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Die Händler freut’s. Am Samstag und am Sonntag kehrt das Tulpenfest ins Holländische Viertel zurück. Um die Marke gibt es jetzt aber Streit.

© Sebastian Gabsch

Holländisches Viertel in Potsdam: Der Schatten über dem Tulpenfest

Um die beliebte Veranstaltung im Holländischen Viertel ist ein Markenstreit entbrannt, der nun sogar Anwälte beschäftigt.

Von Valerie Barsig

Potsdam - Die Besucher, die ab morgen über das Potsdamer Tulpenfest schlendern, betrifft es nicht: Aber es brodelt im beschaulichen Holländischen Viertel von Potsdam. Zwar sind die Händler froh, dass das 21. Tulpenfest vom Bassinplatz zurück ins Viertel verlegt wurde, aber der Streit um die Marke „Tulpenfest“ spitzt sich zu und ist inzwischen ein Fall für die Anwälte.

Wie berichtet ist das Fest Anfang des Jahres zunächst wegen Krankheit des Vorsitzenden des Vereins zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam abgesagt worden. Hans Göbel hatte die Veranstaltung vor mehr als 20 Jahren aus der Taufe gehoben und seitdem ausgerichtet. Anfang März war die Geschäftsfrau Alice Paul-Lunow mit ihrer Veranstaltungsagentur Fine Emotion Events in die Bresche gesprungen – und hatte auch noch das Fest vom Bassinplatz zurück ins Viertel geholt. Das freut vor allem die Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel, in der neben Paul-Lunow selbst viele Händler vertreten sind. Sie sind auf die Umsätze an dem Festwochenende angewiesen.

Jetzt hat die Aktionsgemeinschaft Post von Göbels Anwalt erhalten: Darin geht es laut PNN-Informationen um den Markenschutz des Namens „Tulpenfest“, den Göbel verletzt sieht. Paul-Lunow habe laut Göbels Anwalt Werner Lehmann ebenfalls einen Durchschlag des Schreibens erhalten. Auch Paul-Lunow ist bereits tätig geworden. Sie habe beim Patentamt die Marke „Tulpenfest im Holländischen Viertel“ angemeldet, sagte sie gestern gegenüber den PNN. Göbel hingegen habe keinen Markenschutz beantragt, so Paul-Lunow. Göbel hatte nach der Übernahme des Festes durch Fine Emotion Events kritisiert, dass Paul-Lunow nicht vorher mit dem Verein gesprochen hatte.

Das tut auch Lena Mauer, Inhaberin des Cateringdienstes „à la maison“. Sie hat nach der PNN-Berichterstattung der Fine Emotion Events eine Absage erteilt: „Ich möchte nicht an einem Fest teilnehmen, bei dem neue Akteure ohne Rücksprache mit den vorherigen Akteuren einen Markennamen besetzen und suggerieren, dass es dann das gleiche Fest sei“, sagte sie gestern auf Anfrage. Das Verhalten sei unkollegial und unhöflich, so Mauer. Kritik äußert auch Martina Cornelius, Inhaberin des „Schuhwerks“ in der Mittelstraße. Sie sei zwar froh, dass das Fest wieder im Viertel stattfinde, allerdings sei die Kommunikation – zum Beispiel über Freikarten für Händler – im Vorfeld schlecht gelaufen.

Marco Marcu mit seiner Boutique in der Mittelstraße hingegen begrüßt Paul-Lunows Engagement. Auch er ist Mitglied der Aktionsgemeinschaft. „Eine so etablierte Institution wie das Tulpenfest abzusagen, geht nicht“, sagt er. Hätte man es jetzt abgeblasen, hätte es das Fest bald nicht mehr gegeben, so Marcu. Schon die Verlegung auf den Bassinplatz sei aus seiner Sicht ein Fehler gewesen. „Viele Kunden hat das verunsichert.“ Nach der Absage sei man in der Aktionsgemeinschaft froh gewesen, eine Lösung gefunden zu haben. Auch der jetzt entbrannte Streit um die Marke hätte die Aktionsgemeinschaft nicht davon abgehalten. „In jedem Fall hätten wir trotzdem ein Fest organisiert“, versichert er. Wäre die Marke gesichert gewesen, hätte man es umbenannt. „Zum Beispiel in Frühlingsfest.“

„Es ist wichtig, dass es überhaupt stattfindet“

Auch Sebastian Lukowczyk vom Geschäft „Wild Oat“ in der Benkertstraße ist froh, dass das Tulpenfest ins Holländische Viertel zurückkehrt. „Es bedeutet für uns Händler eine größere Kundenfrequenz“, sagt er. Er sei traurig, dass es jetzt Ärger gebe. Schließlich könne man ja auch einfach zusammenarbeiten. „Ich verstehe, dass das Herzblut von Herrn Göbel an dem Fest hängt“, sagt Lukowczyk. „Aber es ist wichtig, dass es überhaupt stattfindet.“ Laut Lukowczyk hätten rund 35 der holländischen Händler nach Bekanntwerden des Streits abgesagt. Wohl auch wegen der guten persönlichen Kontakte zu Göbel. Dennoch sei es Paul-Lunow gelungen, 70 Künstler mit Ständen für das Fest zu organisieren. Das liege laut Heiko Liesegang, der das Pannekoeken-Haus in der Mittelstraße betreibt, vor allem an der Professionalität Paul-Lunows. So erklärt er sich auch die Rückkehr des Festes in das Viertel. Hatte es zuvor wegen Sicherheitsbedenken auf den Bassinplatz verlegt werden müssen, sei das aktuelle Sicherheitskonzept von Fine Emotion Events routiniert erarbeitet worden.

Nach wie vor ungeklärt ist die Frage, wer für das Tulpenfest im nächsten Jahr verantwortlich ist. Sowohl Paul-Lunow als auch der Förderverein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam haben angekündigt, das Fest auszurichten. Paul-Lunow nennt bereits ein Datum: Am 13. und 14. April 2019, ebenfalls im Holländischen Viertel. Die entsprechenden Anträge seien bereits eingereicht.

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