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Landeshauptstadt: Hochbeete für junge Naturforscher

Mit den Minigärten des Potsdamer Projektbüros netzwerk natur sollen Kita- und Schulkinder in Deutschland den Spaß am Gärtnern wieder für sich entdecken

Unkraut jäten, welke Blätter zupfen, gießen und die Erde auflockern – Seit vergangenen September haben die Mädchen und Jungen der Schularbeitsgemeinschaft Natur der Insel-Grundschule in Neuenhagen (Märkisch-Oderland) alle Hände voll zu tun. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Ute Schrader müssen sich die Schüler um ihr neues Hochbeet kümmern. Zu verdanken haben sie den Mini-Garten dem Projekt PflanzenWelten der Umwelt-Initiative Zukunft Stadt & Natur. Hinter der Initiative steht die Town & Country Stiftung aus Hörselberg-Hainich in Thüringen und das Potsdamer Projektbüro netzwerk natur. „Wir wollen bei den Kindern, aber auch bei den Lehrern wieder das Bewusstsein dafür schaffen, dass wir ganz allein für unsere Umwelt verantwortlich sind – und sie auch mitgestalten müssen“, erläutert Dirk Nishen, Geschäftsführer und Leiter des netzwerks natur, das Ziel von PflanzenWelten.

Das neue Hochbeet in Neuenhagen ist nach eigenen Angaben das mittlerweile 150. Projekt, das die Initiative bundesweit seit dem Start im April 2016 umgesetzt hat. Insgesamt gibt es in Brandenburg bereits 14 PflanzenWelten-Hochbeete, darunter in Rathenow (Havelland), Oranienburg (Oberhavel) und in Biesenthal (Barnim). In Berlin sind es inzwischen sieben, in Potsdam steht noch keines. Finanziert wird das Projekt aus Spenden, ist somit für die Schulen und Kindergärten kostenlos. Ausgewählt werden die potentiellen Standorte durch die sogenannten Botschafter der Town & Country Stiftung. „Die Resonanz ist in der Regel sehr gut. Dass eine Hochbeet-Spende abgelehnt wird, ist eine absolute Ausnahme“, sagt Nishen. Indes könnten sich Schulen und Kitas auch gerne direkt beim Netzwerk natur melden, fügt der Netzwerk-Chef hinzu.

Bei der Herstellung der Mini-Gärten wird Nishen zufolge auf Nachhaltigkeit und Inklusion großen Wert gelegt „Die Hochbeete werden in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung in der Nähe von Dresden gefertigt“, sagt Nishen. Und ergänzt: „Sie sind komplett ausgestattet mit verschiedenen Erden, einem Nagergitter, einer Schneckenkante, Werkzeugen speziell für Kinderhände, einem Fachbuch und einem Beitrag für Erstbepflanzung.“ Die Hochbeete mit den Maßen 1,90 Meter mal 1,20 Meter mal 52 Zentimeter seien aus stabilem Lärchenholz und bei Kindern sehr beliebt, denn an diesen könnten sie im Stehen arbeiten, sagt der Geschäftsführer des Netzwerks Natur.

Seit Januar 2017 gibt es Nishen zufolge darüber hinaus für Schulen auch die Möglichkeit, ein rollstuhlgeeignetes Hochbeet als Spende zu erhalten. Für die Schule entstünden auch hierbei keinerlei Anschaffungskosten, das Hochbeet werde wie bei den anderen Minigärten per Spedition angeliefert und müsse nur noch zusammengesetzt, mit Erde befüllt und bepflanzt werden.

Gegründet wurde das Netzwerk Natur, das unter anderem auch öffentliche Institutionen und Unternehmen in den Bereichen Umweltbildung, Naturschutz und Kommunikation berät, vor fünf Jahren. Es versteht sich als Plattform, auf der sich unterschiedliche Partner, Vereine, Verbände, Unternehmen und Einzelpersonen zusammenfinden, um in konkreten Projekten für Natur und Umwelt aktiv zu werden. Dazu gehören die Hochbeete oder auch die sogenannten „Entdecker-Pakete“, die ebenfalls von der Initiative Stadt & Natur in ganz Deutschland verteilt werden. Darin enthalten sind Bücher, Spiele, Bausätze, Malbögen und Poster, die das Thema Umwelt zum Schwerpunkt haben. Eine dritte Säule sind die „WasserWelten“, Aquarien für Kitas und Schulen. Wie die Hochbeete sind auch diese Projekte für die Bildungseinrichtungen kostenlos und an keine Auflagen verbunden, betont Nishen, der bei fast jeder Hochbeet-Übergabe im gesamten Bundesgebiet bisher dabei war. Es gäbe lediglich eine pädagogische Begleitung, wenn gewünscht.

Für das kommende Jahr ist eine weitere Säule des Netzwerkes geplant: „Wir wollen die InsektenWelten initiieren.“ Schulen und Kindergärten in Deutschland will die Initiative mit sogenannten Insektenhotels ausstatten, also künstlichen Nist- und Brutmöglichkeiten. Einen Prototyp kann Dirk Nishen, der sein Büro unweit vom Neuen Garten im Grünen hat, bereits vorweisen. Kleine Naturforscher dürfen sich schon einmal auf das große Kribbeln und Krabbeln freuen.

Beatrix Altmann

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