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Symbol einer Krankheit. In Brandenburg gibt es geschätzte 470 HIV-Kranke. Von ihrer Erkrankung wissen aber nur etwa 150 Betroffene. 

© Arne Dedert/dpa

HIV-Kranke in Potsdam: Noch immer ein Tabu-Thema

Die AIDS-Hilfe Potsdam hat einen neuen Mitarbeiter und macht Projekte für Geflüchtete. Einem Großteil der HIV-positiven Menschen in Brandenburg ist die eigene Erkrankung nicht bekannt.

Von Birte Förster

Sie gibt Beratungen für HIV-Positive und Geflüchtete: Die Potsdamer AIDS-Hilfe hat einen neuen Mitarbeiter. Victor Trofimov ist von der AIDS-Hilfe Berlin nach Potsdam gewechselt. Gemeinsam mit zwei anderen Sozialarbeitern arbeitet er in den Räumlichkeiten in der Potsdamer Kastanienallee 27. Dort ist er vor allem als sogenannter Berater für MSM – Männer, die Sex mit Männern haben – tätig. Die Bezeichnung schließe nicht nur homosexuelle, sondern auch bisexuelle Männer ein, erklärt Trofimov, der seit 2012 für die AIDS-Hilfe arbeitet. Er berät Betroffene zum Umgang mit HIV, klärt aber auch über Prävention auf.

Mehrsprachige Beratung für Geflüchtete

Trofimov ist außerdem Koordinator eines Projektes für Geflüchtete. In den Flüchtlingsheimen in Potsdam und Potsdam-Mittelmark bieten er und seine Kollegen Workshops an, um über die Infektion und die Vorbeugung dagegen aufzuklären. Das Ganze läuft in mehreren Sprachen, neben Deutsch und Englisch gibt es Beratung auf Arabisch, Russisch und Polnisch. „Das Problem ist, dass viele aus Kulturen kommen, wo sie zu wenig aufgeklärt wurden“, so der Berater. Für viele Geflüchtete sei das Thema ein Tabu. Oft seien es die Mitarbeiter der Unterkünfte, die sich bei der AIDS-Hilfe für Workshops anmelden.

Dass viele Geflüchtete zu den Betroffenen gehören, lasse sich an der Zahl der Klienten ablesen, die eine Beratung bei der Potsdamer AIDS-Hilfe wahrnehmen. Die Hälfte der Klienten seien seit zwei Jahren Asylsuchende, berichtet Trofimov. Für einige sei die Erkrankung zugleich eine Chance: Wenn sie in Deutschland eine Behandlung bekommen, die in ihren Heimatländern nicht möglich wäre, erleichtere das in Einzelfällen den Erhalt eines Aufenthaltstitels, so Trofimov.

Victor Trofimov, Berater bei der Potsdamer AIDS-Hilfe.
Victor Trofimov, Berater bei der Potsdamer AIDS-Hilfe.

© Birte Förster

Wenige Arztpraxen bieten Behandlung an

Ein Problem nicht für alle HIV-Erkrankten sei, dass in Brandenburg nur wenige Arztpraxen eine Behandlung anbieten, so der Sozialarbeiter. Ärzte und Hilfsangebote konzentrierten sich auf Berlin. „Wir wollen den Menschen, die HIV-positiv sind, helfen, trotzdem eine Behandlung zu bekommen“, sagt Trofimov. Dass es nur wenig Behandlungsangebote in Brandenburg gibt, hängt ihm zufolge auch damit zusammen, dass die Zahl der Erkrankten in Brandenburg mit etwa 470 gering ausfällt. Von ihrer Erkrankung wüssten aber nur geschätze 150 Betroffene. Die Zahlen beruhen auf Schätzungen des Robert-Koch-Instituts. In Berlin, schätzt Trofimov, seien es zwischen 8000 und 10 000. Seit einigen Jahren seien die Zahlen stabil.

Damit das auch so bleibt und die Neuansteckungen möglichst gering bleiben, ist die AIDS-Hilfe mit Informationsständen bei Festivals und diversen Veranstaltungen präsent, betreibt Öffentlichkeitsarbeit und macht Präventionsveranstaltungen an Schulen. An jedem ersten Mittwoch im Monat trifft sich außerdem eine Selbsthilfegruppe in den Räumen in der Kastanienallee. Sowohl HIV-Erkrankte als auch Angehörige und andere Interessierte können daran teilnehmen. „Damit die Menschen, die von HIV betroffen sind, sich kennenlernen“, sagt der 32-Jährige.

Kostenloser und anonymer AIDS-Test zweimal im Monat

Zweimal im Monat haben potenziell Betroffene außerdem die Möglichkeit, einen kostenlosen und anonymen AIDS-Test durchführen zu lassen. Dabei handelt es sich um einen HIV-Schnelltest, bei dem Blut aus dem Finger entnommen wird. Der Test wird von den Sozialarbeitern selbst durchgeführt. Der erste Donnerstag im Monat von 16 bis 20 Uhr sei homo- und bisexuellen Männern vorbehalten. Der zweite Termin am dritten Donnerstag des Monats sei für alle offen, so der Sozialarbeiter.

Um ein breitgefächertes Angebot zu schaffen, arbeite die AIDS-Hilfe mit Gesundheitsämtern in ganz Brandenburg zusammen. Die raten Menschen mit einem aktiven Sexualleben dazu, sich alle sechs Monate auf HIV testen zu lassen. Die Infektion ist noch nicht heil-, aber behandelbar. Ziel der AIDS-Hilfe ist es laut Trofimov, zu zeigen, dass man sich immer noch schützen müsse, HIV aber keine tödliche Krankheit mehr ist.

http://www.aidshilfe-potsdam.de

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