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Von drauß’ vom Walde: Viele Bäume kommen von Plantagen.

© dpa

Holz für die Hütte: Worauf Sie beim Weihnachtsbaumkauf achten sollten

Weihnachtsbaumkauf ist Glaubensfrage: Soll es ein echter sein – oder lieber einer aus Plastik? Ein genauerer Blick auf die Materie.

Potsdam - Grüner wird’s nicht, jedenfalls draußen nicht vor April. Aber drinnen wird alle Jahre wieder der Baum zum besten Freund des weihnachtlich gestimmten Menschen. Auch in diesen kontaktbeschränkten Zeiten gilt zumindest in Familien mit Kindern: Ein Baum muss sein. Die Frage ist nur, was für einer. Ist ein Plastik-Nordmann für die Ewigkeit vielleicht doch nachhaltiger als jedes Jahr ein eigens geschlachteter Naturalist, den man sich nüchtern betrachtet zur Sterbebegleitung in die Stube holt?

Ein vertiefter Blick auf diese Fragen erweist, dass man beim Weihnachtsbaumkauf manches falsch machen kann und vieles richtig. Was die Plaste-und-Elaste- Frage betrifft, hat das Magazin „Geo“ zwei Studien aus Kanada und Großbritannien ausgewertet, denen zufolge eine Plastiktanne ihre natürlichen Vorbilder um zehn bis 20 Feste überdauern muss, um klimafreundlicher zu sein. Wobei die CO2-Bilanz nur ein Teil der Öko-Rechnung ist, in die auch Fragen wie Transportweg und Anbau der natürlichen Konkurrenz sowie der Entsorgung eingehen. Während die Plastikbäume letztlich auf Erdöl basieren und wegen unterschiedlicher Kunststoffarten kaum recycelt werden können, setzen die echten Bäume bei der Entsorgung nur ihr beim Wachstum aufgenommenes CO2 wieder frei.

Holziges Gemüse aus intensiver Landwirtschaft

Während rund 80 Prozent der Kunststoffbäume aus China kommen, stammt ein ähnlich großer Anteil der echten aus deutschem Anbau; der Rest wird aus Nachbarländern importiert. Es ist tatsächlich in aller Regel „Anbau“ und nicht Wald: Die meisten Bäume wachsen auf Plantagen, teils unter Stromleitungen. Man muss als Weihnachtsbaumkäufer also nicht befürchten, das Waldsterben zu forcieren, sondern darf den Baum als holziges Gemüse sehen. Das allerdings stammt oft aus intensiver Landwirtschaft: Laut Umweltbundesamt werden in konventionellen Plantagen reichlich – und für Käufer kaum nachprüfbar – Insektizide, Herbizide und Kunstdünger eingesetzt. Schlimmstenfalls könnte die Chemie dann durchs traute Heim wabern.

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Als Alternative empfehlen sowohl die Behörde als auch die Umweltorganisation Robin Wood Bäume mit Öko-Siegel. Das könne FSC (Forest Stewardship Council) sein oder das von Lebensmitteln bekannte EU-Bio-Siegel, ebenso Naturland, Bioland oder Demeter. Der Marktanteil ist gering, aber die Zahl der Anbieter wächst. Inzwischen bieten auch Baumärkte Öko-Bäume an. Dort muss man aber aufpassen, dass man sie nicht mit den ebenso angebotenen siegellosen Exemplaren verwechselt. Die ökologisch korrekten Bäume müssen noch nicht mal teurer sein als die konventionellen. Robin Wood pflegt online eine Liste (unter robinwood.de/weihnachtsbäume) von Öko-Anbietern. Für Brandenburg werden dort vier Baumarkt- und Gartencenter-Ketten und drei Verkaufsstellen genannt. Die Liste wurde zuletzt Dienstag aktualisiert.

