontakt. „Ich finde toll, dass ich hier so unterschiedliche Menschen kennenlerne. Arm oder reich, aus Potsdam oder internationale Touristen – alle verbindet die Liebe zu ihrem Hund“, sagt die 47-Jährige. Sie selbst hatte erst Katzen, dann Hunde. Vor wenigen Wochen starb ihr eigener im Alter von 15 Jahren. Ein Nachfolger ist schon geplant – ohne Hund geht es eben nicht.

Stets war Passler mit ihrem jeweiligen Hund viel unterwegs. Von Reisen in die USA brachte sie damals die Idee für eine Hundeboutique mit. „Es geht hier nicht nur ums Verkaufen. Hier bekommt man auch gute Beratung und es ist ein Ort, wo man ins Gespräch kommt.“ Passler, die hier im Nebenjob auch selber hinterm Tresen steht, berät zu Futter und Lernspielzeug und erklärt praktische Kleinigkeiten wie Anhänger für Hundemarken und Leckerlitäschchen.

Im Laden gibt es aber auch Empfehlungen für die Hundeschule oder einen Physiotherapeuten – die Hundewelt ist umfänglich und erinnert in manchem Detail, gerade wenn man die vielen Stapel der Hunde-Textilien vom Regenmantel bis zum Prinzessinnenpulli mit Glitzer betrachtet, an einen Kinderladen. Es gibt tatsächlich Spielzeuge, die hier auch für Begleit-Kinder gekauft werden. Weil sie eben so niedlich sind. Der Hund sei für manche Halter vermutlich tatsächlich der sprichwörtliche Kindersatz, das erkenne sie daran, in welcher Form die Menschen mit dem Tier sprechen. Aber das seien doch eher wenige. „Für die meisten ist der Hund zwar Hund, als solcher aber ein volles Familienmitglied. Und das ist doch schön.“ 

Der Hund braucht Wärme im Winter

Im „Hundeleben“ gibt es alles, was das Familienmitglied Hund brauchen könnte: Bettchen und Körbchen, Decken zum Wärmen oder, mit Gel gefüllt, zum Kühlen, Reisezubehör wie Taschen oder Fahrradkörbchen, alles rund ums Fressen und Trinken, Trainingsspielzeug, Leinen und Bekleidung. Der Hund, der ganzjährig im Haus gehalten wird, ist weniger abgehärtet als früher und braucht im Winter was Warmes, sagt Passler. Zudem frieren manche Hunderassen einfach leichter. „Für den Rhodesian Ridgeback, der aus Afrika stammt, gibt es Daunenmäntel, da können sie zwei kleine Kinder drin verstecken.“

Von Anfang an dabei ist Stammkundin Gisela Schmidt mit ihrem Hund Betty. Auch wenn mal nichts für den Hund gekauft werden muss, kommen Frau Schmidt und Betty vorbei. „Dann sitzen wir hier und schwatzen“ sagt Passler. Der Laden hat ganz klar auch eine soziale Funktion. Hundesportgruppen kommen vorbei und Hundeschulen, die hier Ladentraining absolvieren – damit der Hund lernt, sich in Geschäften zu benehmen. Wer das am Regal mit Hundefutter lernt und nicht bettelt, wo getrocknete Kaninchenohren und Kauknochen vor sich hin duften, der ist fit für die restliche Einkaufswelt. „Die meisten Hunde sind gut erzogen“, sagt Passler.

Eis mit Geschmacksrichtung Käse, Lachs oder Rind

Neben den Stammkunden kommen viele Touristen ins Hundeleben in der Hermann-Elflein-Straße. Die suchen Souvenirs oder Mitbringsel für Hundebesitzer daheim. Von Hand verarbeitete Leder-Leinenhalsbänder, am besten noch mit Edelweißstickerei, gehen besonders gut. Freitagabend kauft ein Mann, dessen Frau in der Brandenburger gerade auf Einkaufstour ist, eine Rolle Kotbeutel. „Es gibt zu wenige Tütenspender in der Stadt“, sagt der Besucher aus dem Schwäbischen. An heißen Tagen ist zudem bissfestes, schwimmbares Wasserspielzeug gefragt. Oder mal ein Eis für den Hund, Geschmacksrichtung Käse, Lachs oder Rind. Das stellt eine Firma in Berlin her. „Das Eis geht wirklich gut.“

Passler hofft, sich die hohen Innenstadtmieten noch ein Weilchen leisten zu können. Sie würde sich sogar gerne vergrößern, um noch mehr Präsentationsfläche zu bekommen. Vorstellbar wäre auch eine Kooperation mit einem Tierarzt oder anderen Hunde-Dienstleistern. Es würde sie zudem freuen, wenn sie auch an Sonntagen öffnen dürfte. Schließlich verkaufe sie auch Touristen-Bedarf. Die derzeitigen Vorschriften für Gewerbetreibende findet sie zu streng. „Dann gibt es hier bald gar keine kleinen inhabergeführten Geschäfte mehr.“ Parallel dazu führt sie einen Online-Shop, aber der kann ein Ladengeschäft, wo man sich direkt begegnet, nicht ersetzen, sagt die Chefin, während sie dem schwäbischen Touristen Tütchenrollen verkauft. „Nehmen Sie gleich zwei“, schlägt sie vor, „Sie sind ja noch ein paar Tage in Potsdam.“

www.hundeleben-potsdam.de

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