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Der Verein betreibt das Jan-Bouman-Haus seit 1997, die Stadt zahlt die Betriebskosten.

© J. Bergmann

Holländer in Not: Jan-Bouman-Haus vor dem Aus?

Der Verein zur Pflege Niederländischer Kultur in Potsdam ist in eine finanzielle Krise geraten. Jetzt bittet er die Stadt um dringende Unterstützung. Wenn nichts passiert, muss der Verein das Jan-Bouman-Haus zurückgeben - und wird sich auflösen müssen.

Potsdam - Es ist das einzige original erhaltene und öffentliche Holländerhaus. Im Jan-Bouman-Haus kann man sehen, wie man im 18. Jahrhundert lebte, ohne Strom, fließend Wasser und Heizung, ohne Auslegeware. Zudem erzählt das Museum die Geschichte des Holländischen Viertels. 9000 Besucher kommen jedes Jahr.

Jetzt aber ist der Verein zur Pflege Niederländischer Kultur in Potsdam, der Haus und Museum ehrenamtlich betreibt, in eine finanzielle Krise geraten. Am Donnerstag bat Vereinsvorsitzender Hans Göbel im Kulturausschuss um dringende Unterstützung. Um die Kosten des Museums zu decken, seien jahrelang Rücklagen des Vereins aufgezehrt worden. Auch Einnahmen aus dem Tulpenfest seien ins Haus geflossen. Jetzt aber sei dieser Puffer aufgebraucht. „Wir schaffen es noch bis Ende des Jahres. Wenn dann nichts passiert, müssten wir das Museum an die Stadt zurückgeben. Und können den Verein auflösen. Dann war’s das.“ Göbel hofft, dass dieses Szenario nicht eintritt. „Wir sind motiviert, bieten Engagement und Fachkenntnisse und wollen das Museum weiterführen. Bedingung ist eine dauerhafte, verlässliche finanzielle Grundförderung der Stadt.“

Gutachten für Bouman-Haus: 70.000 Euro sind nötig

Der 1997 zwischen der Stadt als Hausbesitzer und dem Verein als Betreiber geschlossene Nutzungsvertrag regelt allerdings nicht die Finanzierung. Der Fachbereich Kultur und Museum erstatte lediglich die jährlichen Betriebskosten in Höhe von etwa 11.000 Euro. „Das funktioniert prima“, sagt Göbel. Dazu kämen Einnahmen aus Eintrittsgeldern von 11.000 bis 16.000 Euro jährlich. Die tatsächlichen Ausgaben für den Museumsbetrieb betrügen aber 30.000 Euro.

Interessant ist, dass die Stadt selbst 1997 ein Gutachten für das Bouman-Haus erstellen ließ. Aus dem geht hervor, dass mindestens 70.000 Euro für den Betrieb des Museums nötig sind. Auch Göbel findet die Summe realistisch. Immerhin möchte der Verein das Haus nicht nur auf Sparflamme verwalten, sondern das Angebot für Potsdamer und Touristen ausbauen. So wird noch in diesem Jahr eine historische Schwengelpumpe vor dem Haus aufgestellt – als Blickfang. „Wir werden leicht übersehen. Viele Besucher laufen an uns vorbei“, sagt Göbel. Er erwarte jetzt ein Signal, dass die Stadt Museum und Verein halten will. Denkbar wäre ein neuer Vertrag, der eine Unterstützung in angemessener Höhe beinhaltet. „Andere Häuser werden wesentlich besser von der Stadt gefördert. Wir haben bei Vertragsabschluss 1997 leider darauf nicht geachtet. Das war ein Fehler.“ Fachbereichsleiterin Birgit Katherine Seemann (SPD) sagte, der Fachbereich habe derzeit keine Mittel übrig. Man wolle im Gespräch bleiben. Im Oktober soll das Thema wieder aufgegriffen werden. Als erste Sparmaßnahme hat der Verein die Öffnungszeiten des Bouman-Hauses drastisch eingeschränkt. Auch Sonderausstellungen gibt es nicht mehr. Eine Erhöhung des Eintritts erfolgte bereits 2015. „Das wollen wir nicht gleich wieder tun“, so Göbel.

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