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Ein alter Traum. Alexander und Kerstin Wendland haben sich ein Jahr lang auf die Besteigung des Kilimandscharo vorbereitet. Ihr Restaurant „Der Butt“ bleibt während der Reise geschlossen.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Hoch hinaus

Alexander und Kerstin Wendland, die Inhaber des Restaurants „Der Butt“, besteigen zum Ehejubiläum den höchsten Berg Afrikas

Manche Ehepaare feiern ihre Silberhochzeit mit einem schönen Essen oder einem kleinen Ausflug – Alexander und Kerstin Wendland erfüllen sich stattdessen einen Lebenstraum. Die Inhaber der renommierten Potsdamer Fischrestaurants „Der Butt“ in der Gutenbergstraße wollen ihr 25. Ehe-Jubiläum mit der Besteigung des 5895 Meter hohen Kilimandscharos in Tansania feiern.

Wie kommt man auf die Idee, den höchsten Berg Afrikas zu besteigen? „Das ist ein langer Traum von mir“, sagt der Chefkoch Alexander Wendland. Und das hat nichts damit zu tun, dass im Muschelsaal des Neuen Palais die vermeintliche Spitze des Kilimandscharos zu besichtigen ist – der Bergsteiger Hans Meyer hatte einen schwarzen Gesteinsbrocken von seiner Erstbesteigung im Jahr 1889 mitgebracht und Kaiser Wilhelm II. geschenkt. Alexander Wendland beschäftigte sich aber schon als Jugendlicher gern mit Geografie und der Entdeckung Afrikas durch die Europäer, zeichnete zum Beispiel mit Freunden Karten nach, wie er berichtet. „Außerdem sind wir von Haus aus sehr abenteuerlustig“, ergänzt Ehefrau Kerstin.

Zu DDR-Zeiten war eine Reise nach Afrika allerdings utopisch. Erst vor etwa zehn Jahren nahm der Plan konkrete Gestalt an, als die beiden Bergwander-Fans auf einen Artikel über geführte Kilimandscharo-Besteigungen stießen. „Zu Anfang der 2000er-Jahre ging es ja richtig los mit dem Tourismus dort“, erinnert sich Wendland. Doch „Der Butt“ war 2001 gerade erst eröffnet worden und der Betrieb musste sich erst einmal festigen. „Da haben wir gesagt: Wenn wir zur Silberhochzeit noch fit sind, dann machen wir das“, erzählt Kerstin Wendland.

Dies war der Fall: Der Arzt habe sein Okay gegeben, berichtet Kerstin Wendland. „Wir haben uns ein Jahr lang darauf vorbereitet, sind ins Fitnessstudio gegangen und haben trainiert.“ Auch mit den Impfungen – unter anderem gegen Krankheiten wie das Gelbfieber – musste das Ehepaar bereits ein Jahr vor Reisebeginn anfangen, mehrere Besuche im Berliner Institut für Tropenmedizin waren dazu nötig.

Abgesehen von einen Urlaub in Ägypten ist es der erste richtige Afrika-Trip der Wendlands. Doch ganz unerfahren ist das Gastronomen-Paar nicht: Beide sind seit Jahren viel auf Bergen unterwegs, zur Vorbereitung der Tansania-Tour haben sie vor zwei Wochen den Brocken im Harz bestiegen. Dort mussten sie an einem Tag 900 Höhenmeter überwinden – das entspricht in etwa einer Tagesetappe den Kilimandscharo hinauf: Dabei werden etwa 1 000 Höhenmeter pro Tag bezwungen.

Der Kilimandscharo ist kein Berg, bei dem man mit Eispickeln Steilwände erklimmen muss, es geht steil, aber gleichmäßig bergauf. Die Wendlands werden über die gut erschlossene Marangu-Route gehen, auf der man sogar in alten Steinhütten übernachten kann, erzählen die beiden Potsdamer. „Man braucht nicht wirklich bergsteigerische Fähigkeiten dafür, das eigentlich Schwierige ist, dass man durch vier Klimazonen geht“, erklärt Kerstin Wendland. Während am Fuß des Berges tropische Temperaturen herrschen, müssen die Gipfelstürmer auf der Spitze mit minus 20 Grad und Schneestürmen rechnen. Um dem Körper den nötigen Sauerstoff in der dünnen Luft zuzuführen, muss zudem jeder Teilnehmer täglich vier bis fünf Liter Flüssigkeit trinken.

Die eigentliche Herausforderung sei weniger die physische, sondern die psychische Anstrengung, sagt Kerstin Wendland: „Das Ganze hat viel mit mentaler Stärke und Durchhaltewillen zu tun. Es gibt 70-Jährige, die den Aufstieg schaffen, und 25-jährige Marathon-Läufer, die daran scheitern.“ Die beiden sind jedoch zuversichtlich, dass sie die nötigen Vorraussetzungen mitbringen werden: „Die Leiter der Tour meinten, wir seien jetzt genau im richtigen Alter für eine Kilimandscharo-Besteigung“, sagt Kerstin Wendland und lächelt.

Da sich der Kilimandscharo in einem Nationalpark befindet, kann nicht einfach jeder ohne Führer den Gipfel stürmen. Durchgeführt wird das Kletter-Abenteuer von einem Schweizer Unternehmen, sowohl einheimische als auch schweizerische Bergführer nehmen an der Besteigung teil. Die Wendlands gehören zu insgesamt zwölf Personen, die als Gruppe den Aufstieg wagen werden. „Wir sind schon sehr gespannt auf die Truppe“, sagt Kerstin Wendland, unter anderem werden Deutsche, Schweizer und Italiener dabei sein.

Vom 27. Juli bis zum zehnten August sind die Wendlands unterwegs, in dieser Zeit bleibt „Der Butt“ geschlossen. Bei den Stammkunden hat sich das Vorhaben des Ehepaars bereits herumgesprochen: „Es kamen sogar Leute nur zu uns ins Restaurant, weil sie von der Kilimandscharo-Besteigung gehört hatten“, sagt Kerstin Wendland. „Manche sagten, sie waren zum Beispiel in Peru Bergsteigen und würden sich später gerne mal mit uns über unsere Tour austauschen.“

Neue kulinarische Ideen aus der afrikanischen Küche wird Alexander Wendland bei der Reise allerdings nicht sammeln können, denn für die anstrengende Bergtour stehen keine ausgefallenen Schlemmereien auf dem Speiseplan: „Da wird es eher wenig belastende Kost wie Haferbrei geben“, sagt der Koch.

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