Nordmanntannen am beliebtesten

Noch nachhaltiger mag ein Baum im Topf scheinen, den es entweder zum Auspflanzen oder bei Vermietern gibt. Wer auspflanzt, muss allerdings einplanen, dass der Baum – je nach Aufzucht und Topfgröße – anschließend entweder abstirbt (wenn er erst kurz vorher mit gekappten Wurzeln eingetopft worden ist) oder tatsächlich wächst und irgendwann als Problembaum den ganzen Garten verschattet. Außerdem müssen eingetopfte Bäume sich in kühlen Zwischenstationen akklimatisieren und können nicht wochenlang im warmen Wohnzimmer bleiben, wenn sie weiterleben sollen.

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Apropos weiterleben: Nordmanntannen sind laut dem „Bundesverband der Weihnachtsbaum- und Schnittgrünerzeuger in Deutschland“ mit 80 Prozent Anteil die bei Weitem beliebteste Art. Rund 15 Prozent der bundesweit 30 Millionen Weihnachtsbäume seien Blaufichten, der Rest Fichten und Edeltannen. Dass die Nordmanntannen hier nicht heimisch sind, ist wegen ihres Plantagenanbaus wenig kritisch – wobei jedoch in Brandenburg hinzukommt, dass es für die Nordmänner zu trocken ist. Manche Selbstschläger-Plantagen wie die in Mellensee bauen sie deshalb nicht mehr an, sondern kaufen sie für Interessenten auswärts ein.

Da für Weihnachtsbäume die 2G-plus- Regel gilt – grün, gerade und gern mit dem gewissen Etwas –, kommen kleine Kiefern und Fichten aus dem heimischen Wald leider nicht infrage. Schließlich soll das Fest ein frohes werden. 

ZUCHT UND EINORDNUNG

Laut Landesamt für Statistik bauen in Brandenburg fast 60 Betriebe auf knapp 600 Hektar Weihnachtsbäume an. Sechs Baumschulen produzieren Setzlinge auf etwa 4,2 Hektar. Ein Weihnachtsbaum, der im Wohnzimmer etwas hermachen soll, muss etwa acht bis zehn Jahre gewachsen sein. 

SELBER SÄGEN 

Auf einigen Plantagen werden nicht nur Bäume direkt verkauft, sondern darf auch selbst gesägt werden, was vor allem mit Kindern seinen Reiz hat. Für den Überblick: Der Brandenburger Landesbetrieb Forst listet online mehr als 30 Stellen mit Öffnungszeiten, verfügbaren Baumarten und Begleitprogramm auf: forst.brandenburg.de. Ein unvollständiger und nach Himmelsrichtungen sortierter Überblick findet sich unter reiseland-brandenburg.de/ausfluege-tourentipps/ausflugstipps/weihnachtsbaumschlagen. Die meisten Anbieter stellen Sägen zur Verfügung. Empfehlenswert sind auch Arbeitshandschuhe und eine Decke für den Transport im Auto.

ÖKO-BÄUME

Auf der Liste von Robin Wood finden sich Produzenten von Öko-Bäumen. Hier kann man selber sägen: Beim „Biohof am Jakobsweg“ im Steinhöfeler Ortsteil Jänickendorf (Anfahrt über Schönfelde) gibt es am 3. Adventswochenende (Sa/So jeweils 10 bis 16 Uhr) sowohl Bäume als auch Heißgetränke und Gegrilltes. Der Hof produziert aber nicht nur Bäume sondern auch Bio-Gänse und -Enten. Der ebenfalls zertifizierte Weihnachtsbaumwald Mellensee (bei Zossen) hat täglich von 8 bis ungefähr 16 Uhr geöffnet. Das Weihnachtsprogramm wurde hier auf Bratwurst, Glühwein, Stockbrot und Kinderpunsch reduziert.

WEITERE ANBIETER

Ein großer Anbieter im nahen Umland ist der Werderaner Tannenhof. Ebenfalls nicht weit ist auch der Krämerwaldhof (nördlich) in Oberkrämer, die Gärtnerei Schubert in Grüntal und Tannen-Gesche in Danewitz (nordöstlich), die Oberförsterei Hammer (nur 11. 12.) und die Försterei Zeuthen-Wüstemark (11. und 12. 12., südöstlich von Berlin).

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