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Humboldtquartier an der Alten Fahrt: Das erste Haus am Platz

Das Humboldtquartier an der Alten Fahrt feiert im Sommer Richtfest. Bei den Nachbarn dauert es noch

Von
  • Katharina Wiechers
  • Peer Straube

Innenstadt - Das Alte Rathaus ist saniert, das Stadtschloss wieder aufgebaut – doch auf der Ostseite des Alten Markts fangen die Arbeiten zur Wiederherstellung der historischen Potsdamer Mitte gerade erst an. Fleißig gearbeitet wird bereits am Humboldtquartier direkt an der Langen Brücke und am Palast Barberini – auch wenn man es bei Letzterem auf den ersten Blick nicht sieht. Ein Überblick über den Stand der Dinge an der Alten Fahrt.

Humboldtquartier

„Das erste Haus am Platz“, mit diesem Spruch werben die Investoren für das Humboldtquartier – und tatsächlich ist der Neubau direkt an der Langen Brücke mit der Adresse Humboldtstraße 1 und 2 das einzige Gebäude an der Alten Fahrt, an dem schon richtig gebaut wird. In Teilen stehen schon die Grundmauern für das Erdgeschoss, die Tiefgarage darunter ist im Rohbau bereits fertig. In den kommenden Wochen werden Leitungen und Kabel verlegt, im Spätsommer soll der gesamte Rohbau fertig sein und Richtfest gefeiert werden, wie Henrik Denkewitz, Projektmanager bei Kondor Wessels, den PNN sagte. Im Sommer 2015 soll das „erste Haus am Platz“, in das insgesamt 20 Millionen Euro fließen, bezugsfertig sein. 4100 Quadratmeter sind für Gewerbe vorgesehen, bei 80 Prozent der Flächen ist es schon ausgemachte Sache, wer einzieht. So wird der Potsdamer Energieversorger Danpower knapp 2000 Quadratmeter vom zweiten bis zum vierten Obergeschoss mieten. In das erste Obergeschoss sollen Arztpraxen einziehen – ein Neurologe hat schon zugesagt. Im Erdgeschoss mietet sich ein italienisches Restaurant mit dem Namen „L’Osteria“ sowie eine Filiale der Niedersächsischen Bäckereikette Steinecke ein. 310 weitere Quadratmeter für einen gastronomischen Betrieb sind noch zu haben – inklusive 112 Außenplätzen. Neben den Restaurants, Büros und Geschäften entstehen auch Wohnungen im „HQ Humboldt Potsdam“, wie die Investoren den Neubaukomplex getauft haben. 18 Mietswohnungen sollen es werden, mit der Vermietung soll aber erst im nächsten Winter begonnen werden.

Palazzo Pompei und Palazzo Chiericati

Direkt neben dem Humboldtquartier sollen zwei Wohnhäuser nach historischem Vorbild wieder aufgebaut werden, der Palazzo Pompei in der Humboldtstraße 3 und der Palazzo Chiericati in der Humboldtstraße 4. Ersterer wurde 1754 gebaut und ist dem gleichnamigen Vorbild in Verona, das um 1530 entstand, nachempfunden. Der Palazzo Chiericati ist das Werk von Carl Christian Gontard. Dieser ließ ihn 1777 nach einem Vorbild in Vicenza erbauen. Realisiert werden die beiden Neubauten nun als Gemeinschaftsprojekt unter dem Titel „Stadtschlossensemble“ von der Prinz von Preussen Grundbesitz AG und Kondor Wessels – die Häuser Humboldstraße 1 bis 4 sind daher bislang noch eine große gemeinsame Baustelle. In den beiden 1945 zerstörten Palazzi sollen insgesamt 23 Wohnungen und im Erdgeschoss je zwei Gewerbeeinheiten untergebracht werden – im Gegensatz zum Humboldtquartier soll hier nicht vermietet, sondern verkauft werden. Drei der vier Gewerbeeinheiten hätten bereits neue Besitzer, ebenso wie über die Hälfte der Eigentumswohnungen, so Kondor Wessels-Projektmanager Denkewitz. Vor allem die Wohnungen hin zur alten Fahrt seien sehr beliebt. „Und erstaunlich viele wollen die Wohnungen selbst nutzen“.

Palast Barberini

Vom wichtigsten Gebäude des neuen Gebäudeensembles ist noch nicht viel zu sehen. Auf dem Grundstück Humboldtstraße 5/6, auf dem Ende 2016 das Kunstmuseum von Mäzen Hasso Plattner eröffnen soll, laufen noch die Gründungsarbeiten. „Wir müssen deutlich tiefer graben als alle anderen, deswegen dauert das bei uns etwas länger“, sagte der Berliner Unternehmer Abris Lelbach, der das Museumsprojekt gemeinsam mit Plattner realisiert, den PNN. In Kürze sollen die Arbeiten am Kellergeschoss beginnen, die „extrem aufwendig“ seien, so Lelbach. Zum Schutz der Kunstwerke werde sehr empfindliche Technik eingebaut, daher müsse das Kellergeschoss besonders abgedichtet werden. Im Frühsommer werde dann der Hochbau beginnen, sagte Lelbach. Der Palast Barberini, dessen gleichnamiges Vorbild in Rom steht, ist der einzige Leitbau an der Alten Fahrt, der nicht nur außen, sondern auch innen zum Teil originalgetreu wiedererrichtet werden soll. Das Original war 1771/72 nach Entwürfen Carl von Gontards und im 19. Jahrhundert durch zwei zum Wasser hin ausgerichtete Seitenflügel ergänzt worden. Im Kunstmuseum Barberini sollen neben Plattners Sammlung ostdeutscher Kunst internationale Ausstellungen von Weltgeltung zu sehen sein. Zur Eröffnung ist eine Schau mit Werken des Impressionismus geplant.

Brauerstraße

Als Verlängerung der Humboldtstraße soll eine neue Straße entstehen, die Brauerstraße. Die Brauerstraße 1 hat sich die Berliner Bürgerstadt AG gesichert, doch von Bauarbeiten ist man dort noch weit entfernt. Man sitze noch immer an der Baugenehmigung, sagte Bürgerstadt- Chef Winfried Hammann. Derzeit werde geprüft, ob unter dem Haus eine Tiefgarage gebaut werden kann. Außerdem wolle er erst einmal beobachten, was auf dem Nachbargrundstück passiert, also beim Palast Barberini. „Wir warten erst mal die Grundsteinlegung ab“, so Hammann. Dass er noch in diesem Jahr mit dem Bau beginnen kann, glaubt er nicht.

Auch die Complan Kommunalberatung GmbH, die die Brauerstraße 3 bauen will, befindet sich eigener Aussage zufolge „in der Warteschleife“. Auch dort will man abwarten, was die Nachbarn machen, um gleichzeitig mit den Bauarbeiten zu beginnen. „Anders bekommt man das logistisch gar nicht hin“, sagt Complan-Chef Hathumar Drost. Taktgeber in der Brauerstraße dürfte Barberini-Investor Lelbach sein, der außerdem auch das Grundstück Brauerstraße 2 entwickelt. Dort soll aus baulogistischen Gründen erst 2015 Baubeginn sein, sagte er. Die Fertigstellung des Wohn- und Geschäftshauses ist aber zeitgleich mit der des Palastes Barberini geplant, also Ende 2016.

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