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Neue Visualisierung RAW-Halle Potsdam.

© J. Mayer H.

Höhe, Größe, Breite: Digitalzentrum am Hauptbahnhof kleiner als gedacht

In einem Jahr soll der Bau des neuen Digitalzentrums nahe des Potsdamer Hauptbahnhofs beginnen – es wird wohl kleiner als gedacht. Diskussionen gibt es trotzdem. Und eine Frage bleibt weiter offen.

Potsdam - Bei der Entwicklung des geplanten Digitalzentrums an der früheren RAW-Halle drückt Investorenvertreter Mirko Nauheimer aufs Tempo. „Der Zeitplan sieht vor, dass wir im August den Bauantrag stellen werden und gegen Ende des Jahres die Baugenehmigung erwarten“, sagte Nauheimer den PNN. Dieser Zeitplan sei so auch von Potsdams Baubeigeordnetem Bernd Rubelt (parteilos) als gut realisierbar bestätigt worden. Nauheimer geht von einem Baubeginn im ersten Quartal 2020 aus.

In Kürze soll auf dem Areal an der Friedrich-Engels-Straße mit bauvorbereitenden Maßnahmen begonnen werden. Dabei soll das Gelände auf Altlasten geprüft werden. Außerdem soll nach Kampfmitteln gesucht werden. Bekanntlich war das Areal um den Hauptbahnhof im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert worden. Bei Bauarbeiten im Umfeld, wie der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) und auf dem alten Tramdepot, waren bereits mehrere Fliegerbomben gefunden worden und mussten entschärft werden.

Erste Mieter

Bei den Verhandlungen mit potenziellen Nutzern des Digitalzentrums geht es nach Angaben Nauheimers auch voran. „Wir sind aktuell bei einem Vorvermietungsstand von 14.000 Quadratmetern und über weitere 10.000 wird seriös verhandelt“, sagte er. Einer der Mietinteressenten werde nach Ostern das Gespräch mit der Wirtschaftsförderung Brandenburg suchen. Wer die potenziellen Mieter sind, will Nauheimer derzeit aber noch nicht sagen. „Namen der Mieter werde ich mit Erteilung der Baugenehmigung nennen, da wir erst dann mit den Mietern eine sichere und verbindliche Basis haben.“

Wie berichtet sollen in der denkmalgeschützten Halle sowie einem Neubau bis zu 1400 Arbeitsplätze entstehen. Rund 116 Millionen Euro sollen auf dem seit vielen Jahren brachliegenden Gelände investiert werden. Es wird laut Nauheimer mit einer Bruttolohnsumme von rund 100 Millionen Euro jährlich gerechnet. Hinter dem Projekt steht laut Nauheimer ein bislang namentlich unbekannter Geldgeber aus der Ölbranche. Ende Januar hatten die Stadtverordneten grünes Licht für das Projekt gegeben, nun läuft das besagte beschleunigte vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren. Das Zentrum wird von Stararchitekt Jürgen Mayer H. geplant – er hatte im Rahmen eines Auswahlverfahrens mit zwölf Architekten den Zuschlag vom Investor erhalten.

Mehrere Varianten im Gespräch

Zuletzt war das geplante Bauvolumen geschrumpft – von anfangs 28.000 Quadratmetern Nutzfläche blieben nun noch rund 20.000 Quadratmeter übrig. Ursache war der Verzicht auf die ursprünglich geplante Überbauung des RAW-Halle mit einer Art Büro-Brücke. Nauheimer hatte den Verzicht auf den Überbau mit Problemen begründet, die sich im Laufe des Planungsprozesses gezeigt hätten. So wäre die Halle zu stark verschattet gewesen. Die viel kritisierte Brücke war ursprünglich eine Idee des die Stadt in Architekturfragen beratenden Gestaltungsrats und hätte sehr hohe Baukosten bedeutet. Außerdem soll der bis zu 33 Meter hohe Bau kürzer ausfallen. Intern werde derzeit über die Form des Kopfbaus an der Friedrich-Engels-Straße Richtung Hauptbahnhof diskutiert, so Nauheimer. Im Gespräch seien Varianten mit sechs, vier oder zwei Geschossen sowie der komplette Wegfall dieses Baukörpers.

Unterdessen wurde das Projekt am Montagabend bei einer Bürgerinformationsveranstaltung im alternativen Kulturzentrum Freiland diskutiert – also gleich gegenüber. Dazu hatte die Stadtverwaltung eingeladen. Rund 80 Interessierte waren gekommen. Für Emotionen sorgte die Frage, wer der Investor ist. Nauheimer sagte dazu, dass dieser zum jetzigen Zeitpunkt nicht wünsche, der Öffentlichkeit bekannt zu sein. Die Stadtverwaltung kenne ihn aber bereits. Er verstehe nicht, wieso diese Identität eine Bedeutung habe. Es handele sich um eine Privatperson, so Nauheimer. Die Firma Trockland sollte sich ursprünglich an dem Projekt beteiligen, das sei aber mittlerweile nicht mehr der Fall. Trockland habe zu keinem Zeitpunkt Anteile gehalten.

Angst vor steigenden Mieten

Eine weiteres Thema war die Gebäudehöhe. Wie in den bisherigen Plänen bleibe es bei 33 Metern an der höchsten Stelle Richtung Osten. Auch das Thema der Baumassen beschäftigte die Teilnehmer. Allerdings stünden diese noch nicht genau fest, wie es hieß, weil der Gebäudeentwurf auch noch nicht feststehe. Alternative Pläne für den hohen Neubau gebe es nicht, sagte Nauheimer auf Nachfrage.

Auch die Verkehrssicherheit und Erschließung machten einem Teilnehmer Sorgen. Doch es seien 170 Stellplätze oberirdisch und 120 in der Tiefgarage vorgesehen, sagte Marcus Blum vom Architektenbüro Jürgen Mayer H. Für Fahrräder seien 700 Stellplätze geplant.

Ein Anwohner befürchtete, dass er sich seine Wohnung in der Nähe künftig nicht mehr leisten kann, wenn durch die Ansiedlung zahlungskräftige Arbeitnehmer zuziehen. Rubelt sagte, es sei grundsätzlich gut, wenn Arbeitsplätze entstehen. Die Frage der Mieten müsse die Stadt durch ihre Wohnungspolitik versuchen zu beeinflussen.

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