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Behütete Flamme. Heike Roth, Kaja und Leon brachten das Friedenslicht in die Babelsberger Friedrichskirche. Von dort gelangte es ins Bornstedter Feld.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Hoffnung in stürmischen Zeiten

Im Garten der Familie Roth im Bornstedter Feld wurde am Dienstag das Friedenslicht weitergereicht

Der böige Wind kam etwas ungelegen. Erst blies er die Hefte mit Advents- und Weihnachtsliedern durch die Gegend, später erschwerten die stürmischen Lüfte das Anzünden der Kerzen. Doch irgendwie passte der rauhe Wind am Dienstagabend auch zur Szenerie im Garten der Familie Roth im Bornstedter Feld. Schließlich war es das Friedenslicht aus Bethlehem, das Heike Roth und ihr Mann Harald auf der Wiese hinter ihrem Haus beherbergt hatten. Und fast so schwierig, wie den Frieden auf der Welt zu bewahren, erschien es an diesem Abend, das Friedenslicht auf mitgebrachte Windlichter und Kerzen überspringen zu lassen.

Rund 20 Menschen waren am Freitagabend gekommen, um im Garten der Familie Roth in der Hermann-Mattern-Promenade das letzte Türchen des lebendigen Adventskalenders zu öffnen. Und dabei drehte sich alles um das – hierzulande mittlerweile immer bekannter werdende – Friedenslicht. Seit 1986 wird es jährlich in der Geburtskirche von Bethlehem, also an jenem Ort, an dem biblischer Überlieferung zufolge Jesus geboren wurde, an einer Kerze entzündet. Die Flamme gelangt anschließend in viele Länder und wird dort verbreitet, indem unzählige weitere Lichter hieran entzündet werden. Am dritten Advent kam das Licht auf diese Weise nach Potsdam (PNN berichteten). „Der Witz ist, dass diese Kette nicht abreißt“, sagt Roth. Ein Hauptlicht gebe es nicht, nur ein Licht am Anfang und dann immer weitere neue Lichter.

Das Friedenslicht im Haushalt der Familie Roth hat jedes Jahr eine ganz spezielle Wohnung: „Wir parken es immer in unserer Badewanne oder in der Duschkabine“, erklärt Roth. Schließlich darf die Flamme nicht ausgehen, muss aber dennoch sicher stehen. Roth, die heute in einer Potsdamer Pfadfindergruppe die Kasse hütet und als Jugendliche selbst begeisterte Pfadfinderin war, nahm das Licht mit ihrer Familie am vergangenen Sonntag in der Babelsberger Friedrichskirche entgegen. „Wir gestalten immer am vierten Advent den Friedenslichtgottesdienst zusammen mit dieser Gemeinde“, berichtet Roth über das Engagement ihrer Pfadfindergruppe in dem Babelsberger Gotteshaus. Von dort nahmen die Roths am Sonntag sicherheitshalber gleich zwei Friedenslichter mit nach Hause, wie Ehemann Harald erzählt.

Eine weitere Familientradition will die Familie am heutigen Heiligen Abend zelebrieren. Dann werden die Kerzen am Weihnachtsbaum mit jenem Licht entzündet. Wer das Friedenslicht mit einer Kerze oder einem Windlicht weiterverbreite, sei gewissermaßen ein Friedensbotschafter, sagt Heike Roth. „Frieden ist für uns als Pfadfinder ein ganz zentraler Gedanke.“ „Ich selber war Anfang der 80er-Jahre in einem ganz großen internationalen Pfadfinderlager. Das war in Kanada.“ Und dort war möglich, was an der Quelle des Friedenslichts so schwierig erscheint: „Da ging das, dass die Israelis mit den Arabern Volleyball spielen“, erinnert sich Roth. Holger Catenhusen

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