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Platz zum Plauschen. Kreative Atmosphäre im Humboldt-Gymnasium.

© Johanna Bergmann

Humboldt-Gymnasium hofft auf Auszeichnung: Luxusprobleme auf der Baustelle

Das Potsdamer Humboldt-Gymnasium ist in der Endrunde für den Deutschen Schulpreis. Eine Jury schaute jetzt noch einmal ganz genau hin.

„So viel kann ich schon mal sagen: Es war anstrengend und schön“, sagte Schulleiterin Carola Gnadt sichtlich erleichtert über das Ende der Inspektion. Zwei Tage lang waren Mitglieder der Jury für den Deutschen Schulpreis im Humboldt-Gymnasium an der Heinrich-Mann-Allee, um die Schule zu prüfen. Am Donnerstag dann zogen die strengen Besucher ein kurzes Resümee. Ist die Schule geeignet für die Auszeichnung, die am 8. Juni vergeben werden soll? Reicht das Konzept der Schule, wie ist das Klima zwischen Schülern, Eltern und Lehrern? Nach den Worten der Jury kann sich Gnadt durchaus Hoffnung machen. Die erste Bilanz war positiv.

Bei der Entscheidung über die Preisträger bewertet die Jury sechs Kriterien: Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung, Schulleben und Schule als lernende Institution. Vor allem in den letzten Kategorien überzeugte die Bildungseinrichtung offenbar. „Man will hier etwas. Hier findet eine Art Bürgerbildung statt“, sagte Juror Bernd Westermeyer, Leiter des Privatinternats Schloss Salem bei Konstanz. Die soziale Umgebung habe ihn sehr beeindruckt. Auch sei die Identifikation mit der Schule überall spürbar gewesen. „Ehrlich, ohne Arroganz.“ Auch Klaus Wild von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg lobte den fairen Umgang.

Noch 17 Schulen im Rennen

Der Deutsche Schulpreis wird seit 2006 von der Robert Bosch Stiftung gemeinsam mit der Heidehof Stiftung vergeben. Er ist der am höchsten dotierte Schulpreis in Deutschland. Gleich zwei Potsdamer Schulen sind in diesem Jahr in der engeren Auswahl. Neben dem Humboldt-Gymnasium schaffte es noch die Sportschule „Friedrich Ludwig Jahn“ unter die besten 17 aus 100 teilnehmenden Schulen in Deutschland.

Schon allein das Erreichen der zweiten Runde und der Besuch der Jury-Experten sei eine Auszeichnung, so Andrea Preußker von der Bosch-Stiftung. Man könne keine genaue Einschätzung abgeben, da noch nicht alle 17 Schulen besucht worden seien. „Wir wären aber alle gerne an diese Schule gegangen“, lobte sie.

Dennoch: Keine Schule ist perfekt. So wirke es manchmal, als mute man sich am Humboldt-Gymnasium etwas zu viel zu, urteilten die Prüfer vorsichtig. Zudem könne mit „einer etwas längeren Leine“ als die Vorgaben der Rahmenpläne es ermöglichten, hier noch mehr entstehen. Auch hätten Schüler erzählt, dass es manchmal an der Kommunikation hapere, da hier so viel gemacht werde. „Dann clasht es eben manchmal“, zitierte Westermeyer einen der Schülerbetreuer für den Jury-Besuch. „Das ist aber eher ein Luxusproblem“, sagte er.

Immer noch Baustelle

Auch die Unruhe durch die Baustellen fiel den Prüfern auf. 2012 wurde auf dem Gelände ein Neubau errichtet, der erst zu Beginn dieses Schuljahres fertig wurde. Doch vor allem das Außengelände präsentiert sich noch unvollendet. Im Altbau müssen bis Ende 2016 zudem energetische Sanierungsmaßnahmen und Verbesserungen beim Brandschutz durchgeführt werden. Umso bemerkenswerter sei das gute Klima in der Schule, die eine Baustelle sei, sagte Westermeyer.

Die Schüler hätten sich darum gerissen, die Jury durch die Räume zu führen, erzählte auch Wolfgang Beutel, Jurymitglied und Geschäftsführer des Fördervereins „Demokratisch Handeln“. Die Schüler hätten „uns auch manchmal rumdirigiert“. Dies sei aber nicht geplant worden, versichert Schulleiterin Gnadt. „Wir haben ein Urvertrauen in die Leute, die agieren.“ Also auch in die Schüler.

Schulleitung zufrieden mit Bewertung

Natürlich sei sie aufgeregt gewesen, als die Jury sich angekündigt habe, sagte sie. Aber jetzt freue sie sich über die gute Bewertung. Etwas Gutes habe der Besuch in jedem Fall. „Wir haben jetzt unsere Unterlagen in Ordnung. Die Schulvisitation könnte kommen.“ Gemeint ist damit die Inspektion durch die Schulverwaltung.

Ob es etwas wird mit dem Preis, entscheidet sich im April. Dann sind die Jury-Besuche abgeschlossen. 15 Schulen kommen in die Endrunde und nehmen an der Preisverleihung am 8. Juni teil. Was dann mit dem Geld geschehen soll, ist zumindest für die Schüler relativ klar, während sich Schulleiterin Gnadt dazu erstmal nicht äußern wollte. „Das Ei (Mensa) könnte noch verfeinert werden“, sagte eine Schülerin. Und die Musik- und Kunst-AGs bräuchten Instrumente und Werkzeug. Auch könne das Flüchtlingsprojekt der Schule unterstützt werden.

Stefan Engelbrecht

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