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Hitze in Potsdam: Igel und Eichhörnchen in Gefahr

Auch in Potsdam leiden viele Tiere unter der Hitze. Experten geben Tipps, wie man helfen kann.

Wildtiere in Not

Wenn Eichhörnchen oder Igel Hilfe brauchen, ist Kathleen Wiggert von der Tierrettung Potsdam zur Stelle. Seit Beginn der Hitzewelle sind die ehrenamtlichen Helfer besonders gefordert. Sie nehmen bis zu 40 Anrufe am Tag entgegen und sind auf bis zu sieben Einsätzen gleichzeitig unterwegs. Jedoch seien die Zahlen nicht ausschlaggebend, „es sind die spektakulären Fälle, die berühren“, sagt Wiggert. „Wenn Mauersegler bei der Hitze die Jungen aus dem Nest werfen, ist das besonders tragisch. Die Mütter finden nicht mehr genug Nahrung, um sie zu versorgen.“ Sie beobachtet, dass Wildtiere während der Hitze am meisten leiden: „Haustiere behandeln wir wie unsere Babys. Wildtiere finden wir erst, wenn es zu spät ist.“ Dabei könne man bereits mit geringem Aufwand helfen. Besonders wichtig sei ausreichend Wasser. Nicht nur im eigenen Garten oder auf dem Balkon könne man Wasserschalen bereitstellen. „Am Stern haben Menschen Teller mit Wasser in den Wald gestellt“, erzählt Wiggert und lobt die Potsdamer für ihr Engagement. Eichhörnchen könne man zudem mit Nüssen und Obst versorgen, Igel freuen sich über mit Wasser verdünntes Nassfutter.

In überhitzten Wohnungen

„Haustiere sind abhängig von dem, was der Mensch ihnen bietet“, erklärt Tierärztin Anja Laabs. Wild lebende Tiere verziehen sich bei Hitze in kühlere Gebiete. In der Wohnung müsse der Mensch seinem Tier den kühlsten Raum zur Verfügung stellen. Bei Käfighaltung sei der Standort entscheidend. „Vögel sollte man bei der Hitze nicht ans Fenster stellen“, warnt Laabs. Hunde mit dichtem Fell leiden besonders unter der Hitze. Sie können nur über das Abstrahlen der Wärme abkühlen. Laabs empfiehlt daher, Hunde aller Rassen zu scheren. „Meinem eigenen Hund habe ich den kompletten Bauch geschoren“, erzählt sie. Das Futter sei bei der Hitze ebenfalls entscheidend. „Katzen trinken von Natur aus wenig, deshalb sollten Halter während der Hitze nicht nur Trockenfutter, sondern vor allem Nassfutter geben“, erklärt Laabs.

Pferde suchen Schatten

Pferde kommen mit der Hitze gut klar, zumindest die der Reitanlage Fahrland in der dortigen Pappelallee. Die Tiere suchten selbstständig Schattenplätze auf und tränken viel, sagt Inhaber Marco Mödebeck. Geritten werde in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden, sobald es sich abgekühlt hat. Die Tiere bräuchten nicht vor der Hitze geschützt werden, da sie ihren Temperaturhaushalt, wie wir Menschen, ein Stück weit regulieren können, betonte Mödebeck. Es sei deshalb auch so wichtig, den Tieren den Zugang zu ihrem natürlichen Lebensumfeld zu ermöglichen, sie wüssten selbst am besten, wie sie die Hitze kompensieren können. Um die Pferde nach dem Reiten abzukühlen, könnten ihre Hufe und Beine mit einem Wasserschlauch abgespritzt werden.

Es summt und brummt

Viele Insekten profitieren von den heißen Temperaturen. Bienen, Hornissen, Hummeln und Wespen kämen gut mit der Hitze klar. Dies bestätigte Axel Heinzel-Berndt, Naturschutzreferent des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Brandenburg. Schmetterlingen bereite die Hitze ebenfalls keine großen Probleme. Im Park Babelsberg seien bei kalter, windiger oder gar nasser Witterung weniger Schmetterlinge nachweisbar, als bei sonnigen und warmen Wetterverhältnissen. Voraussetzung dafür sei jedoch stets genug Wasser. Problematisch vor allem für Allergiker ist indes die Zunahme von Wespen- und Hornissennestern. Beim BUND in Potsdam seien bereits mehrfach Anfragen für eine Umsiedlung eingegangen. Lavendel helfe dabei, Wespen abzuschrecken, rät Heinzel-Berndt. Probleme mit der Trockenheit haben besonders Mücken, denen es schwerfällt, Gewässer zu finden, in die sie ihre Eier legen können.

Nahrungsknappheit bei Vögeln

Zumindest einige Vogelarten leiden unter der Hitze. So haben beispielsweise Störche Probleme damit, ihre Jungen zu ernähren. Die Trockenheit führt zu einer mangelnden Wasserversorgung, es bestehe die Gefahr, dass Jungtiere vertrocknen, sagt Heinzel-Berndt vom BUND. Großartig gefährdet seien die Störche aber nicht. „Hitzeperioden hat es früher auch gegeben, die Tiere können mithilfe unterschiedlicher Anpassungsmethoden die jeweilige Witterung überbrücken.“ Er mache sich keine Sorgen um einen Populationseinbruch oder längerfristige Konsequenzen, denn Störche haben ein breites Nahrungsspektrum. Neben Regenwürmern, Schnecken und kleinen Fröschen, die aufgrund der aktuellen Trockenheit geringer verbreitet seien, ernähre sich der Storch von Mäusen und überbrücke somit die Nahrungsknappheit.

Anna Köhler, Sophie Skeisgerski

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